Der Clark Darlton Reader
häßlichen Untier unterwerfen? Nein, das glaube ich nie und nimmer! Und … wo hättest du den Beweis?“
„Der Beweis liegt dort hinten – siehst du ihn?“
Ladam folgte der Richtung des zeigenden Arms – und zuckte zusammen.
Seltsam verkrümmt lag gegen einen Felsbrocken geworfen die Gestalt eines Menschen. Sie war in einen roten Stoff gekleidet, der an vielen Stellen zerrissen und verbrannt war. Das Gesicht war zur Unkenntlichkeit entstellt und blutverkrustet. Um die Fußgelenke geschmiedet befand sich ein Metallring, an dem der Rest einer feingliedrigen Kette hing.
Ladam stieß einen erstickten Schrei aus und eilte auf den Unglücklichen zu. Obwohl jede Hilfe zu spät kommen mußte – denn der Mann war tot –, beugte er sich hinab und betrachtete die Gestalt eindringlich.
Ja, das war einmal ein Mensch gewesen!
Einige Abweichungen bewiesen, daß er seine Rasse nicht rein gehalten hatte. Vielleicht war das auch die Ursache für die Niederlage gewesen, die ihm die Echsen zugefügt hatten, indem sie ihn zum Werkzeug ihrer Intelligenz gemacht hatten.
Ladam richtete sich auf.
„Jetzt glaube ich, was du gesagt hast. Du hast eine unwahrscheinlich gute Begabung, dir aus wenigen Anhaltspunkten eine brauchbare Theorie zusammenzureimen. Und ich kann mir nun nicht mehr denken, daß es anders gewesen sein könnte, als du es geschildert hast. Diese – Tiere also gaben den unterdrückten Menschen, die keinen eigenen Willen mehr besaßen, ihre Befehle, die diese ausführen mußten. Das ist ungeheuerlich!“
Mu wandte sich ab.
„Gehen wir, wir können nichts mehr unternehmen. Wir wissen nun, mit wem wir es zu tun haben. Und es wird unsere erste Aufgabe sein, alle bereits ausgewachsenen Echsen und Saurier dieser Welt zu vernichten, wo immer wir ihnen begegnen. Unsere Nachkommen sollen nicht das gleiche Schicksal erleiden wie diese Unglücklichen.“ Er zeigte auf die Leiche des Rotgekleideten.
„Nur eins ist mir nicht klar“, sagte Ladam, während sie langsam am Felsen hinabkletterten. „Wie kommt es, daß jene Lebewesen, die auf dieser Welt ausgesetzt wurden, scheinbar keine Intelligenz besitzen? Du wirst doch nicht behaupten, daß die Saurier Intelligenz besitzen?“
„Nein, nicht in unserem Sinne“, gab Mu zu. „Sie wurden als Junge nach hier gebracht und sich selbst überlassen. Sie haben keine ‚Erziehung’, wenn man so sagen könnte. Doch da ist noch etwas: Intelligenz kann sich bei verschiedenen Rassen auch verschieden auswirken oder zeigen. Was wissen wir schon von diesen Wesen. Wir wissen nur, daß sie unsere Todfeinde sind. Und wir haben die besseren Waffen.“
„Noch haben wir sie. Wer weiß, wie lange noch!“
Toltekl und Lok hatten nichts gefunden außer Trümmern des Raumschiffes und undefinierbaren Instrumenten, die in alle Einzelteile zerbrochen waren. Selbst in die See hinein waren sie gewatet, um die über die Wasseroberfläche hinausragenden Metalltrümmer zu untersuchen. Sie hatten nichts Außergewöhnliches feststellen können.
Um so größer war ihre Überraschung, als Mu und Ladam ihnen von ihrem Fund erzählten. Zwar hatte Mu seinen Gefährten schon vorher durch Telepathie unterrichtet, aber Lok erfuhr es zum erstenmal. Auch war die Verständigung zwischen Lok und Toltekl nicht so vollkommen wie die zwischen Mu und Ladam. Letzterer hatte die ganze vergangene Nacht mit Lariel verbracht, der ihn in Grundzügen in die Geheimnisse der „heiligen Sprache der Weisen“ eingeweiht hatte, die seltsamerweise mit der Sprache der Unbekannten identisch war. Diese Sprache wich kaum von der der Eldosianer ab, nur war die Betonung eine völlig andere. Dadurch entstand der irrige Eindruck, es handle sich um eine fremde und unbekannte Sprache.
Schweigend und beeindruckt stiegen die vier Männer wieder in das kleine Flugboot, das Sekunden später steil in die Höhe schoß.
Es nahm Kurs auf die nahe Küste, die rasend schnell näher kam.
Lariel vernahm sinnend die Neuigkeit, die ihm von den Männern berichtet wurde. Es dauerte eine ganze Zeit, ehe er die Ungeheuerlichkeit verdauen konnte.
„Ich kann es immer noch nicht glauben“, sagte er endlich, „daß sich so andersartig geformte Kreaturen zwischen uns und unsere Aufgabe gedrängt haben. Wie kann es geschehen, daß Menschen ihre Werkzeuge wurden? Von welchem System mögen sie stammen?“
Es war Mu, der die Vermutung aussprach:
„Sie kommen nicht aus einem benachbarten System, denn sonst hätten sie schon Hilfe holen können. Und
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