Der Club der Gerechten
– mach ohne Alkohol weiter, oder nimm das Geld und verschwinde. Jetzt!« Sie hatte das Gefühl gehabt, sie müsse ihm ins Gesicht spucken. So hatte er vor fünf Jahren nicht geredet, als er feststellte, wie Sex mit jemand wie ihr war – anders als mit der alten Gesellschaftszicke, seiner damaligen Ehefrau. Und ganz gewiss hatte sie keine Lust, jetzt abzuhauen. Also hatte sie nicht mit ihm gestritten, sondern ihm einen geblasen, was geeignet war, jeden Streit im Keim zu ersticken, und hatte erklärt, sie sei nicht betrunken. Was bedeutete, dass sie heute Morgen, so sehr es sie auch danach verlangte, nicht weiterschlafen konnte. Da Perry noch nicht wach war, wollte sie gleich aufstehen und dafür sorgen, dass das nichtsnutzige Dienstmädchen den Kaffee bereit hatte, sobald er aufwachte, und so tun, als gehe es ihr gut; genauso wie sie in der ganzen Zeit vorgetäuscht hatte, der Sex mit ihm mache ihr Spaß. Anstatt sich auf die andere Seite zu drehen, ließ sie sich also aus dem Bett rollen, tappte ins Bad und drehte die Dusche auf. Bevor sie unter die Dusche ging, schaute sie in den Spiegel.
Was sie sah, gefiel ihr nicht.
Um die Augen herum machten sich die ersten Fältchen bemerkbar, und sie glaubte sogar über den Lippen ein paar der schrecklichen kleinen Streifen zu sehen, die Frauen bekamen, wenn sie rauchten. Sie musste sich wirklich mit den Ehefrauen einiger alter Freunde von Perry unterhalten – sie alle hatten schon weiß Gott wie viele Gesichtskorrekturen hinter sich und kannten bestimmt die besten plastischen Chirurgen in Manhattan.
Eine Viertelstunde später, als Perry eben prustend und schnaubend aufzuwachen begann, auf eine Weise, die ihr widerlich war, eilte sie in die Küche zur Kaffeemaschine. Sie beschloss, ihm selbst eine Tasse zu bringen, sobald sie hörte, dass er sich von dem Schleim frei hustete, der sich über Nacht immer in seinem Hals sammelte. Er würde so glücklich sein, weil sie an ihn gedacht hatte, dass ihm der gestrige Abend nicht mehr gegenwärtig wäre.
Als sie an der Tür zur Bibliothek vorüberkam, sah sie den Anrufbeantworter auf Perrys Schreibtisch blinken. Sie zögerte und runzelte die Stirn. Er hatte nicht geblinkt, als sie nach Hause gekommen waren, was bedeutete, dass der Anruf entweder sehr spät nachts oder sehr für am Morgen gekommen sein musste. Da niemand sie oder Heather so früh anrief, musste die Nachricht für Perry – und sehr dringend – sein. Wenn sie eine wichtige Nachricht abhörte und ihm sofort überbrachte, würde er den kleinen Streit von gestern Nacht völlig vergessen. Sie ging zum Schreibtisch und drückte auf den Abhörknopf, ohne zu merken, dass es Heathers und nicht Perrys Lämpchen war, das blinkte.
Die Stimme, die sie hörte, vertrieb den letzten Alkohol aus ihrem Kreislauf, und ihr Kopfschmerz verschwand. »Heather?«, fragte Jeff Converses Stimme durch statisches Knistern und Knacken hindurch. »Ich bin ...«
Dann folgte eine Reihe von Bruchstücken seiner Stimme:
»Heather? Ich bin ... Jeff ... Hör ... Mobiltelefon ... Akkus bald leer ... unter den Straßen......jagen mich. Ich kann nicht raus und ...«
Es blieb lange still, dann kamen noch einmal drei Worte: »Ich liebe dich.«
Schließlich noch eine unpersönliche Stimme mit der Ansage, dass der Anruf um sieben Uhr und achtzehn Minuten eingegangen sei.
Einen Augenblick wusste Carolyn nicht so recht, ob sie Perry überhaupt etwas von der Nachricht sagen sollte – er schätzte es ganz und gar nicht, wenn man Nachrichten abhörte, die nicht für einen bestimmt waren. Und außerdem konnte sie keinesfalls von Jeff Converse stammen. Er war tot – sie hatte es in den Nachrichten gehört und sogar in der Zeitung gelesen. Es musste ein grausamer Streich sein, ein böser Scherz.
Sie wusste, dass Heather sich sehr darüber aufregen würde, und wenn Heather sich aufregte, würde auch Perry außer sich sein. Und dann würde er sich vielleicht daran erinnern, dass er sich schon gestern Abend über sie geärgert hatte. Es war am besten, es ihm zu sagen. Sollte dann er entscheiden, was zu tun wäre.
Fünf Minuten später stand Perry neben ihr in dem langen Morgenmantel, den sie ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, und hörte sich die Nachricht an. Sie sah, dass er die Augen zusammenkniff, als die Stimme Heathers Namen nannte. Als sie weitersprach, wurde er – der sowieso nie den braunen Teint von George Hamilton hatte, den Carolyn bei einem Mann so sexy fand – totenblass. Dann
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