Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
Gesicht im Spiegel sah jetzt ein bisschen besser aus: die Haut war wenigstens nicht mehr so blass und gelblich. Eine halbe Stunde später, das Haar frisch gewaschen und zu einem festen Knoten geschlungen, in demselben schwarzen Kostüm, das sie vor fünf Jahren bei der Beerdigung ihrer Mutter getragen hatte, betrachtete sie sich ein letztes Mal. Vielleicht würde sie – mit Gottes Hilfe – den Tag überstehen.
    Und dann klingelte das Telefon.
    Das Geräusch erschreckte sie so, dass sie fast ihre Tasse fallen ließ. Um ein Haar hätte sie den Kaffee auf ihre Kostümjacke verschüttet. Als das Telefon noch einmal klingelte, stellte sie die Tasse ab und warf, als sie nach dem Hörer griff, einen Blick auf das kleine Display, auf dem die Nummer des Anrufers erschien.
    Die Nummer sagte ihr nichts.
    Sie sah auf die Uhr: Noch nicht einmal halb acht. Warum wurde sie von jemand, den sie nicht kannte, um diese Zeit angerufen?
    Es klingelte zum drittenmal. Sie wusste, dass sie sich nicht melden sollte – sie hatte sich das Telefon mit dem Display, auf dem die Nummer des Anrufers erschien, während des Prozesses besorgt, um sich gegen die Telefonate krankhaft aufdringlicher Menschen zu schützen.
    Das Telefon klingelte wieder und der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Nachdem sie ihren Text gehört hatte, mit dem sie dem Anrufer erklärte, sie könne nicht an den Apparat kommen, begann eine andere stark verzerrte Stimme zu sprechen.
    Eine verzweifelte Stimme, die in den Apparat hineinbrüllte.
    »... Mom – bist du ... Ich bin es, Mo ...«
    Mary ließ das Telefon fallen, als habe sie sich verbrannt. Aber als sie die Worte begriff, stieg ein Schrei in ihr auf und sie packte den Hörer erneut.
    »Wer ist das?« Ihre Stimme wurde lauter. »Wer sind Sie?«
    Das Telefon am anderen Ende knackte und rauschte, verstummte, kam wieder, doch zwischen den Pausen hörte sie nur: »Mom, es ... ich ... ich ... tot...«
    »Jeff«, flüsterte Mary. »Jeff, bist du das?«
    Im Hörer knackte es noch ein paar Mal, und sie glaubte die Stimme wieder zu hören. Dann war alles still.
    Fast eine ganze Minute lang presste Mary das Telefon noch ans Ohr, wollte die Stimme mit Hilfe ihres Willens zwingen, wieder zu sprechen, doch die Stille dauerte an, und endlich legte sie auf. Allmählich wurde ihr klar, dass unmöglich war, was sie gehört hatte, und sie versuchte sich einzureden, es sei nicht geschehen, sie habe sich nur eingebildet, die Worte zu hören, die Stimme zu erkennen.
    Fast gegen ihren Willen griff sie wieder zum Hörer und drückte die Taste der Wahlwiederholung. Sie presste den Hörer ans Ohr, lauschte.
    Dann klickte es, und eine Stimme meldete sich.
    Eine automatische Stimme.
    »Hier ist die Wahlwiederholung Ihres letzten Anrufs ...« Als die Stimme zu Ende gesprochen hatte, drückte sie auf den Knopf, um die Nummer anzuwählen, von der aus sie angerufen worden war.
    Eine andere automatische Stimme meldete sich: »Der Teilnehmer des Mobiltelefons, den Sie anrufen, hat entweder keine Verbindung zum Netz oder ...«
    Sie legte auf, versuchte noch zweimal, die Nummer anzurufen, bekam zweimal die gleiche Nachricht.
    Um acht Uhr, als Mary ihren Aufbruch nicht länger aufschieben konnte, wählte sie die Nummer noch ein letztes Mal.
    Nichts.
    Er war es nicht, dachte sie, als sie die Wohnung verließ. Er kann's nicht gewesen sein.
    Doch während sie leise die Worte wiederholte, erinnerte sie sich an den Klang von Jeffs Stimme.
     
    An diesem Morgen erwachte Carolyn Randall früher als gewöhnlich, und ihr erster Impuls war, sich umzudrehen und weiterzuschlafen. Sie und Perry waren am Abend vorher auf einer Party gewesen – auf einer Party, auf der sie drei Filmstars und ihre liebste Modeschöpferin getroffen hatte –, und ihr Kopf wurde heimgesucht von einem Kater, der viel schlimmer war als ihr angemessen schien. Nun gut, vielleicht hatte sie einen Drink zuviel gehabt, aber sie war nicht betrunken gewesen, egal was Perry sagte. Über den Kopfschmerz hinweg, der wie ein Schmiedehammer auf ihren Schädel einschlug, erinnerte sie sich noch an Perrys Worte, als sie gegen halb drei ins Bett getaumelt waren: »Ich kann keine Frau brauchen, die im Ruf steht, Alkoholikerin zu sein, Carolyn. Ich kann eine zweite Scheidung durchstehen – aber falls deine Trinkerei mich die Ernennung kostet, sobald Morgenthau in Pension geht, werde ich dich nicht nur aus dem Haus jagen, sondern auch dafür sorgen, dass du keinen Cent bekommst. Also überleg es dir

Weitere Kostenlose Bücher