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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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höchstens zwei-oder dreiundzwanzig war. Seine Haare waren verfilzt und zerzaust, sein Gesicht schmutzig und verschmiert. »Bevor wer uns findet?«
    Der Mann verdrehte die Augen erst in die eine, dann in die andere Richtung, und zunächst dachte Jeff, er habe ihn nicht gehört. Doch dann begannen die Kiefer des Mannes zu mahlen, und Blut sickerte ihm übers Kinn. »Jäger«, flüsterte er. »Ich hab gedacht, ich bin in Sicherheit. Hab gedacht, ich ...« Seine Stimme erstarb, er lehnte sich an die Mauer, seine Brust hob und senkte sich, nach Atem ringend. Dann sagte er, die Worte brüchig wie Glasscherben: »Kann nich weg ... Sie haben gesagt, es is ein Spiel ... Haben gesagt, ich kann gewinnen. Alles, was ich tun musste, war – war ...«
    Er verstummte wieder, und Jeff hörte etwas anderes. Eine Stimme, die von den Tunnelwänden verzerrt zurückgeworfen wurde.
    »Hier! Schau dir das an! Er ist in diese Richtung gegangen.«
    Die Augen des Mannes weiteten sich, als auch er die Stimme hörte, und wieder schien er etwas sagen zu wollen. Sein Körper erstarrte, und ein ersticktes Gurgeln kam ihm über die Lippen. Dann erschlaffte er plötzlich. Seine Hände, die noch immer die Lumpen über seinem Bauch umklammerten, fielen seitlich herunter.
    Das Blut, das aus seinem Magen quoll, schimmerte rot im Licht der Taschenlampe.
    Die Stimmen kamen näher, und Jeff und Jagger flohen zurück in die Dunkelheit.
     
    Ein wunderschöner Abend für einen Spaziergang. Die Feuchtigkeit hatte sich während des Tages wie eine Decke über die Stadt gelegt, der Sommer war dahin, aber die herbstliche Kühle hatte noch nicht eingesetzt. Abende wie dieser hatten Jeff und Heather oft zu ihren stundenlangen Streifzügen ins Freie gelockt; Jeff, der sich für die Architektur begeisterte, während Heather ihn mit Geschichten darüber unterhielt, wie es war, als armes kleines reiches Mädchen im Herzen von Manhattan aufzuwachsen. Vielleicht war es das schöne Wetter, das Heather an diesem Abend verleitete, immer weiter zu gehen.
    Vielleicht aber auch die Tatsache, dass es keinen Ort gab, an dem sie gerne gewesen wäre.
    Auf keinen Fall wollte sie in der Nähe ihres Vaters sein.
    Schmerz – Schmerz und Zorn – wühlten in ihr, als sie sich erinnerte, was er gesagt hatte, als er ihr die Nachricht von Jeffs Tod überbrachte. Er hatte sie in die Arme genommen und Worte gesprochen, die er – das vermutete sie sogar in ihrem Zorn – für tröstlich hielt. »Ich weiß, du bist außer dir, Liebling, aber du wirst darüber hinweg kommen. Es wird andere Männer geben, und ich denke, du wirst begreifen, dass dir viel Kummer erspart geblieben ist.«
    Und heute hatte er sie aufgefordert, mit ihm ins Le Cirque zu gehen. Hatte er wirklich gedacht, sie könne in einem Restaurant sitzen, in dem sie nicht nur die meisten Gäste kannte, sondern so tun musste, als sei alles in Ordnung? Schließlich hatten die meisten Leute, mit denen sie aufgewachsen war, ihr deutlich zu verstehen gegeben, wie sie über Jeff Converse dachten. »Er wird dich nie richtig verstehen, meine Liebe«, hatte Jessica van Rensellier ihr vor zwei Jahren erklärt. »Durchaus in Ordnung für eine Sommerromanze, aber doch kein Partner für eine ernste Beziehung, oder? Ich meine, ist sein Vater nicht einer jener Leute, die unsere Häuser instand halten?«
    Im vergangenen Jahr hatte Heather den Eindruck gewonnen, dass Jessica und die anderen, mit denen sie aufgewachsen war, versuchten, ihr aus dem Weg zu gehen. Sie hatte festgestellt, dass es ihr nichts ausmachte – die Leute, die sie durch Jeff kennen lernte, waren viel interessanter als die Le Cirque-Clique es je gewesen war. Und Carolyn war noch schlimmer als ihre einstigen Freunde. Es war ihr gelungen, Jeffs Namen in den letzten beiden Tagen nicht ein einziges Mal zu erwähnen.
    Also ging Heather weiter, fort von der East Side, wo sie wahrscheinlich jemand treffen würde, den sie von der High-School kannte, jemand, der von einem Treffen der Junior League oder der DAR (Daughters of the American Revolution) nach Hause ging. Sie wanderte hinüber auf die West Side, doch erst als sie sich auf dem Broadway wiederfand, drei kurze Blocks von Jeffs Wohnhaus entfernt, wurde ihr bewusst, wohin sie gegangen war.
    Fast hätte sie sich abgewandt, fast ein Taxi gerufen, das sie nach Hause brachte, als sie innehielt und sich an die Worte erinnerte: »Wir werden es wissen, wenn wir da sind.«
    Hatte Jeff sie heute Abend geleitet? War sie deshalb den weiten

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