Der Clan
sie den Höhepunkt. »C’est pas possible!« murmelte sie an seinem Ohr, als er ruhig geworden war. Sie schloß die Augen, und als sie fühlte, wie sein Glied weich und kleiner wurde, mußte sie lächeln. Immer blieb die Frau Siegerin. Der Mann war nur für einen Augenblick der Stärkere.
Er stand auf. »Ich muß mich anziehen«, sagte er, »bevor jemand raufkommt, um nach mir zu schauen.«
»Ja«, antwortete sie. »Ich helfe dir.«
Beide wußten nicht, daß sie gesehen worden waren. Von der jungen Braut, die es sich als sehr lustig vorgestellt hatte, wenn sie es als einzige fertigbringen würde, ihren Schwiegervater zu wecken und ihn zu ihrer Hochzeitsparty herunterzuholen.
Sally Hardeman schloß leise die Tür hinter sich und trat auf den Korridor. Plötzlich wurden ihr die Knie weich. Sie lehnte sich an die Tür und versuchte ihr Zittern zu unterdrücken. Sie holte tief Atem, tastete in ihrer kleinen Abendtasche nach einer Zigarette, zündete sie an und sog den Rauch in die Lunge. Jetzt spielte es keine Rolle mehr, wenn jemand sie rauchen sah. Es war irgendwie nicht mehr wichtig. Nicht mehr nach dem, was sie beobachtet hatte.
Es stimmte also. Die Geschichten, die sie gehört hatte, waren alle wahr. Auch jene, die ihre beste Freundin ihr von einem festlichen Abendessen in Hardemans Villa erzählt hatte; sie hätte damals gespürt, wie eine Hand unter der losen Abendbluse an ihrem Rücken nach oben glitt. Ehe sie sich dessen noch ganz bewußt war, wurde ihr Büstenhalter aufgehakt, die Hand glitt nach vorne, umfaßte und streichelte ihre nackte Brust.
Fast hätte sie laut aufgeschrien und wäre wütend auf den Mann neben sich losgegangen, da erinnerte sie sich, wer er war. Loren Hardeman. Er schaute sie nicht einmal an, sein Gesicht war abgewendet, er sprach mit der Frau zu seiner Linken.
Nur sein rechter Arm war da, hinter ihrem Stuhl und unter ihrer Bluse. Sie sah sich in der Runde um. Alle schienen ins Gespräch vertieft. Auch Mrs. Hardeman, die ihr schräg gegenüber saß, unterhielt sich mit ihrem Nachbarn. Sie erschrak, weil ihr klar wurde, daß keiner die leicht wogende Bewegung ihrer Bluse zu bemerken schien, unter der seine Hand ihre Brust umschloß und tätschelte. »Und was hast du getan?« fragte Sally.
Ihre Freundin sah sie mit einem seltsam klugen Ausdruck an. »Nichts«, antwortete sie einfach. »Wenn niemand sah, was sich da abspielte, oder zumindest so tat, hätte ich da eine Affäre draus machen sollen? Wer bin ich schon - und schließlich war es Loren Hardeman.« Sie kicherte. »Als ich mich dann am Tisch umsah, dachte ich mir, wie albern sie alle waren, nicht bemerken zu wollen, was hier vorging. Und da hat es mir sogar Spaß gemacht.«
»Nicht möglich!« hauchte Sally.
»Doch«, sagte das Mädchen. »Seine Berührung hatte etwas ungeheuer Aufregendes.«
»Und was hast du dann getan?« fragte Sally.
Ihre Freundin lächelte. »Nach dem Abendessen ging ich ins Badezimmer und hakte meinen Büstenhalter zu.«
Damit war die Geschichte zu Ende, doch es gab andere. Sally glaubte sie jetzt alle. Sie zog wieder an ihrer Zigarette, aber ihre
Beine zitterten noch immer. Sie hoffte, daß niemand auf den Korridor kam und sie in diesem Zustand sah.
Oben hatte sie leise an die Tür geklopft. »Daddy Hardeman«, hatte sie leise gerufen.
Sie klopfte und rief wieder. Dann drückte sie den Türgriff hinunter, weil sie meinte, daß er noch schlief. Die Tür ging lautlos auf, und Sally betrat das Zimmer. »Daddy Hardeman«, rief sie nochmals leise. Da erst sah sie das leere Bett und bemerkte das Licht, das aus der Badezimmertür hereinschien. Sie hatte sich schon zum Gehen gewandt, da ließ das Bild in dem großen Spiegel an der hinteren Wand sie erstarren. Im Spiegel konnte sie durch die offene Tür ins Schlafzimmer ihrer Schwiegermutter sehen, und dort standen die Silhouetten zweier nackter Gestalten. Ihr Schwiegervater hielt eine nackte Frau vor sich in die Höhe. Er lachte, und der Klang seiner Stimme schien im Zimmer zu dröhnen, während er die Frau auf und nieder senkte. Sie schrie auf und seufzte dann, als er in sie eindrang.
Erst als er mit der Frau, deren Beine seine Taille umfaßten, quer durchs Zimmer ging und aus dem Spiegel verschwand, konnte Sally sich wieder bewegen. Sie hörte das Knirschen der Bettfedern, einen Schmerzensschrei. Rasch schlüpfte sie aus dem Schlafzimmer. Nun war die Zigarette halb zu Ende geraucht, und sie hatte sich wieder in der Gewalt. Wut stieg in ihr auf; als
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