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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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befand sich außerhalb der Zeit. Wenn auch im All und auf den vielen bewohnten Welten Monate, Jahre und sogar Jahrtausende vergingen, so vergingen für die Insassen der Scheibe nur Minuten oder Stunden. Die Sternbilder veränderten sich zusehends, und es hatte den Anschein, als bewege sich das Raumschiff mit millionenfacher Lichtgeschwindigkeit voran, aber das alles war nur eine Folge der völlig natürlichen Zeitkontraktion, die von allen raumfahrenden Rassen als größtes Geschenk der weisen Natur angenommen wurde. Ohne diese Zeitkontraktion wäre der Flug von Stern zu Stern und von Milchstraße zu Milchstraße unmöglich gewesen. Kein Lebewesen hätte so lange zu leben vermocht, wie eine solche Reise zu dauern pflegte.
    In weiter Ferne vor dem Raumschiff – vielleicht waren es Lichtjahrmillionen – stand ein seltsames Gebilde im Raum. Es erinnerte an eine abgeflachte Kugel, durch deren Mitte, gleich einem Äquator, eine dunklere Linie ging. Der Rest war hell und strahlend. Das Ganze hatte eine Form ähnlich des Raumschiffes selbst, das sich scheinbar zusehends diesem Gebilde näherte, das nichts anderes war als ein ungeheuer großes Milchstraßensystem. Ganz langsam begannen sich die kompakten Massen in unzählige Sternhaufen aufzulösen, die mit wahnsinniger Geschwindigkeit größer und größer wurden, je näher die Flugscheibe herankam.
    Nur drei Menschen waren es, die in der Hauptkabine des Schiffes vor der gewaltigen Kuppel standen und auf das großartige Schauspiel starrten, das sich ihren Blicken bot. Menschen, wie sie auf Eldos lebten, wie sie auf jenem unbekannten Stern existierten, der Mus Heimat gewesen war, und wie sie auf dem dritten Planeten eines noch unbenannten Sonnensystems ausschauten und eine neue Zivilisation aufzubauen versuchten.
    Der eine der Männer streckte die Hand aus und zeigte auf das flimmernde Gewirr der Sterne.
    „Das muß es sein! Es dürfte dir nicht schwerfallen, Herkatl, das rechte System zu finden. Aber kommen wir auch in der Zeit richtig an?“
    Herkatl nickte und sah auf eine Skala.
    „Würden wir so landen, wie wir jetzt kämen, würden uns die Nachkommen derjenigen empfangen, die wir erretten wollen. Da wir sie aber dann ja nicht gerettet hätten, würde die Welt wahrscheinlich tot und öde … oder von Echsen bewohnt sein. Wir müssen also das Raum-Zeit-Kontinuum durchbrechen, sobald wir in die Nähe des Systems geraten, und die rechte Sekunde abpassen. Wobei es zu bedenken gilt, daß diese eine Sekunde unter Umständen für diese Welt ein Jahrtausend bedeutet.“
    „Schaffst du das auch diesmal?“
    „Wie immer, Aztekl, wie immer!“
    Der dritte der Männer schüttelte den Kopf.
    „Sprich nicht so stolze Worte, Bruder. Erinnerst du dich noch an den Planeten Exmer in der Her kies wölke? Da hattest du dich verrechnet und kamst einige Jahrhunderte zu früh an. Fast hätten uns damals unsere eigenen Ururururgroßeltern umgebracht.“
    Herkatl warf dem Gefährten einen bösen Blick zu.
    „Man kann sich auch mal irren, mein lieber Khmerl. Wahrscheinlich lag es daran, daß du vom Kurs abgewichen bist. So etwas ist dann meist die Schuld des Piloten.“
    Aztekl lächelte und wies auf das näher kommende System.
    „Wir befinden uns mitten drin, es wird Zeit, die Geschwindigkeit herabzusetzen.“
    „Du irrst, wie immer, großer Meister“, sagte Herkatl grinsend. „Unsere Geschwindigkeit bleibt die gleiche, nur verändern wir den Zeitablauf. Daher bekommen wir logischerweise den Eindruck, als verlangsame sich unsere Fluggeschwindigkeit, was aber gar nicht der Fall ist. Nur die Zeit vergeht langsamer, das ist alles. Und gleichzeitig bewegen wir uns im Zeitstrom wieder rückwärts, bis wir – bei genauer Berechnung – wieder jenen Punkt erreichen, an dem wir starteten. Es ist eine Schande, daß wir dieses Geheimnis der Zeitverschiebung nicht eher entdeckten. Wir hätten uns viele Verluste ersparen können. Na, Mu wird staunen, wenn er uns sieht. Sein Hilferuf erreichte uns zwar sehr schnell, da der neue Sender praktisch unbegrenzbar schnelle Wellen aussendet, die der Zeitkontraktion nicht zum Opfer fallen. Aber Mu konnte nicht damit rechnen, daß wir inzwischen, etliche Millionen Jahre nach seinem Start, endlich Meister der Zeit geworden waren. Er wird annehmen, daß wir erst dann seine Welt finden, wenn er bereits seit Jahrmillionen tot ist.“
    Aztekl lächelte nicht mehr. Obwohl er in die Geheimnisse der Zeitüberwindung eingeweiht war, bedeutete es für ihn immer

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