Der Clark Darlton Reader
wieder ein neues Wunder, die Verwirklichung dieses Traumes aller Raumfahrer zu erleben. Und er hatte es schon oft erlebt.
„Irre dich diesmal bitte nicht“, sagte er ernst. „Es hängt zuviel davon ab, daß wir zur rechten Zeit kommen. Und du weißt ja, zweimal läßt sich der gleiche Vorgang nicht wiederholen. Außerdem ist es ja nicht möglich, in die Vergangenheit zu gehen. Wenn es auch so scheint, als täten wir das.“
„Wir tun das allerdings nicht, wir neutralisieren lediglich die unvermeidliche Kontraktion, die stets dann entsteht, wenn ein Körper sich der Lichtgeschwindigkeit nähert.“
„Ich weiß, du hast es mir schon oft genug erklärt. Aber ich höre es immer wieder gerne. Aber warte diesmal, bis du es Mu erklärst. Ich kenne ihn zwar nur vom Mikrofilm her, den man damals von seinem Start drehte und der im geschichtlichen Museum zu sehen ist, aber er wird sich hoffentlich nicht zu sehr erschrecken, wenn wir seinem Ruf so schnell gefolgt sind.“
Khmerl hatte ein wenig an verschiedenen Instrumenten gestellt. Langsam wanderte das Bild der unzähligen Sterne schräg an ihnen vorbei. Das Schiff beschrieb eine weite Kurve, wurde scheinbar langsamer. Sie befanden sich nun inmitten eines gewaltig großen Sternsystems, denn rings um sie herum standen die flammenden Sonnen dieses Systems, sandten ihre Strahlen in alle Richtungen des Alls. Und eine dieser Sonnen war ihr Ziel.
Der Pilot Khmerl warf einen Blick auf ein plastisches Bild, das neben ihm auf einem tischartigen Gebilde lag. Seine Stirn furchte sich in angestrengtem Nachdenken. Dann aber, nach einem längeren Blick in das Gewirr der unzähligen Sterne, atmete er auf.
„Verringere die Kontraktion, Herkatl. Ich hab’s gefunden. Nicht mehr lange, und wir werden in die Atmosphäre des Planeten tauchen.“
„Kümmere du dich um den Kurs, ich kümmere mich um die Zeit“, gab der Meister der Zeit zurück. „Da unsere tatsächliche Flugzeit in die Berechnungen einkalkuliert werden muß, sowie die Zeit, die die Radio wellen benötigten, dürften wir etwa zehn Jahre nach Mus Ankunft auf dem Planeten landen. Immerhin besser als anderthalb Millionen Jahre später.“
Aztekl konnte die Trauer in seiner Stimme nicht verbergen, als er sagte:
„Und es wird wiederum meine Aufgabe sein, zu töten!“
„Die Andromedaner sind es nicht anders wert“, gab Herkatl kalt zurück. „Sie sind eine kämpf es wütige, zerstörerisch veranlagte Rasse, der der Fortschritt nur bezüglich ihrer Waffen am Herzen liegt. Kaum haben ihre Gehirne die Fähigkeit besessen, einigermaßen denken zu können, als sie auch schon mit der Konstruktion gefährlicher Waffen begannen. Das erste, was sie taten, war die Vernichtung der beginnenden Zivilisation durch den Menschen. Sie versklavten ihn und bauten mit seinem Geist und seinen Händen Raumschiffe. Diese Raumschiffe rüsteten sie mit tödlichen Strahlen aus. Jeden bewohnten Planeten, den sie fanden, verwüsteten sie und rotteten die Bevölkerung aus, um ihre eigene Rasse dort anzusiedeln. Es ist nur ein Glück, daß sie ihre Nachkommen sich selbst überließen, die sofort wieder in den Urzustand der Primitivität zurückfielen. Ein Unbefangener, der auf einem solchen Siedlungsplaneten landete, würde niemals vermuten, daß diese riesenhaften, primitiven Tiere von einer intelligenten Rasse abstammen.“
„Es fällt mir nicht schwer, diese gewaltigen Fleischkolosse zu töten“, sagte Aztekl langsam. „Aber ich denke oft mit Grausen daran, was wohl geschehen könnte, wenn man mein Werk eines Tages von einem anderen Standpunkt aus beurteilt. Vielleicht haben die Echsen recht und wir irren? Wir betrachten alles nur von unserem menschlichen Standpunkt aus. Was wissen wir, ob nicht auch jene Insektenrasse in der Herkleswolke mehr Daseinsberechtigung hatte als wir? Sie hatte die gleichen Aufgaben wie wir. Wir zerstörten diese Rasse mitleidlos, nur wenige entkamen unseren Vernichtungswaffen. Seht ihr, von deren Standpunkt aus gesehen sind wir die Mörder.“
„Nicht sentimental werden, Aztekl“, warnte Khmerl sanft. „Wir haben bisher immer nur dann vernichtet, wenn uns selbst Vernichtung drohte. Es war einfache Notwehr.“
„Und warum können die einzelnen Intelligenzen nicht friedlich nebeneinander leben? Warum müssen sie sich bekriegen?“
„Ein Planet kann nur eine Form der wahren Intelligenz ertragen“, mischte sich Herkatl in das Streitgespräch. „Ich bin ohne weiteres davon überzeugt, daß es in ein und
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