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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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er's. Wieso wär er verurteilt worden, wenn er's nich getan hätte?«
    »Aber ich war dabei«, protestierte Jinx. »Es war Bobby Gomez.« Sie erzählte Tillie, woran sie sich aus dieser Nacht erinnerte, aber als sie geendet hatte, schüttelte Tillie den Kopf.
    »Nur weil Bobby Gomez versucht hat, jemanden zu überfallen, heißt das noch lang nich, dass dieser Typ nix getan hat.« Nachdrücklich tippte sie mit dem Finger auf Jeffs Bild. »In der U-Bahn werden dauernd Leute überfallen – das hab ich wenigstens ein Dutzend Mal beobachtet.«
    »Aber es war die 110 th Street«, erklärte Jinx nachdrücklich.
    »Und gestern Abend hab ich die Frau gesehn, auf die Bobby eingeschlagen hat – und sie hat im Rollstuhl gesessen.«
    Tillies Miene verhärtete sich. »Jetz hör mir mal zu, junge Dame. Du bist erst fünfzehn, und selbst wenn du Recht hättest – was du nich hast –, würde ich nich zulassen, dass du dich für den Mann interessierst.« Den Sturm ignorierend, der sich in Jinx' Augen zusammenbraute, fuhr Tillie fort: »Morgen um die Zeit is er tot, und du kannst es nich verhindern. Sind die Jäger erst hinter jemandem her, war's das. Willst du dabei sein, wenn sie ihn finden? Bring jetz Robby ganz einfach zur Schule und vergiss den Typen – ich hätt ihn überhaupt nich hier reinlassen sollen.«
    Da sie wusste, dass es sinnlos war, Tillie zu widersprechen, schob Jinx die Zeitung wieder zu ihr hinüber. Doch eine halbe Stunde später, als sie Robby nachsah, der den von Bäumen gesäumten Block auf der Seventy-eight Street entlang in Richtung P.S. 87 ging, dachte sie wieder an das, was sie in der Zeitung gesehen hatte, und als Bobby im Schulgebäude verschwand, wusste sie, was sie zu tun hatte.
     
    Jeff konnte den Anblick des toten Mannes nicht vergessen. Tote, leere Augen, die ihn anstarrten.
    Was war dort in dem winzigen, tief in den Tunnels vergrabenem Raum geschehen? Was hatte der Mann getan, dass Jagger ihn angriff, während er schlief?
    Als Jeff aufwachte, war der Raum nur von der schwachen orangefarbenen Glut des erlöschenden Feuer in der Tonne erhellt worden, aber seine Augen – inzwischen mehr an die Dunkelheit unter der Stadt als an das Licht der Oberfläche gewöhnt – hatten sich sofort auf Jagger geheftet, der so hassvoll auf ihn heruntersah, dass er am liebsten sofort losgerannt wäre. Doch gleich darauf, als er sich fester an die Betonwand presste, wurde ihm klar, dass es der andere Mann war – der Mann, der ihnen nicht einmal seinen Namen genannt hatte –, auf den Jaggers Blick gerichtet blieb.
    Es hatte ausgesehen, als sei Jagger irgendwie in Trance gefallen. Auch als Jeff ihn ansprach, reagierte er nicht. Er blieb in der Hocke, wiegte sich auf den Fußballen langsam vor und zurück und sah zu, wie der Mann starb. Erst als der Ärmste gurgelnd und rasselnd seinen letzten Atemzug tat, war es Jagger gelungen, Jeff anzusehen.
    Der Hass in seinen Augen war erloschen, und Jeff entdeckte etwas anderes darin.
    Verlangen.
    Jagger hatte die Hand gehoben – die Hand, die noch immer vom Blut des Mannes besudelt war, den er eben getötet hatte – und nach Jeff ausgestreckt. Doch kurz bevor er Jeffs Wange berührte, hatte er die Hand fallen lassen.
    Dann war Jaggers Blick klar geworden, und er schaute sich im Raum um, als sehe er ihn zum ersten Mal. Als sein Blick auf den Toten zu seinen Füßen fiel, überzog ein ratloser Ausdruck sein Gesicht, als wisse er nicht, was passiert war.
    »Er wollte dir was tun.«
    Aber was? Der Mann war verrückt gewesen, hatte vor ihnen viel mehr Angst gehabt als sie vor ihm. Was hatte Jagger geglaubt, dass er tun wollte? Sie hatten einfach dagelegen und ...
    Eine Erinnerung regte sich.
    Etwas hatte seinen Schlaf gestört. Er hatte geträumt, und in diesem Traum war er wieder in seinem Apartment, und er fühlte Heather neben sich, die sich eng an seinen Rücken schmiegte. Sie hatte den Arm über ihn gelegt und ... und er war wach geworden, als der Mann, auf dessen Lumpen er schlief, in Todesqual geröchelt hatte, während der rostige Schienennagel sich in ihn hineinbohrte.
    Vielleicht war es mehr gewesen als ein Traum von Heathers Arm – vielleicht hatte der Mann sich an ihn gedrängt und den Traum ausgelöst. Und wenn es so war ...
    Wieder erinnerte er sich an den seltsamen Ausdruck in Jaggers Augen und an Jagger, der die Hand ausstreckte, um ihn zu berühren ...
    Der Anblick eines Lichts vor ihnen riss ihn aus seinen Gedanken. Es war nicht das orangefarbene Flackern

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