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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wir ihn finden«, sagte Keith. »Komm!«
     
    Perry Randall spürte die vertraute prickelnde Erregung, als er durch das Halbdunkel des Gerätetunnels ging. Hinter ihm zur Linken Frisk McGuire, der wie der Rest der Hundert, nie seinen Titel durch die anonyme Tür auf der West Fifty-third mitnahm, den Monsignore Terrence McGuire auf der Straße zurückließ. Die rechte Seite beobachtete und sicherte Carey Atkinson. Die Formation war natürlich noch nicht nötig, denn sie waren noch nicht annähernd tief genug, um in Gefahr zu sein. Zugleich war jedoch äußerste Vorsicht geboten – der Dschungel unter den Straßen war manchmal viel gefährlicher als der afrikanische Busch. Erst vor zwei Jahren hatten sie ein Mitglied verloren, als der Clan, der auf der untersten Tunnelebene lebte, ihn in einen Hinterhalt gelockt hatte, der nicht einmal den besten Hütern bekannt gewesen war. Doch das war es, was die Jagd so aufregend machte. Nicht nur die Beute war in Gefahr – anders als in dem Safari Club in Simbabwe, wo er einmal Urlaub gemacht hatte und wo das Gefühl, ein Abenteuer zu erleben, nichts als Illusion war. Hier, unter den Straßen der zivilisiertesten Stadt der Welt, waren die Risiken für die Jäger ebenso real wie für die Beute, der sie nachsetzten. Perry erinnerte sich noch sehr gut an die erste Jagd, nachdem er und Line Cosgrove den Manhattan Hunt Club in den Mauern der Club der Hundert gegründet hatten. Als Eve ihm sagte, was für einen Wunsch sie an den Club herantragen wolle, war es offensichtlich, dass sie schon die Unterstützung ihres Mannes besaß und dass Line, wenn Perry ihrem Vorschlag nicht zustimmte, einfach ein anderes Mitglied suchen würde. Line hatte schließlich nichts zu verlieren – das Herzleiden, das ihn wenige Monate später am Strand von Jamaika umbrachte, war bereits diagnostiziert worden.
    »Der Mann, der meine Tochter vergewaltigt und getötet hat, wurde heute aus dem Gefängnis entlassen«, hatte Eve gesagt, ihre dunklen Augen hatten geglüht, die Stimme war eiskalt gewesen. »Meine Tochter ist tot, und er ist jetzt ein freier Mann.« Bis zu diesem Augenblick hatte Perry Randall nicht gewusst, dass Eve Harris ein Kind gehabt hatte, geschweige denn, dass dieses Kind ermordet worden war. Doch Eve hatte die Antwort auf die Frage, die Perry stellen wollte, vorweggenommen. »Meine Tochter hat nicht gezählt«, sagte sie. »Ich war ja nur eine unverheiratete Mutter und sie nur ein schwarzes Mädchen ohne Vater. Wäre meine Tochter weiß gewesen, hätte man den Bastard hingerichtet.« Herausfordernd glitten ihre Augen über die weißen Gesichter um sie herum. Es sollte ja keiner wagen, ihr zu widersprechen! Zwar schien sich niemand in seiner Haut wohl zu fühlen, aber keiner sagte etwas.
    »Aber sie war mein Kind«, fuhr Eve fort. »Und jetzt macht er wieder die Straßen unsicher, lebt sein Leben weiter.« Ihre Stimme wurde noch eine Spur tiefer. »Ihr wisst genauso gut wie ich, dass er schon nach einem anderen Opfer Ausschau hält.«
    Noch immer schwieg Perry Randall, und dann war es Line Cosgrove, der das Wort ergriff. »Es geht nicht nur um die Tochter meiner Frau«, sagte er. »Es ist ein Zeichen der Zeit, in der wir leben. Niemand wird zur Rechenschaft gezogen für das, was er tut. An allem ist jemand anders schuld.« Er reichte Randall ein Foto, und der Assistant District Attorney sah vor sich einen etwa fünfundzwanzigjährigen Mann mit eng stehenden Augen, einem weichlichen Kinn und einem Schopf schmutzig blonder Haare, die ihm in die zurückweichende Stirn fielen. Der Mann hieß Leon Nelson. »Ich habe das Protokoll seines Prozesses gelesen«, fuhr er fort. »Sie haben nicht ihm den Prozess gemacht – sie haben stattdessen gegen Eves Tochter verhandelt. Am Ende waren sie bereit, dem Mann fünfzehn Jahre zu geben.« Line Cosgrove zog die Brauen hoch, und seine Stimme nahm einen sarkastischen Unterton an. »Schließlich war es Mord – sie mussten etwas tun, nicht wahr? Aber die Gefängnisse sind überfüllt, und anscheinend hat er sich gut geführt. Daher ist er jetzt frei und sieht sich, wie Eve gesagt hat, zweifellos nach seinem nächsten Opfer um.«
    Perry Randall schaute wieder Eve an, seine unausgesprochene Frage hing in der Luft.
    »Es war nicht gerecht«, sagte Eve. »Aber nicht nur für meine Tochter. Es war nicht gerecht im Hinblick auf jedes machtlose Opfer in dieser Stadt.« Sie erläuterte dann ihren Vorschlag in demselben leidenschaftslosen Ton, in dem sie jetzt dem

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