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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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geraten sei. Nur gut, daß ich die Geschichte Ihrer Zeit gründlich studiert habe! Sogar Gold hatte ich mit. Ich tauschte es ein und kaufte mir Kleidung. Immerhin, für Radium hätte es nicht mehr gelangt. – So, sind alle Fragen geklärt?“
    „Es gäbe noch viel zu fragen“, meinte Hal, „aber uns fehlt die Zeit. Sie vergeht zu schnell.“
    „Sie vergeht nicht“, erinnerte Smith. „Nur unsere Zellen altern, und dagegen gibt es auch im Jahre 2955 noch kein Mittel.“
     
    Der Mann aus dem 30. Jahrhundert hatte einige Blätter aus seinem Notizbuch genommen, und Weißfeld war gegangen. Als er nach einer halben Stunde zurückkam, trug er ein Päckchen in der Hand, das er so vorsichtig behandelte, als ob es aus Nitroglyzerin bestünde. Es war Radium.
    Smith nahm es in Empfang und schob es achtlos, als sei es ein Butterbrot, in seine weite Jackentasche.
    Weißfeld erblaßte.
    „Ich kann mich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen, daß das dünne Papier …“
    „Das dünne Papier hat die gleiche Abschirmkraft wie ein Meter Blei, lieber Herr Professor. Alle unsere Raumschiffe sind mit diesem Zeug tapeziert. Das genügt, um auch die stärkste Strahlung fernzuhalten; glauben Sie mir das ruhig.“
    Sie zogen die Mäntel an und begaben sich auf die Straße. Weißfeld hatte seinen Wagen in einer Nebenstraße stehen. Sie stiegen ein und waren zehn Minuten später im Hotel.
    Im Zimmer des Mr. Smith zogen sie ihre Mäntel aus, verweilten noch ein wenig und begaben sich in den Keller. Um diese Zeit war nicht zu befürchten, daß ihnen dort jemand begegnete.
    Smith kannte den Weg anscheinend sehr gut; denn ohne zu zögern fand er sich in dem Gewirr der Gänge zurecht. Endlich blieb er vor einer Holztür stehen, die man schon seit Jahren nicht mehr benutzt haben mochte. Das altmodische Schloß war fein säuberlich, wie mit einem Messer, aus der Füllung geschnitten worden. Smith grinste vor sich hin.
    „Tolle Technik im Jahre 2955!“ sagte er nur.
    Es war ein unbenutzter Keller. Er war fast leer.
    In der Mitte, angestrahlt von dem Schein einer Taschenlampe, stand eine seltsame „Kiste“: eine Kiste aus Metall. Sie erinnerte an eine primitive Luftdruckkammer.
    „Ist das alles?“ fragte Hal und konnte eine leichte Enttäuschung in seiner Stimme nicht verbergen.
    „Ja, das ist alles“, sagte Smith. „Im übrigen kann ich mir Ihre Gefühle vorstellen; mir erging es genauso, als ich das Ding zum ersten Male sah. Das Komplizierte der ganzen Erfindung liegt nur im Begreifen der Materie an sich. Ihnen kommt ein Raumschiff genauso schwierig in der Konstruktion vor, wie einem alten Römer ein Telefon. Dabei ist beides gleich einfach, wenn man die Grundbegriffe kennt. Genauso ist es mit der Zeitmaschine. Jene Metallkammer, restlose Auflösung des Körpers in seine atomaren Bestandteile und Rematerialisation zum gewünschten Zeitpunkt. Das ist alles. Einfache Sache.“
    „Wenn das so einfach ist – warum sind Sie dann noch hier?“ konnte sich Weißfeld nicht enthalten, zu fragen.
    „Das wissen Sie doch. Mir fehlte das Radium. Außerdem scheint noch etwas nicht in Ordnung zu sein; denn die Maschine funktioniert nicht so, wie sie funktionieren müßte. Der Zeitzähler scheint defekt zu sein.“
    „Um Himmels willen! Dann geraten wir möglicherweise in ein ganz anderes Jahrhundert, als wir beabsichtigen. Da mache ich nicht mit!“
    Der Professor war völlig außer sich.
    Smith beruhigte ihn.
    „Nun, es ist auch leicht möglich, daß ich mich in der Aufregung meiner Abreise bloß in der Einstellung geirrt habe. Ich weiß wirklich noch nicht, was die Ursache meiner Fehlkalkulation war. Es steht Ihnen beiden jedoch völlig frei, hierzubleiben.“
    „Ich komme in jedem Fall mit“, sagte Hal. „Außerdem …“ – er lächelte Smith vertraulich zu – „… muß ich ja bis zum Jahre 1956 zurück sein, sonst ändert sich der Lauf der Geschichte.“
    Weißfeld starrte ihn verständnislos an. Er wußte noch nichts von dem Denkmal, das einst auf dem Grund von Yellow Sands stehen sollte.
    Smith ließ den Schein der Taschenlampe über die Zeitmaschine wandern – bis dieser schließlich zitternd auf einer eingelassenen Verschlußklappe hängenblieb. Eine winzige Erhöhung in der Mitte der Klappe erregte Weißfelds Aufmerksamkeit. Smith trat näher und berührte die Erhöhung mit dem Zeigefinger. Die Klappe schwang auf.
    „Das ist die Energiekammer“, sagte Smith erklärend. „Hier hinein gehört das Radium, wenn mich

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