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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gegessen.«
    »Ich bin nicht hungrig«, sagte sie. »Außerdem muß ich noch zehn Pfund verlieren, bis ich das gleiche Gewicht wie vor meiner Schwangerschaft habe.«
    Er trank den starken schwarzen Kaffee. Dabei fiel ihm wieder ein, wie sie um sechs Uhr morgens ausgesehen hatte.
    Er war erwacht, als sie aus dem Bett schlüpfte, um dem Baby seine morgendliche Mahlzeit zu geben, aber er hielt die Augen absichtlich geschlossen. Sie sollte glauben, daß er noch schlief.
    Er fühlte, wie sie neben dem Bett stand und ihn betrachtete. Nach einer Weile entfernte sie sich, und er sah ihr durch die leicht geöffneten Lider nach. Sie war nackt, und er konnte im grauen Licht des frühen Morgens die schwachen blauroten Flecken sehen, die seine Leidenschaft auf ihrer hellen Haut hinterlassen hatte. Sie schien ziel- und zwecklos durch das Zimmer zu wandern. Vor dem Toilettentisch blieb sie stehen, und plötzlich war sie doppelt, von vorn und von hinten, einmal davon im Spiegel. Aber sie achtete nicht darauf, sondern nahm seine schwere Taschenuhr in die Hand und sah sie einen Augenblick an, dann legte sie die Uhr hin und griff nach den goldenen Manschettenknöpfen. Sie hatten die Form des ersten Sundancers, den er gebaut hatte. Sie sah sie sich lange an. Nachdem sie die Knöpfe weggelegt hatte, wandte sie sich um und schaute zu ihm hin. Er schloß schnell die Augen.
    Er hörte, wie sie wieder im Zimmer umherging, dann machte sie die Tür hinter sich zu, und nach einiger Zeit hörte er durch die Wände ihres Badezimmers das Geräusch von fließendem Wasser. Er wälzte sich auf den Rücken und schlug die Augen auf.
    Er lag im Bett seines Sohnes, im Schlafzimmer seines Sohnes, und der Duft der Frau seines Sohnes hing noch an dem Kissen neben ihm. Seine Augen schweiften durch den Raum. Alles darin verriet die Vorliebe Juniors für antike Möbel. Der Toilettentisch und der Spiegel, die Stühle, sogar der zarte Duncan-Phyfe-Schreibtisch unter dem Fenster im Erker, alles gehörte zur Welt seines Sohnes.
    Ein eigentümlicher Kummer bedrückte ihn. Elisabeth hatte so oft gesagt, daß sein Leben, soweit es seinen Sohn betraf, aus einer Folge von Fehlschlägen bestand. Daß er die Unterschiede, die zwischen ihnen bestanden, nie zur Kenntnis nehmen wollte und daß er Junior, sosehr er sich auch bemühen mochte, nie nach seinen Vorstellungen würde formen können.
    Müde schloß er die Augen. Wenn das Fehlschläge waren, was war dann dies hier? Wieder ein Fehlschlag? Oder Verrat? Oder sogar noch schlimmer, eine endgültige Usurpierung des Lebens und Platzes seines Sohnes? Er fiel in unruhigen Schlaf.
    Als er die Augen wieder aufschlug, war es acht Uhr vorbei, und sie stand neben dem Bett. Sie trug ein einfaches Kleid, ihr Gesicht war gewaschen, ungeschminkt, die Augen waren klar, und das Haar war zu einem ordentlichen Knoten am Hinterkopf zusammengefaßt.
    »Junior ruft aus dem Büro an«, sagte sie tonlos. »Er will dich sprechen.«
    Er schwang die Füße aus dem Bett. »Wieviel Uhr ist es?«
    »Ungefähr zwanzig vor neun.«
    »Woher weiß er, daß ich hier bin?«
    »Als du heute morgen nicht bei der Sitzung warst, rief man bei dir zu Hause an. Dort hörten sie, du hättest erwähnt, daß du vielleicht hierher kommen würdest. Aber bevor sie hier anriefen, haben sie es zuerst anderswo versucht.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Daß wir lange aufgeblieben sind und ich fand, du solltest lieber hierbleiben, statt nach Hause zu fahren.«
    »Gut«, sagte er und stand auf. Er spürte ein schmerzhaftes Stechen in den Schläfen. »Könntest du mir Aspirin bringen?« fragte er, ging zu dem kleinen Schreibtisch und hob den Telefonhörer ab.
    »Hallo.«
    »Vater?« Juniors Stimme klang dünn und metallisch aus dem Telefon. »Leider wußte ich nicht, daß du dort bist, sonst wäre ich heimgekommen.«
    »Schon gut«, sagte Loren. »Ich habe mich im letzten Augenblick entschlossen, zu euch rauszufahren.«
    Sie kam mit zwei Aspirintabletten und einem Glas Wasser ins Zimmer zurück. Er schluckte die Tabletten.
    »Duncan hat die Pläne für das verbesserte Fließband für den Loren II fertig«, sagte Junior. »Wir wollten deine Zustimmung haben.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Recht gut, scheint mir«, sagte Junior. »Wir müßten damit bei der Endmontage ungefähr zweihundertzehn Dollar pro Stück sparen können.«
    »Dann gib dein Okay!« sagte er kurz.
    »Ohne daß du die Pläne gesehen hast?« fragte Junior überrascht. »Ja. Du sollst dich daran gewöhnen,

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