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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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Oder auch zu ihm. Ein bisschen was Versautes eben. Schließlich war Patti nicht die Einzige, der es erlaubt war, Spaß zu haben.
    Doch Natalie verwarf die Gedanken an ihre Schwester und deren Übellaunigkeit von heute Morgen sofort und rief sich stattdessen das Gesicht und den unerwartet ansehnlichen Körper von Steven Small ins Gedächtnis.
    Jedes Mal wenn sie an ihre Eskapade im Zug dachte, konnte Natalie kaum glauben, was sie da getan hatte. Und doch war es passiert. Ihr zögerlicher Liebhaber war irgendwo in dieser Stadt und brachte gerade der Jugend von Redwych wahrscheinlich ausgerechnet etwas über Rechtschaffenheit bei   …
    Und etwas über englische Literatur, wenn man den Büchern trauen konnte, die er dabei gehabt hatte.
    Eigentlich dürfte es kein Problem darstellen, ihn zu finden. Schließlich war sie Journalistin und das Beschaffen von Informationen ihr täglich Brot. Wahrscheinlich stand er sogar ganz offiziell im örtlichen Telefonbuch. Wenn sie mehr von ihm wollte, musste sie sich nur bei ihm melden, um ihre Bedürfnisse zu stillen.
    Und genau das würde sie vielleicht auch tun. Doch erst musste sie sich noch mit einem anderen Mann treffen.
    Es dauerte gar nicht lange, und Natalie kam im ehrwürdigen Universitätsviertel der Stadt an mit seiner herrlichen und eindrucksvollen Architektur. Zwar hatte sie sich vorgenommen, nicht wie die naiven, japanischen Touristen ins starre Glotzen zu verfallen, doch schließlich ergötzte sie sich an der Geschichte, der Tradition und dem schieren Charme ihrer Heimatstadt. Ein wunderschöner Ort, das musste sie zugeben und empfand fast Mitleid mit den Snobs, die so wütend waren, weil Oxford undCambridge dem kleineren Redwych in Sachen Prestige schon immer eine Nasenlänge voraus waren.
    Die Büros des
Redwych Sentinel
lagen auf der Hauptgeschäftsstraße, und gerade als Natalie die Stufen erklommen und die schwere, alte Doppeltür geöffnet hatte, kamen ihr Zweifel, ob man sie hier willkommen heißen würde. Hätte sie einen legitimen Grund zum Vortäuschen gehabt wie ein Interview oder das Aufgeben einer kleinen Anzeige, würde man ihr als Bürgerin sicher Zugang gewähren. Doch sollte einer der Verlagsangestellten herausbekommen, dass sie für eine elitäre Großstadtzeitschrift mit politischem Themenspektrum arbeitete, würde man sie wohl ohne Umschweife vor die Tür setzen. Natalie sah die üblichen journalistischen Abkanzelungen schon vor sich – «eingebildete Londoner Zicke» war da noch das Harmloseste, was sie erwarten konnte.
    Die beste Vorgehensweise würde also sein, sich als Freundin von Alex Hendry auszugeben, dessen Aufgabenfeld die örtliche Unterhaltungsbranche, Umweltthemen und wahrscheinlich die Geburts- und Todesanzeigen umfasste. Es musste sich wohl um einen Nachwuchsschreiber aus einer anderen Stadt handeln. Aus ihrer Zeit in Redwych kannte sie ihn jedenfalls nicht. Und aufgrund ihres journalistischen Interesses hatte sie den
Sentinel
schon damals immer eingehend studiert.
    Aber wieso kannte Patti den Mann?
    «Na gut», hatte ihre Schwester heute Morgen mit gespielter Müdigkeit gesagt. «Whitelaw Daumery kenne ich zwar nicht und auch niemanden, der mit ihm Kontakt hat – zumindest nicht soweit ich weiß   –, aber vielleicht kann dir jemand helfen, der beim
Sentinel
arbeitet.»
    Was sollte wohl diese Bemerkung «zumindest nicht soweit ich weiß»? Die Worte kamen Natalie in der Rückschau sehr merkwürdig vor. Implizierten sie, dass Patti eine Menge Leute unter anonymen Umständen kennen lernte? Vielleicht hatte sie sogaranonymen Sex mit Menschen, deren Namen sie kaum kannte. Wenn ja, dann entwickelte sich da eindeutig so etwas wie eine familiäre Veranlagung.
    Natalie musste wieder grinsen, unterdrückte ihr Lächeln aber, als die sehr spröde, steife und geradezu künstlich aussehende Empfangsdame sich herabließ, von ihrem Rechner aufzuschauen.
    «Kann ich Ihnen helfen?»
    Natalie spürte sofort, wie sie innerlich auf die Palme ging. Am liebsten hätte sie das geschäftige kleine Miststück mit einem verbalen Tritt in die Wüste geschickt, doch wollte sie sich nicht den Tag verderben lassen. Stattdessen lächelte sie und sagte: «Ich hätte gern Alex Hendry gesprochen.»
    Die Rezeptionistin erwiderte das Lächeln nicht. «Haben Sie einen Termin?» Ihr übertrieben frisiertes Haar schien vor Feindseligkeit fast zu knistern.
    Doch Natalie blieb cool. «Oh, er wird mich ganz sicher empfangen wollen. Ich bin eine Freundin von ihm.» Ihre

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