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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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stellte sie fest, dass die Farbtöne weitaus zurückhaltender waren, als sie erwartet hatte. Aber was
hatte
sie erwartet? Grelle, aufdringliche, schreiende Farben? Stella war eindeutig keine gewöhnliche Dragqueen. Sie war zwar glamourös, aber in keiner Weise billig.
    Was, zum Teufel, mache ich hier eigentlich?
    Natalie ließ den Mascarapinsel fallen, mit dem sie gerade ihre Wimpern tuschen wollte, und sprang auf. Wie ein Volltrottel saß sie hier herum, spielte mit Make-up und verschwendete keinen Gedanken an Stellas und Alex’ Verschwinden, oder wohin sie vielleicht gegangen waren. Wenigstens um Alex’ Verbleib sollte sie sich kümmern. Schließlich war er es, der sie hierher gebracht hatte.
    Der ferne Klang von Musik und Gesprächen auf dem Flur schien nahe zu legen, dass sie in den Club zurückkehrte. Sicher waren auch Alex und Stella wieder dorthin gegangen. Aber die Reihe von rätselhaften Türen forderte die Journalistin in ihr heraus. Welche Geheimnisse mochten wohl dahinter liegen? Oder am Ende der Schwindel erregenden Wendeltreppe am Ende des Flurs? Als sie die Stufen hinabblickte, sah sie unten einen weiteren Flur. Er lag im Dunkeln, aber ein winziger Lichtstrahl deutete an, dass da unten irgendwo eine Tür offen stand.
    Sie spürte die instinktive Versuchung, die Treppe hinabzusteigen. Dabei hatte sie keine Ahnung, wer oder was sie dort unten erwartete.
    Nachdem Natalie auf den glatten Eisenstufen zweimal fast ausgerutscht war und sich gefragt hatte, wie Stella das wohl mit ihren noch größeren Füßen und in High Heels schaffte, erreichte sie den unteren Flur. Auch hier waren Gesprächsfetzen zu hören, die aber von Stimmen einer kleineren Gruppe stammten. Sie konnte zwar nicht ausmachen, was gesagt wurde, aber die Sätze klangen konzentrierter und aufmerksamer als die allgemeine Wortkulisse, die aus dem Club drang. Auch hier unten spürte man eine gewisse Aufregung und eine fast greifbare Erwartung   …
    Natalie schlich auf Zehenspitzen zur Tür des Raumes, aus dem das Licht nach draußen drang. Auch hier war die Beleuchtung gedämpft, und sie fragte sich einen kurzen Moment lang, wie dieses schäbige Etablissement wohl bei Tageslicht aussehen würde. Eine totale Absteige, keine Frage. Die Tür war nur angelehnt, sodass sie hineinschauen konnte, ohne gesehen zu werden.
    Was sie dort allerdings sah, ließ ihr Herz fast stillstehen – obwohl sie auf merkwürdige Art und Weise fast damit gerechnet hatte.
    Der Raum war mit ungefähr fünfzehn Leuten gefüllt, die in einem losen Kreis zusammensaßen und sich eine Vorführung ansahen. Gerade als Natalie sich ein wenig vorbeugte, um noch besser sehen zu können, ging ein freudig erregtes Luftholen durch die Runde.
    Unter einem kleinen Scheinwerfer stand ein nackter Mann, der eine Vollmaske trug und dessen Hände hinter seinem Hals gefaltet waren. Um ihn herum streifte eine nicht mehr ganz junge, ergraute Frau, die einen Stock oder eine Gerte in der Hand hielt. Es dauerte nicht lange und sie schlug dem Mann damit direkt auf den rechten Oberschenkel. Er schrie laut auf, und sein Mund – der einzige Teil seines Kopfes, der unter der Maske sichtbar war – sah feucht und rot aus, als hätte er sich vor Schmerz auf die Lippen gebissen. Das konnte sogar gut sein, dachte Natalie erschrocken, aber durchaus fasziniert. Denn beide seiner Schenkelwaren knallrot und mit Striemen übersät. Seine Erektion war riesig, tanzte förmlich vor ihm und hatte wohl schon ein paar Schläge abbekommen.
    Mein Gott, SM – das ist ja irre!
    Die Journalistin in Natalie wollte laut auflachen und hatte schon die Schlagzeile vor sich. «Schmutzige Sexspiele in der Vorstadt» oder etwas in der Art. Die meisten Großstädter besaßen eine gewisse Weltverdrossenheit, die solche Aktivitäten mit Verachtung strafte. Und doch war da noch ein anderer, mächtigerer Teil in ihr, der vor Aufregung und Faszination ganz atemlos wurde.
    Das war also SM. Aber wie fühlte es sich an? Wieso machte diese sexuelle Spielart Menschen an? Würde es auch sie anmachen?
    Natalie wurde schnell klar, dass die letzte Frage keiner Antwort mehr bedurfte. Sie war genauso geil wie vorhin, als Alex’ Hand zwischen ihren Beinen gesteckt hatte. Wie sehr wünschte sie sich, dass diese Hand auch jetzt noch ihre Möse streichelte. Als der maskierte Mann erneut aufstöhnte, presste sie die Finger in ihren Schritt.
    Die grauhaarige Frau war allerdings überhaupt nicht zufrieden mit ihrem Opfer. Sie schlug noch einmal

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