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Der Club der Gerechten

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Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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möglichen Opfern für ihre flinken Finger; doch es war die falsche Tageszeit – in der Rushhour hatte man die besten Chancen, wenn die Wagen so überfüllt waren, dass kein Passagier, selbst wenn er spürte, dass ihm die Brieftasche geklaut wurde, sagen konnte, wer es gewesen war. Dann stieg ein Transit Cop ein, und nun gab es überhaupt keine Chance mehr, also setzte Jinx sich brav auf einen Platz.
    Der Cop, der Jinx erkannte, beschloss, ebenfalls im Wagen zu bleiben.
    Als der Zug durch den Tunnel ratterte und in die Station an der 103 th Street einfuhr, wartete Jinx darauf, dass der Cop aufstand und zur Tür ging.
    Er blieb sitzen.
    An der Ninety-sixth Street stand Jinx auf, und der Cop ebenfalls.
    Aber sie stiegen beide nicht aus.
    An der Seventy-second Street stieg Jinx aus und dann wieder ein. Der Cop ebenso. Jinx ging in den nächsten Wagen, der Cop folgte ihr.
     
    Von seinem nur ein paar Meter entfernten Sitzplatz aus beobachtete Keith Converse – unterwegs zum Gedenkgottesdienst in St. Patrick's – das Spiel zwischen Cop und Mädchen. Soviel er wusste, hatte das Mädchen nichts Unrechtes getan.
    Sie sah nicht wie eine Prostituierte und auch nicht wie eine jugendliche Kriminelle aus. Sie sah nur wie eine ...
    ... Obdachlose aus und kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Oder meinte er es nur, weil sie so vielen Mädchen ähnelte, denen er in der City begegnet war, nicht nur hier in der U-Bahn, sondern auch Downtown? Er musste in den Monaten, die er Jeff im Gefängnis besucht hatte, Dutzende solcher Mädchen gesehen haben. Viele von ihnen waren aus dem gleichen Grund da gewesen wie er – hatten jemand besucht.
    Manchmal, selten, war es ein Bruder oder ein Vater. Viel öfter war es der Freund oder ein Zuhälter.
    Diejenigen, die nicht die »Uniform« der Prostituierten – Minirock und hautenge Blusen – trugen, hatten gewöhnlich genauso abgetragene Hemden und Jeans angehabt wie heute das Mädchen in der U-Bahn. Hätte es nicht dieses seltsame Spielchen zwischen ihr und dem Transit Cop gegeben, wäre sie Keith überhaupt nicht aufgefallen.
    Zuerst dachte Keith, der Cop werde sie festnehmen, doch als nichts passierte und der Cop einfach nur jedem Schritt des Mädchens folgte, begann Keith zu vermuten, dass das Mädchen überhaupt nichts getan hatte.
    Der Cop schikanierte sie nur.
    Warum? Schlicht und einfach, weil er die Macht dazu hatte?
    Keith beobachtete noch aufmerksamer, und als der Zug an der Seventy-second hielt, war er überzeugt, dass seine Vermutung richtig war. Hätte der Cop beabsichtigt, das Mädchen festzunehmen, hätte er es inzwischen getan.
    Als er sich im Wagen umsah und merkte, dass niemand sonst beachtete, was vorging, sagte er sich, die anderen Leute hätten Recht, es gehe ihn nichts an und er irre sich wahrscheinlich sowieso – vielleicht war das Mädchen eine Kriminelle, und der Cop kannte sie.
    Eine Kriminelle?, überlegte er. Lieber Himmel, was denk ich denn da? Das Mädchen ist höchstens fünfzehn! Er betrachtete sie genauer und stellte fest, dass sie mit den Dutzenden heruntergekommener Kids, die er schon gesehen hatte, nicht viel gemeinsam zu haben schien. Zum Beispiel hatten ihre Augen nicht den glasigen Blick eines Junkies, und nichts an ihr ließ darauf schließen, dass sie eine Prostituierte war.
    Und er war fast sicher, dass er sie schon gesehen hatte.
    Und dann erinnerte er sich.
    Sie war ebenso wie er an der 110 th Street eingestiegen.
    Nur einen Block vom Riverside Park entfernt, wo Eve Harris ihn am Tag vorher mit der Obdachlosen auf der Bank bekannt gemacht hatte.
    Dort war auch ein Mädchen gewesen. Ein Mädchen in Flanellhemd und Jeans, das Tillie gefragt hatte, ob Heather und er sie belästigt hätten. Die obdachlose Frau hatte ihr Geld gegeben und ihr gesagt, sie solle sich trollen.
    Ganz auf Tillie konzentriert, hatte er das Mädchen kaum beachtet. Doch als er sie jetzt genauer ansah, war er sicher, dass es sich um dieselbe Person handelte.
    Als das Mädchen in den nächsten Wagen ging und der Cop sofort folgte, kehrte Keith in seinen Wagen zurück, damit er sie durch das Fenster beobachten konnte. Obwohl er beabsichtigte, mit dem Zug bis zur Fiftieth Street zu fahren, stieg er am Columbus Circle aus und folgte dem Cop und dem Mädchen.
    Er ging auf die Treppe zu, sicher, dass das Mädchen die Station eilig verlassen werde, doch stattdessen blieb sie auf dem Bahnsteig, ging auf die Uptown-Seite hinüber und spähte das Gleis entlang, als halte sie Ausschau nach einem

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