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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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Lagerhaus gewesen? Hatte er zu den maskierten Männern gehört, die sie durchgefickt hatten? Hatte er sie mit seinem Samen voll gespritzt? Hatte er ihr mit einer Weidenrute harte Schläge auf den Hintern versetzt?
    Das war möglich. Sogar durchaus möglich.
    Und wäre es nicht spaßig – wenn auch gefährlich – zu sehen, ob das schlaue Fräulein Natalie diese Tatsache ebenso aufdecken könnte wie irgendwelche von Daumerys finanziellen oder moralischen Missetaten?
    Patti wollte Stella gerade ihre Gedanken mitteilen, als die Dragqueen ihre Finger losließ.
    «Lass uns doch später über deine Schwester sprechen, ja?», sagte der Transvestit und drückte Patti unnachgiebig zu seinem Schoß herunter.

KAPITEL 5
    Ein Waffenbruder?
    Sie fühlte sich wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Dies war Natalies Geburtsort, und sie hatte den größten Teil ihres Lebens hier verbracht. Aber als sie jetzt zum ersten Mal seit gut zehn Jahren wieder an der Bushaltestelle wartete, kam sie sich plötzlich wie eine Fremde oder eine Außerirdische vor.
    Selbst ihre Kleidung war unpassend. Heute war es etwas schöner draußen – als hätte der Regen der letzten Nacht das für diese Jahreszeit ungewöhnlich kalte Wetter fortgewaschen. Die etwas weniger betuchten Touristen und die Studenten, die selbst hier in den Vororten das Bild zu dominieren schienen, waren alle angezogen, als wären sie gerade auf Ibiza gelandet. Natalie hatte das Gefühl, dass ihre schwarzen Jeans, die Baumwolljacke und das ärmellose Top viel zu schick und ordentlich aussahen. Alle anderen trugen Westen, enge oder weite Shorts in schreienden Farben und Baseballmützen. Außerdem nahm die Zahl von Flip-Flops schrecklich zu.
    «Die sind hier ja alle irre!», murmelte sie und griff nach dem Handy in ihrer Tasche. Die Versuchung war groß, wieder die Taxifirma von gestern anzurufen – «Lesben-Ruth’s Homo-Taxi» oder so ähnlich.
    Doch so verlockend das auch schien, war sie eben nicht auf Kosten des
Modern Enquirer
hier. Dies hier war eine durch und durch eigenverantwortete Aktion, und Natalie konnte nur auf ihre privaten finanziellen Mittel und Quellen zurückgreifen. Das Leben in London hatte keine Rücklagen zugelassen, und Natalie war das erste Mal seit Jahren knapp bei Kasse. Geld für ein Taxi auszugeben war da nicht drin.
    «Du bist Journalistin, verdammt! Das musst du schon selbstrausfinden!» Pattis Worte beim Frühstück klangen immer noch in Natalies Ohren. Sie hatte ihre Schwester gefragt, ob sie etwas über Whitelaw Daumery wisse. Doch deren Entgegnung war nicht nur mürrisch, sondern auch ausgesprochen abweisend gewesen. Natalie hätte Patti am liebsten gleich auf einer ganzen Reihe von Fronten angegriffen, doch sie wusste, dass eine Entfremdung von ihrer Schwester sie ganz sicher die freie Unterkunft kosten würde.
    «Ihr könnt mich alle mal kreuzweise!», murmelte Natalie lauter vor sich hin, als es beabsichtigt war. Sie hatte sich entschieden, zu Fuß ins Stadtzentrum zu gehen anstatt schlecht gelaunt auf den Bus zu warten. Ein paar ältere Damen in pastellfarbenen Kleidern, die auch an der Haltestelle standen, schauten sie empört an. Doch da Natalie die schlechten Umgangsformen Londons gewöhnt war, ignorierte sie das. So begann sie, zielstrebig auf die gut sichtbaren Silhouetten von Stadt- und Universitätsgebäuden zuzugehen, die in dem natürlichen Tal lagen, in das Redwych gebaut worden war. Natalie war jetzt sehr froh über ihre flachen Schuhe. Der Weg ging bergab, es würde also nicht allzu lange dauern.
    Nach einer Weile begann sie ihren kleinen Ausflug fast zu genießen. Ein herrlicher Tag. Der blaue Himmel und die hoch stehenden, lockeren Wolken sahen fast wie auf einer kitschigen Postkarte aus. Trotz ihrer unsicheren Situation fühlte sie sich das erste Mal seit Ewigkeiten frei, leicht und absolut lebendig. Sie zog das kleine Band aus ihren Haaren, das den Pferdeschwanz zusammenhielt, und schüttelte dann den Kopf, um ihre Frisur zu lockern. Eigentlich müsste ich ja über die Informationen nachdenken, die ich schon über Daumery habe, und mir einen Aufhänger für die Geschichte überlegen, dachte Natalie. Doch als sie ihre Sonnenbrille aufsetzte, um die Augen vor der warmen Morgensonne zu schützen, kam sie sich plötzlich wie im Urlaub vor.
    Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Mann an meiner Seite, dachte sie nach einer Weile. Ein langsamer Spaziergang, ein kleines Sektfrühstück und dann für den Sex am Nachmittag zurück ins Hotel.

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