Der Club der Gerechten
Recht, wissen Sie«, sagte Heather, während sie sich auf dem Bahnsteig umsah, wo sie auf den Zug warteten. Ein junger Mensch saß da und zupfte, den offenen Instrumentenkasten vor sich, leise auf einer Gitarre, aber alle anderen schienen irgendwohin zu wollen, etwas zu tun zu haben. »Es gibt wirklich nicht mehr so viele wie früher. Vor ein paar Jahren stolperte man dauernd über Schnorrer. Man konnte ihnen nicht ausweichen.«
Ein Zug fuhr ein, und sie stiegen in einen halb leeren Wagen. Als sie sich setzten, sagte Keith: »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.«
»Bei mir? Wieso denn?«
»Tja, wissen Sie, ich war nicht allzu begeistert darüber, dass Jeff mit Ihnen ausgegangen ist...«
»Wir sind nicht nur miteinander ausgegangen«, warf Heather ein. »Wir wollten heiraten ...«
Keith seufzte. »Und wie ich darüber dachte, hatte keine Bedeutung, nicht wahr?«
Heather schüttelte den Kopf. »Es war beschlossene Sache.«
»Nun, wie es sich jetzt herausstellt, schätze ich, dass Jeff Recht hatte und ich Unrecht.« Er wurde feuerrot. »Deswegen glaube ich mich bei Ihnen entschuldigen zu sollen – zu müssen. Ich hab gedacht, Sie seien nur eins dieser verwöhnten reichen Mädchen, das Jeff benutzte, um seinem Vater eins auszuwischen – eine kleine Rebellion, bevor Sie sich mit einem Park Avenue Anwalt namens Skip ein Nest bauten. Aber so ist es ganz und gar nicht, oder?«
Heather lächelte, zum ersten Mal seit Jeff verschwunden war. »Es wäre für Daddy schrecklich, Sie das sagen zu hören. Zu hören, dass es ihm missglückt ist, nach all den Jahren, in denen er versucht hat, mich zu verwöhnen ...« Sie hätte um ein Haar gelacht, aber ihr verging das Lächeln, als ihr einfiel, wohin sie gingen – und warum. »Wie, wenn wir ihn nicht finden?«, fragte sie, und ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
Darauf hatte Keith keine Antwort. Sie sprachen erst wieder, als sie am Sherman Square aus der U-Bahn stiegen und zur Seventy-second in Richtung Hudson gingen. Vom Fluss her wehte ein beißend scharfer Wind, und als sie die West End Avenue überquerten, knöpfte Heather ihren leichten Burberry Trenchcoat zu. Einen Block weiter kamen sie ans untere Ende des Riverside Drive. Direkt vor ihnen war die Zufahrt zum West Side Highway, und am Ende der Zufahrt lag der Highway selbst; es herrschte dichter Verkehr nach beiden Richtungen. Im Süden sah man ein Ende der riesigen neuen Trump-Baustelle, die sich fast eine Meile am Fluss entlang erstreckte. Im Norden dehnte sich der Riverside Park, ein grüner Gürtel über zweieinhalb Meilen bis zur 125 th Street.
»Sie hat gesagt, südlich der Marina«, sagte Heather und überquerte, die Ampel ignorierend, den Riverside Drive. »Kommen Sie.«
Keith folgte ihr in den Park. Sie nahm einen Weg, der sich unter dem West Side Highway hinzog, und als sie ans Ende des steilen Anstiegs kamen, der auf der anderen Seite zum Fluss abfiel, erhaschte Keith aus den Augenwinkeln auf den südlichen Gleisen eine Bewegung. Es gab mehrere Gleise; sie verliefen unter dem Highway und dem Park und waren durch die Pfeiler, auf denen der Highway ruhte, nur teilweise sichtbar. Obwohl ein hoher Zaun die Schienen von dem schmalen Parklandstreifen am Fluss trennte, war die Betonmauer hinter den Gleisen mit Graffiti bemalt.
»Das sind die Gleise von der Penn Station«, erklärte Heather. Zwei schäbig gekleidete Männer, die am Fuß eines Pfeilers saßen, sahen auf, als sie vorbeikamen. »Und das müssen zwei von den Leuten sein, die in den Tunnels leben.« Wie zur Bestätigung standen die beiden Männer torkelnd auf und gingen in südlicher Richtung auf den Tunneleingang zu. Kurz bevor sie verschwanden, hob einer der Männer die linke Hand und streckte den Mittelfinger aus.
Die Geste sagte ihnen überdeutlich, was sie von den Tunnelbewohnern zu erwarten hatten.
Auf der rechten Seite folgten sie einer steilen Rampe, die hinunter führte. Auf halbem Weg blieb Heather stehen und zeigte auf ein kleines Zelt, das, nicht ganz fünf Meter vom Fußweg entfernt und durch ein Metallgeländer abgegrenzt, auf einem kleinen ebenen Fleck errichtet worden war. Vor dem Zelt ein wackliger Tisch, auf dem ein Petroleumkocher und eine abgestoßene Emailschüssel standen.
Eine Frau in einem langen, schmutzstarrenden Rock und einem oft geflickten Männerhemd aus Flanell kehrte sorgfältig den Zeltvorplatz.
Es war Keith peinlich, sie bei ihrer Hausarbeit zu beobachten. Die Frau blickte auf, als sie
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