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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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außer der es im Raum nichts gab.
    »Im Krankenhaus?«, fragte Jeff. »In welchem Krankenhaus?«
    »In das sie mich gebracht haben.«
    »Wann war das?«
    Jagger runzelte die Stirn, schüttelte dann den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Weiß nich. Manchmal isses schwer zu denken, weißte?« Er lächelte wieder und klopfte auf die Matratze neben sich. »Willste dich nich setzen?«
    Jeff zögerte und schüttelte den Kopf; seine Hand schloss sich um den Türknauf hinter ihm.
    Zwar ließ der Knauf sich drehen, doch die Tür war verriegelt.
    Jagger rappelte sich vom Fußboden hoch und machte einen Schritt auf Jeff zu. Seine Stimme wurde tiefer und bekam einen drohenden Unterton. »Du gehst nich. Ich will nich, dassde gehst.«
    Jeff glaubte zu wissen, von welchem Krankenhaus Jagger gesprochen hatte. Es musste das Bellevue sein. Er hatte in den Tombs einiges darüber gehört. »Lieber wäre ich draußen in Rikers«, sagten die meisten mit leichtem Schaudern. »Da draußen sind wenigstens nicht alle irr.« Aber warum hatten sie Jagger ins Bellevue gebracht? Und, vor allem, warum war er überhaupt in Rikers gewesen?
    »Ich gehe nirgendwohin«, sagte er, als Jagger wieder die Hand zur Faust ballte. Er entfernte sich von der Tür, und Jaggers Hand wurde schlaff.
    Das war vor einer Stunde gewesen – oder vor zwei Stunden. Vielleicht war es auch schon länger her. Jeff wusste es nicht. Er hatte sich schließlich auf den Boden gesetzt und sich an die Wand gelehnt. Er dachte, dass er möglicherweise sogar für ein paar Minuten eingeschlafen wäre, konnte sich dessen aber ebenso wenig sicher sein wie der Dauer seines Aufenthalts hier unten. Doch als er die Augen aufschlug, saß Jagger auf der Matratze und beobachtete ihn. Jeff tat jeder Muskel weh, und die Kälte des Betons schien in seine Knochen eingesickert zu sein.
    Dann war das Licht ausgegangen, und die schreckliche Dunkelheit hatte ihn umschlossen.
    Dunkelheit und Stille.
    Eine Dunkelheit so undurchdringlich und schwer, dass er daran zu ersticken glaubte, und eine so vollkommene Stille, dass es ihm schien, er werde nie wieder etwas hören.
    Im nächsten Augenblick spürte er etwas.
    Etwas huschte auf ihn zu.
    »Jagger?«, sagte er, und seine Stimme klang in der Dunkelheit unnatürlich laut.
    »Yeah«, antwortete Jagger krächzend.
    Es klang, als sitze oder liege er noch auf der Matratze auf der anderen Seite des Raums.
    Dann lief Jeff etwas über das Bein, und als er danach schlug, berührte er etwas Weiches, Pelziges, das quiekte, als es ein oder zwei Meter entfernt an die Wand prallte.
    Eine Ratte!
    Jeff zog die Beine an und stand auf.
    Dann hörte er etwas anderes.
    Eine Stimme draußen vor der Tür.
    »Geht von der Tür weg. Setzt euch beide auf die Matratze und rührt euch nicht. Eine Bewegung, und die Tür geht wieder zu, und das Licht bleibt ausgeschaltet. Ich zähle bis zehn.«
    Der Mann begann zu zählen, und Jeff war einen Moment wie gelähmt. Wo war die Matratze? Wie sollte er sie finden? »Jagger«, flüsterte er, »wo bist du?«
    »Hier drüben«, murmelte Jagger.
    Zögernd machte Jeff einen Schritt in die Richtung, aus der Jaggers Stimme kam, und dann einen zweiten. »Sag was«, zischte er in die Finsternis. Aber anstatt etwas zu sagen, streckte Jagger die riesige Hand aus, berührte Jeffs Bein und umschloss es dann. »Alles okay«, sagte er, »ich hab dich.«
    Als der Mann draußen zehn zählte, sank Jeff auf die Matratze.
    Die Tür ging auf; ein greller Halogenstrahl durchschnitt die Schwärze und blendete Jeff genauso wirkungsvoll wie kurz vorher die Dunkelheit.
    »Willkommen beim Spiel«, sagte die Stimme. »Gewinnst du, bist du frei. Verlierst du, bist du tot.«
    Etwas wurde auf den Boden gestellt.
    Der Halogenstrahl verschwand, und der Raum tauchte wieder in Schwärze ein.
    Der Türriegel wurde klirrend vorgeschoben.
    Und dann wurde das Licht wieder eingeschaltet.
    Neben der Tür stand eine große Emailschüssel, darin etwas, das wie Eintopf aussah. Die Griffe zweier Löffel ragten aus der glitschigen Masse heraus. Und neben der Schüssel stand eine Feldflasche.
    Jagger stand auf, holte die Schüssel auf die Matratze und stellte sie in die Mitte zwischen sich und Jeff. Dann bot er Jeff einen Löffel an.
    Jeff schüttelte den Kopf.
    Jagger zuckte mit den Schultern und begann zu essen.
    Während Jeff ihm beim Essen zusah, dachte er über die Worte nach, die im Dunkeln gesprochen worden waren: Gewinnst du, bist du frei. Verlierst du, bist du tot.
    Seine

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