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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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gejagten wilden Tieres. Er hatte kehrt gemacht und war in den U-Bahntunnel geflohen, fürchtete sich plötzlich weniger vor dem Mann, der ihn die Treppe heruntergeführt hatte, als vor den Menschen, die auf dem Bahnsteig auf ihn zustürmten. Er rannte über das Gleis, bemühte sich verzweifelt, mit der Gestalt vor ihm Schritt zu halten – einer unklaren Silhouette, die nur ab und zu für eine oder zwei Sekunden im Licht der winzigen Lampen sichtbar wurde, die im Tunnel die einzige Beleuchtung darstellten. Fast wäre er mit dem Mann zusammengeprallt, denn er hatte nicht gemerkt, dass er stehen geblieben war.
    Über das Keuchen seines eigenen Atems und das Hämmern seines Herzens hinweg hörte er ein Geräusch.
    Ein bekanntes Rumpeln, das allmählich lauter wurde.
    In der Ferne tauchte ein Licht auf.
    »Runter vom Gleis!« brüllte der Mann. »Sofort!«
    Jeff wollte nach links vom Gleis springen, doch der Mann packte ihn am Arm. »Hierher!«
    Halb führte, halb zerrte er Jeff zu einem schmalen Steg hinauf und zog ihn dann hinter sich in eine flache Nische in der Betonwand des Tunnels, wo sie sich eng aneinanderdrängten.
    Das Rumpeln wurde zu einem beängstigenden Dröhnen, und der Lichtpunkt wuchs zu einem Strahl, der sich in den dunklen Tunnel bohrte. Jeff wich zurück und presste sich gegen den kalten Beton.
    Der Zug raste so nah vorbei, dass es Jeff, wenn er die Hand ausgestreckt hätte, möglich gewesen wäre, das Glas und das Metall des Monsters zu berühren. Aufwirbelnder Staub hüllte sie ein, und als Jeff Atem holte, atmete er Staub mit ein, begann zu würgen und zu husten. Automatisch hob er die Hand, doch der Mann neben ihm fing sie ein, bevor sie den rasenden Zug streifen konnte. Plötzlich war es vorbei, das Dröhnen entfernte sich so schnell wie es gekommen war.
    Noch immer an dem Staub würgend, den der Zug aufgewirbelt hatte, ließ sich Jeff schlaff gegen die Mauer sinken und hörte endlich auf zu husten.
    »Das erste Mal ist es immer am schlimmsten«, sagte der Mann neben ihm. »Nach einer Weile lernst du, den Atem anzuhalten – dann macht dir der Staub nicht mehr so zu schaffen. Komm, gehen wir weiter.«
    So sicher, als hätte er eine Straße vor sich, sprang der Mann aufs Gleis zurück. Jeff folgte, und nach einer Weile bückte sich sein Begleiter in einen Gang, der nach links führte, dann ging es eine Leiter hinauf und durch eine Reihe von Gängen mit vielen Röhren an den Wänden.
    Jeff hatte keine Ahnung, wie lange sie in den Tunnels unterwegs noch wie weit sie gegangen waren. Es gab keine Möglichkeit, die Zeit festzustellen, und schon nachdem er die erste Leiter hinaufgeklettert war, wusste er nicht mehr, wo er war; wusste nur, dass er rettungslos verloren wäre, wenn er nicht mit dem Mann Schritt hielte.
    Irgendwo unter der Stadt verloren.
    Verloren in der Dunkelheit.
    Als er sich, der Erschöpfung nahe, fragte, ob er es noch weiter schaffen könnte, kamen sie zu einer schweren Metalltür. Der Mann öffnete sie und schob ihn durch. Hinter ihm schloss sich die Tür mit einem dumpfen Schlag.
    Zuerst war das Licht in dem Raum so hell, dass es Jeff blendete. Aber schon nach Sekunden, als seine Augen sich anpassten, merkte er, dass er nicht allein war. Es war ein zweiter Mann im Raum — ein Mann, der ein paar Jahre älter war als er.
    Ein paar Jahre älter, viel kräftiger und vielleicht zehn Zentimeter größer. Er war wenigstens fünfzig Pfund schwerer als Jeff, und keines der zusätzlichen Pfunde sah nach Fett aus.
    Jeff erkannte den orangefarbenen Overall, wie ihn die Insassen von Rikers Island nach der Verurteilung trugen. Den gleichen hätte auch er jetzt getragen, wäre der Kleinbus nicht von dem Auto gerammt worden.
    »Hast du'n Namen?«, fragte der Mann.
    Er zögerte, nickte dann. »Jeff.«
    »Jeff«, wiederholte der Mann leise, wie zu sich selbst. Dann wiegte er den Kopf. »Gefällt mir. Gefällt mir mächtig.«
    Der Mann lächelte ihn an und enthüllte dabei eine Zahnlücke. »Ich bin Jagger«, sagte er. Sein Lächeln verschwand, und er musterte Jeffs Kleidung. »Du kommst nicht aus'm Knast, oder?«, fragte er misstrauisch. »Denn wennde denkst, ich geh wieder z'rück, musste dir 'ne Menge Hilfe holen. Ich geh nich wieder rein.«
    Rasch schüttelte Jeff den Kopf, als er sah, dass Jagger die rechte Hand zu einer riesigen Faust ballte. »Ich bring dich nirgendwohin. Ich weiß, nicht einmal, wo wir sind.«
    »Im Krankenhaus«, erklärte ihm Jagger und ließ sich auf die Matratze sinken,

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