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Der Club der Gerechten

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Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Weg quer durch die Stadt und fünfzig Blocks nordwärts gelaufen? Sie schüttelte heftig den Kopf, als wolle sie sich von dem Gedanken befreien, und wurde rot, als ein Passant ihr einen komischen Blick zuwarf und sich abwandte – es war der gleiche Blick, mit dem sie manchmal einen der vielen Verrückten auf den Straßen ansah.
    Aber die glauben wirklich, Stimmen zu hören, tröstete sie sich. Ich erinnere mich nur an das, was Jeff immer gesagt hat.
    Doch obwohl sie wusste, dass es nur ihre Erinnerung war, hob Heather nicht die Hand, um ein Taxi zu rufen – von denen ein halbes Dutzend auf der Straße patrouillierte und dank des herrlichen Wetters nach Fahrgästen gierte. Stattdessen gab sie dem Drang nach, auch noch die drei letzten Blocks zu passieren und die dunklen Fenster von Jeffs Apartment zu sehen.
    Nur waren die Fenster nicht dunkel, und als sie ein paar Minuten später hinaufschaute – wie immer, wenn sie gewusst hatte, dass Jeff auf sie wartete –, sah sie ihn wie immer dort stehen und zu ihr herunterblicken. Ihr Herz machte einen Sprung. Es konnte nicht sein! Es war unmöglich! Jeff war tot! Verwirrt, da sie wusste, dass unmöglich war, was sie gesehen hatte, drehte sie sich um und suchte nach jemand, der sie zum Narren gehalten haben konnte.
    Als sie sich endlich selbst genug traute, um wieder zum Fenster hinaufzuschauen, war die Gestalt nicht mehr da.
    Doch die Fenster waren noch immer hell.
    Wer konnte es sein?
    Der Hausverwalter? In dem Moment, in dem ihr der Gedanke kam, wusste sie auch schon, dass dies die Erklärung war. Sie sah ihn fast vor sich; Wally Crosley – »Crawly Wally«, Wally, der Schleicher, hatte Jeff ihn immer genannt; er war in Jeffs Apartment herumgeschlichen und hatte sich alles angeeignet, von dem er glaubte, dass es irgendeinen Wert habe. Sie griff in die Handtasche und suchte den Schlüssel, den sie so lange nicht mehr benutzt hatte. Er war noch da – ganz unten in der Tasche. Ein paar Sekunden später stieg sie das halbe Dutzend Stufen zur Haustür hinauf. Mit dem Schlüssel, den Jeff ihr vor einem Jahr gegeben hatte, öffnete sie und betrat das Haus.
    Im dritten Stock zögerte sie. Wie, wenn es nicht der Verwalter ist?, fragte sie sich. Sondern jemand anders?
    Sie schaute durch den Flur zum hinteren Teil des Gebäudes. Unter der Tür, die der von Jeff gegenüber lag, sickerte Licht heraus, was bedeutete, dass Tommy Adams zu Hause war. Sie überlegte, ob sie, bevor sie bei Jeff klingelte, bei ihm klingeln sollte. Wenigstens musste sie es dann nicht allein mit Crosley aufnehmen.
    Heather wollte eben auf Tommys Klingel drücken, als Jeffs Tür aufging. Aber es war nicht Wally Crosley, der dastand.
    Es war Keith Converse, und Heather hatte den Eindruck, dass er betrunken war. Sein Gesicht schien gerötet, sein Blick verschwommen. »Sie waren es«, sagte er. Und fügte, um sich deutlicher auszudrücken, hinzu: »Vorhin, unten auf der Straße.«
    Heather nickte. »Ich – ich bin nur ein wenig spazieren gegangen.«
    Keith hob die Brauen. »Von der Fifth bis hierher?«
    Etwas in Heather wollte fort. Sie hatte gehört, wie Jeffs Vater sein konnte, wenn er trank. Würde er jetzt etwa anfangen, ihr die Schuld an dem zu geben, was Jeff geschehen war ...?
    »Keine Ahnung, warum ich aufgestanden bin und mich ans Fenster gestellt habe«, sagte er. »Ich saß in Jeffs Sessel und versuchte nachzudenken ...« Seine Stimme wurde immer schwächer, doch dann gab er sich einen Ruck. »Irgendetwas hat mich dazu gebracht, hinunterzusehen. Vielleicht habe ich nach Jeff Ausschau gehalten.«
    Heather schossen Tränen in die Augen. »Ich weiß«, flüsterte sie. »Als ich heute Abend fortging, habe ich nicht einmal gewusst, wohin ich wollte. Er hat mir immer gesagt, wir würden wissen, wohin wir wollten, wenn wir angekommen seien.« Sie schüttelte den Kopf, und ihre Hand umklammerte den Schlüssel fester. »Aber er ist nicht hier. Er ...« Auch ihre Stimme verstummte, nicht fähig, die Worte auszusprechen.
    »Nein, ist er nicht«, entgegnete Keith ruhig. Sie sah zu ihm auf, fing an zu sprechen, wollte ihm widersprechen, aber er hob die Hand, brachte sie zum Schweigen. »Hören Sie mir einfach zu, ja? Keiner sonst tut es. Alle anderen denken, ich bin verrückt. Doch ich habe heute Morgen mit einem Mann gesprochen. Mit einem Mann, der Jeff gestern gesehen hat.« Heather runzelte die Stirn, sagte nichts, wandte sich jedoch nicht ab. »Er hat gesehen, dass Jeff nach dem Crash aus dem Transporter

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