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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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habt?«
    »Nicht viel.« Ryan schüttelte seufzend den Kopf. »Ich wünschte, da wär was – wirklich. Ein paar Jungs von oben sind dran an der Sache, vielleicht finden wir den Kerl also doch noch.«
    »Sind sie hier?« fragte Keith. »Die Jungs von oben?«
    Der Sergeant warf einen Blick auf das Schwarze Brett an der gegenüberliegenden Wand und schüttelte den Kopf. »Vielleicht in einer halben Stunde oder so. Sie können dort drüben warten.« Er wies mit dem Kopf auf eine Bank vor der Täfelung, die in demselben scheußlichen Blau gestrichen war wie die Eingangstür, und griff dann nach einem Telefon, das angefangen hatte zu klingeln. »Fünftes Revier, Sergeant McCormick.«
    »Vielleicht komme ich später wieder«, sagte Keith.
    Aber als er das Gebäude verließ, war er ziemlich sicher, dass er nicht zurückkommen würde.

12. Kapitel
    Der Morgen sah viel wärmer aus als er war, und Keith zog im kalten Wind, der durch die Elizabeth Street blies, die Schultern hoch. Er lief die Kenmare hinauf, die an der Ecke der Bowery in die Delancey mündete. Obwohl er noch ein paar Blocks von der Ansammlung massiver grauer Steinbauten der Stadtverwaltung entfernt war, hätte er genauso gut in eine andere Welt eingedrungen sein können. Die Elizabeth Street säumten höchstens vier bis fünf Stock hohe Gebäude mit Läden im Erdgeschoss und zwischen den Feuerleitern gespannten Wäscheleinen in den oberen Etagen. Die Hälfte der Läden schienen Lebensmittelgeschäfte zu sein, wenn ihm die chinesischen Früchte und Gemüse, die sie feilboten, auch meist unbekannt waren. Er musste sich durch eine wimmelnde Menschenmasse drängen; Menschen, die weder nickten noch lächelten, geschweige denn zur Seite traten, um ihn durchzulassen. Einmal blökte ihn eine Autohupe an, als er auf die Fahrbahn tappte, um einer Bande hart aussehender Halbwüchsiger mit Ringen in Ohren, Lippen und Nasen auszuweichen. Doch ausgerechnet einer dieser Teenager, denen er aus dem Weg gehen wollte, packte ihn am Arm und riss ihn eine Sekunde, bevor das Taxi ihn umgefahren hätte, auf den Gehsteig zurück.
    »Pass doch auf, Mann! Willste dich umbringen?«, fragte der Junge.
    »Danke«, sagte Keith, stellte jedoch fest, dass niemand mehr da war, bei dem er sich bedanken konnte; der Junge und seine Freunde waren schon meterweit weg, und es war, als gebe es ihn gar nicht mehr. Als er sich von ihnen abwandte, prallte er mit einem stämmigen Mann zusammen, der eine Mülltonne auf einen Laster lud. Der Müllmann beachtete ihn kaum und arbeitete weiter, als sei nichts geschehen.
    In der Mitte des nächsten Blocks tat Keith sein Bestes, die Leute um sich herum zu ignorieren und konzentrierte sich stattdessen auf den Gehsteig direkt vor ihm. Zweimal hatte er den Fehler gemacht, an einer Kreuzung auf grünes Licht zu warten und war von der Menge, die mit Ampeln nichts am Hut hatte, fast niedergetrampelt worden. Beim dritten Block entdeckte er den Trick, den alle anderen schon zu kennen schienen – wenn man die Taxis nicht anschaute, fuhren sie einen nicht um. Tatsächlich machten sich die Taxifahrer nicht einmal die Mühe, ihn anzuhupen oder zu fluchen, sondern ließen ihn die Fahrbahn genauso ungestraft überqueren wie die Einheimischen.
    An der Ecke der Kenmare wandte er sich nach rechts zur Bowery und Delancey – der Kreuzung, an der sich der Unfall ereignet hatte. Er wusste nicht recht, was er erwartet hatte, aber die unklare Enttäuschung, die er empfand, als er sah, dass an dieser Ecke das Leben völlig normal dahinfloss, sagte ihm, dass er etwas erwartet haben musste.
    Das lebhafte Treiben der asiatischen Gemeinde in der Elizabeth Street wurde plötzlich abgelöst von Firmen für Restaurant-Ausstattung; nur eine einzige Pizzeria schien aus einer Zeit übrig geblieben, in der das Viertel vorwiegend italienisch gewesen war. Schaufenster um Schaufenster stellte Küchengeräte, Gläser für Bars und Möbel aus; und dass es so viele Beleuchtungskörper gab, hätte Keith sich nicht einmal im Traum vorstellen können. Der Gehsteig war beinahe menschenleer, und über den Geschäften lagen keine Wohnungen.
    Keine Fenster, aus denen Frühaufsteher hätten beobachten können, was gestern Morgen passiert war.
    Es war einfach nur eine weitere unpersönliche Straßenkreuzung in der City; die Wagen fuhren nach Osten in die Delancey und zur Williamsburg Bridge und warteten ungeduldig an den Ampeln, während der Verkehrsstrom auf der Bowery nach Norden und Süden flutete.
    Nicht

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