Der Clark Darlton Reader
Tage auf Xo 2.
James war fast täglich bei Xola und erfuhr alles, was er wissen wollte. Die Wunder der Milchstraße boten sich ihm dar in den Originalfilmen der intergalaktischen Expedition, farbig und plastisch. Er sah die einzelnen Sonnensysteme und ihre Welten. Es gab unbewohnte Systeme, die erst vor Jahrmillionen entstanden waren. Und alles, was man mit ihnen machte, war: Man brachte Bakterien auf die leeren Welten und filmte den Vorgang. In einigen Millionen Jahren würde eine neue Expedition zu jenen Planeten fliegen. Und was würde man finden? Leben! Leben im Anfangsstadium der Entwicklung.
James Freema sah den Schöpfungsfilm des Planeten Erde.
Vor fast zwei Milliarden Jahren hatte eine schon längst vergangene Menschheit die ersten Lebenskeime zum Sonnensystem gebracht. James erkannte die Erde. Die Meere hatten sich schon gebildet, kochten noch; zwischen den enger zusammenliegenden Kontinenten Amerika und Afrika lag ein heute nicht mehr vorhandener Erdteil: Atlantis. Der Mond, eine noch glühende Kugel aus dickflüssigem Magma, war eben erst entstanden. Unaufhörlich fielen gewaltige Meteore mit geräuschvollem Aufspritzen in den Brei, der schnell erkaltete.
Und gerade auf dem Erdteil, den man später Atlantis nannte, landete für wenige Sekunden ein Raumschiff. Sanft setzte es auf den kahlen, glatten Felsen auf. Eine Tonne oder ein Metallzylinder glitt durch eine unten angebrachte Luftschleuse und barst. Heraus kam nichts anderes als ein dunkler, schmieriger Schlamm.
James Freema erstarrte. Xola 52 nickte nur.
„Aus diesem Schlamm entwickelte sich der Mensch.“
Als James an diesem Tag nach Hause kam, fanden die Freunde ihn seltsam verändert. Und Anne hörte ihn im Schlaf sprechen:
„Gut! – Aber wo kamen die her, die den Schlamm ausschütteten?“
Sie drehte sich herum. Wie konnte man nur solchen Unsinn träumen!
Trotzdem fühlte sie sich glücklich. Xola hatte sie nach irdischer Sitte getraut.
Mike und Jules waren weniger formell gewesen, genossen aber die gleichen Privilegien; besonders Jules.
Erst gestern war die neue Gefährtin in sein Heim gezogen. Die vorherige war eines Tages nicht mehr wiedergekommen. Er hatte gewartet; aber dann hatte sich Mola gefunden, die versprach, ihn liebevoll trösten zu wollen. So ließ sich Jules trösten.
Mola war Taros’ Schwester!
Als Jules daher zu sich kam, befand er sich in Libra und wußte nicht, wie er dorthin gekommen war. Arbil empfing ihn mit freundlicher Liebenswürdigkeit und schenkte ihm reinen Wein ein.
„Ich erzähle dir deshalb so viel, weil es für dich nur zwei Möglichkeiten gibt, Erdenmensch. Entweder verbündest du dich mit uns und hilfst uns bei unserer Aufgabe – oder aber du stirbst. Meine Techniker arbeiten zur Zeit an dem Problem der schnelleren Funkwellen. Du sollst ihnen helfen. Wenn wir auch viel weiter fortgeschritten sind als ihr, so könnte es doch möglich sein, daß dir manche Idee käme, die wir vielleicht nicht hätten.“
„Schnellere Funkwellen?“ fragte Jules müde und dachte an sein Bett.
„Noch schnellere?“
„Ja. Unsere Raumschiffe fliegen mit zehnfacher Lichtgeschwindigkeit. Warum sollte das nicht auch bei Funk wellen der Fall sein können? Gibt es eine Erklärung, warum es nicht sein kann?“
„Nein, wenigstens keine beweisbare.“
„Na also!“ Arbil sah auf und lächelte. „Du wirst uns doch helfen, ja? Xola ist ein böser Herrscher. Wir werden ihn bald stürzen. Dann ist es gut für dich, unser Freund gewesen zu sein.“
Jules schien nachzudenken.
„Also ich helfe euch – aber ich möchte meine Gefährtin wiederhaben.“
Arbil lächelte immer noch.
„Natürlich sollst du sie wiederbekommen. Welche übrigens?“
Mike vermißte Jules zuerst.
„Sag mal, James, wo mag der Halunke stecken? Samt Frau ist er verschwunden. Ob sie eine Hochzeitsreise machen?“
„Kaum. Kennt man hier nicht. Was meinst du, Anne?“
„Er wird sich sicher eine andere suchen“, meinte Anne.
„Dann hätte er mir das gesagt“, behauptete Mike steif und fest.
Xola nahm die Sache nicht so leicht. Er runzelte die Stirn.
„Es wäre nicht das erste Mal, daß ein Xoaner oder ein Lebewesen von irgendeinem System spurlos verschwindet. Irgendwo auf unserem Planeten existiert Libra, die Zentrale meiner Gegner – der Gegner aller Welten. Wenn sie die Macht an sich reißen können, wird es nicht, wie bisher, nur Kriege zwischen den Völkern eines Planeten oder den Planeten eines Systems unter sich geben,
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