Der Clark Darlton Reader
Tage Aufenthalt mit mir vereinbart. Drei Tage benötigte ich, um in das Forschungslaboratorium von Yellow Sands einzudringen, obwohl die Bewachung kaum erwähnenswert war. Jeder kannte das Geheimnis der Raumfahrt. Warum sollte man es bewachen? Aber Fragen meinerseits wären genauso aufgefallen, als wenn heute jemand zu Ihnen käme und Sie fragte, wieso sich ein Auto bewegt, obwohl doch keine Pferde zu sehen sind. Darum also mußte ich heimlich vorgehen.
Smith war ein anständiger Kerl – auch wenn er nun allein und stillschweigend verschwunden ist. Als ich am dritten Tag nicht zu dem vereinbarten Treffpunkt zurückkam, wartete er geduldig bis zum folgenden Abend. An diesem vierten Tag also – es war ein Sonntag und in dem ganzen Bau hielt sich kein Mensch auf – hatte ich Ruhe und Zeit, mir Pläne, Mikrofilme und Modelle anzuschauen. Bei der Gelegenheit entwendete ich einen der Mikrofilme. Er enthält die Konstruktionspläne für den Bau einer Neutralisationsanlage zur Aufhebung der Schwerkraft und außerdem einen Lehrvortrag über die Erfindung des Strahlmotors. Das Geheimnis der Raumfahrt ist für mich kein Geheimnis mehr.“
Hal beugte sich vor; in seinem Gesicht stand die Freude des Entdeckers – und des Diebes. Er hatte die Zeit betrogen, nicht die Menschen. Weißfeld stellte mit leicht zitternder Hand sein Glas auf den Tisch zurück.
„Hast du den Film bei dir?“ fragte er, und in seiner Stimme schwang die Neugier.
„Gewiß!“ Hal griff in die Tasche und brachte eine winzige Rolle zum Vorschein. „Das ist er. Klein, aber fein.“
Weißfeld griff danach und rollte den Anfang auf, ihn dabei dicht an die Augen haltend. Er konnte nichts erkennen.
„Ich habe einen Vorführungsapparat und einen Vergrößerer in meinem Haus“, sagte er endlich zögernd. „Wollen wir noch heute …? Es ist schon Mitternacht.“
Hal sah zur Uhr.
„Schon spät. Lassen wir uns Zeit bis morgen. Nun läuft uns nichts mehr davon – weder die Zeit noch der Mond oder der Mars.“
Jane Weißfeld hatte außer Tennis und Schwimmen keine besonderen Interessen. Sie studierte Physik und kam nur in den Ferien nach Hause, um ihren alten Vater zu besuchen. Selbstverständlich war ihr die Arbeit des Professors nicht gleichgültig; aber es war nun nicht so, daß sie mit wahrem Feuereifer über dessen Experimente hergefallen wäre. Man konnte überhaupt fast glauben, daß sie nur studierte, weil ihr Vater es so wollte.
Daher war es weiter kein Wunder, daß sie dem angekündigten Besuch des Technikers Hal Perkins mit einiger Skepsis entgegensah. Sie wußte, daß sie weder ihn noch ihren Vater am heutigen Abend zu sehen bekam, wenn die beiden erst einmal im Labor verschwunden waren.
Vater hatte etwas von einem sensationellen Film erzählt, an den sie auf irgendeine Art und Weise gekommen waren, über die er sich nicht weiter auslassen wollte.
Sicher, Hal war ein netter Junge. Darüber war sie sich völlig klar. Nur schade, daß er stets in höheren Regionen schwebte und über dem Lesen fast seine Umwelt vergessen konnte! Er hatte noch nicht einmal gemerkt, daß sie gerne mit ihm geflirtet hätte – selbstverständlich nur zum Zeitvertreib, wie sich das für die Tochter eines so berühmten Mannes so gehörte.
Als Hal gegen 17 Uhr das Haus Weißfeld betrat, begrüßte ihn Jane mit einem strahlenden Lächeln. Vergessen war ihr Groll auf den jungen Mann, der noch nie ihren Flirtwünschen nachgekommen war, weil er zu schüchtern war und das frische, nette Mädchen von ganzem Herzen und ehrlich liebte. Aber vielleicht wußte er das selbst noch nicht.
„Hallo, Hal! Nett, daß Sie uns besuchen!“
„Hallo!“ entgegnete Hal schwach und versuchte ein Lächeln. Immer diese verflixten Hemmungen, wenn er Jane sah! „Wieder im Lande?“
„Ferien, seit heute früh. Vier Wochen lang. Stellen Sie sich das vor! Ich hoffe, Sie werden mit mir schwimmen gehen.“
„Ich … ich habe leider keine Ferien, Miß Jane.“
„Der Teufel soll Sie holen, wenn das keine Ausrede sein soll! Keine Ferien! Als ob Sie keine Freizeit hätten! Kommen Sie herein, übrigens. Mein Vater erwartet Sie bereits. Was habt ihr denn für Geheimnisse?“
„Hat er Ihnen nichts erzählt?“
„Kein Wörtchen. Tut er nie. Hüllt sich immer in Geheimnisse, die gar keine sind. Aber diesmal scheint etwas dran zu sein.“
„Und ob da etwas dran ist, Miß Jane! Allerhand sogar.“
Sie durchquerten den Vorraum und betraten das geräumige Wohnzimmer, in dem der
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