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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die Verantwortung zu übernehmen. Du bist der Präsident der Gesellschaft, du triffst die Entscheidungen.«
    »Aber - was hast du vor?« Junior war verwirrt.
    »Ich nehme den Urlaub, den ich mir selbst versprochen habe«, hörte er sich sagen. »Ich fahre für ein Jahr nach Europa, morgen reise ich ab.«
    »Ich dachte, du wolltest nächsten Monat fahren«, sagte Junior.
    Loren warf Sally einen Blick zu. »Ich habe es mir anders überlegt.«
    Sie sah ihm eine Weile in die Augen, dann verließ sie das Zimmer.
    Er wandte sich wieder zum Telefon. »Ich will jetzt nach Hause fahren und mich umziehen«, sagte er zu seinem Sohn. »Wir sehen uns dann am späten Nachmittag.«
    Müde setzte er sich in den hohen Duncan-Phyfe-Stuhl hinter dem Schreibtisch und wartete auf die Wirkung des Aspirins.
    Und jetzt sah sie ihn also über den Tisch weg an, während er seine Tasse wieder hinstellte. Ihre Stimme klang gefaßt. »Du läufst davon?«
    »Tja.« Er nickte.
    »Glaubst du, daß du damit etwas änderst?«
    »Vielleicht nicht. Aber achttausend Kilometer können uns eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen.«
    Sie schwieg.
    Er schaute sie ruhig an. »Ich bedaure nichts von dem, was geschehen ist. Wir hatten Glück, wir haben niemand weh getan. Diesmal nicht. Aber ich kenne mich. Wenn ich hierbleibe, kann ich dir nicht aus dem Weg gehen. Und das müßte letzten Endes alles und alle vernichten, die wir nicht verletzen wollen.«
    Sie saß bewegungslos in ihrem Stuhl. »Ich liebe dich.«
    Er schwieg lange. »Und ich glaube, ich liebe dich auch.«
    Seine Stimme hatte einen schmerzlichen Unterton. »Aber das ist jetzt ohne Bedeutung. Das Spiel geht bereits zu weit. Für uns beide.«
    »Du Hure! Du gemeines, verhurtes Luder!« Juniors Stimme gellte sehr still. »Wer war es?«
    Sie starrte ihn an, verblüfft über die plötzliche Veränderung seines Wesens. Es war, als hätte ein weiblicher Dämon von ihm Besitz ergriffen. Zum erstenmal vermerkte sie seine unterdrückten weibischen Charakterzüge. Mit dieser Erkenntnis schien ihre Furcht zu verschwinden. »Schrei nicht so!« sagte sie ruhig. »Du weckst das Baby.«
    Seine offene Hand klatschte ihr ins Gesicht, und sie fiel zusammen mit dem Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, zu Boden. Erst einen Moment später durchfuhr sie wie ein roter Feuerpfeil der Schmerz.
    Er stand über ihr, die Hand zum zweiten Schlag erhoben. »Wer war es?«
    Einen Augenblick lang bewegte sie sich nicht, dann schob sie mit den Füßen ihren Stuhl beiseite. Langsam stand sie auf, noch war der weiße Abdruck seiner Hand auf ihrer roten Wange zu sehen. Sie wich vor ihm zurück, bis sie an den Toilettentisch
    stieß. Er folgte ihr drohend.
    Sie stützte die Hände hinter sich auf die Tischplatte, ohne den Blick von seinem Gesicht zu wenden. Seine Hand holte aus, aber die Frau bewegte sich schneller. Er spürte den scharfen Stich sogar durch den dichten Stoff seiner Jacke. Sie sagte nur ein Wort. »Nicht!«
    Seine Hand blieb auf halbem Weg in der Luft hängen, und sein Blick senkte sich zu seiner Hüfte. Der Silbergriff der langen Nagelfeile blitzte in ihrer Hand. Ungläubig schaute er ihr wieder ins Gesicht.
    »Wenn du mich nochmals anrührst, bring’ ich dich um«, sagte sie ruhig.
    Er schien plötzlich zu schrumpfen, seine Hand fiel herab, Tränen traten in seine Augen.
    »Geh dorthin zurück und setz dich hin«, sagte sie. »Dann können wir miteinander reden.«
    Wie benommen stolperte er in die Ecke zurück und setzte sich in den Lehnstuhl. Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen und begann zu weinen.
    Ihr Wutanfall verrauchte so schnell, wie er gekommen war. In ihrem Herzen war nur Mitleid. Er war weniger ein Mann als noch ein Kind. Sie legte die Nagelfeile wieder auf den Toilettentisch und trat auf ihn zu. »Ich gehe fort«, sagte sie. »Du kannst die Scheidung haben.«
    Er schaute sie durch die gespreizten Finger an. »Du hast es leicht«, sagte er unter Schluchzen. »Aber was ist mit mir? Alle werden wissen, was vorgefallen ist, sie werden hinter meinem Rücken lachen und reden.«
    »Niemand wird es wissen«, sagte sie. »Ich werde so weit fort sein, daß nie ein Wort davon nach Detroit dringt.«
    »Mir wird übel!« sagte er plötzlich, sprang auf und lief ins Bad. Sie hörte sein Würgen durch die offene Tür. Sie folgte ihm ins Bad und sah, wie er über der offenen Toilette stand und sich übergab. Er zitterte am ganzen Körper und schien nahe daran umzufallen. Schnell trat sie hinter ihn und stützte mit

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