Der Club der Lust
konnte, wenn man mit der Hand darüberstrich? Einen kurzen Moment lang war Natalie knapp davor, sich sofort eine Antwort auf diese Frage zu holen. Sie wollte gerade ihre Hand ausstrecken, als sie von einem Geräusch abgelenkt wurde.
«O ja!», stöhnte Alex in seinem Stuhl auf. Seine Hände pressten sich schon wieder in den Schoß, und seine Augen sahen schwer und verhangen vor Lust aus. Seine Aufmerksamkeit war direkt auf Patti gerichtet, die einem zweiten Orgasmus entgegenzureiten schien. Und das, obwohl der erste noch nicht einmal abgeklungen war.
Selbst als Natalie ihn ganz unverhohlen beobachtete, drehte Alex sich nur kurz zu ihr um und zwinkerte auch noch. Doch es dauerte nicht lange, und er wandte sich wieder der Hauptattraktion zu. Kurz entschlossen öffnete er seinen Reißverschluss, holte seinen Schwanz raus und begann unter den Augen aller Anwesenden wie wild zu wichsen. Sein Riemen sah in dem merkwürdigen Licht riesig aus, sogar noch größer, als er Natalie während ihrer Nummer auf dem Hinterhof und im Van vorgekommen war.
Nachdem Patti um sich getreten, ein «O Gott!» gebrüllt hatte und ihr Orgasmus endlich abgeklungen war, richtete sich das Interesse des Kreises schlagartig auf Alex und seinen Schwanz. Selbst der maskierte Mann in der Mitte schien zu spüren, was vor sich ging. Er drehte sich in Alex’ Richtung und leckte sich mit der Zunge über die roten, zerbissenen Lippen. Der Mannschien trotz seiner Qualen immer noch hungrig nach mehr zu sein. Hungrig auf den Schwanz eines anderen Mannes …
Als Natalie zwischen den beiden Männer hin und her schaute, bemerkte sie auf Alex’ Gesicht einen alarmierten Ausdruck. Seine Augen weiteten sich, und sie fragte sich, was er wohl befürchtete. Hatte er Angst vor sexuellen Begegnungen mit Männern? Hatte er Angst um sein Macho-Image? Und war das in solch einer Umgebung nicht ausgesprochen merkwürdig?
Natalie drehte sich instinktiv zu Stella um, und es überraschte sie in keiner Weise, dass auch die Dragqueen die Interaktion zwischen Alex und seinem maskierten Bewunderer beobachtete. Um ihre perfekt definierten Lippen spielte ein winziges Lächeln. Winzig, aber voller Schalk.
Verdammt, sie weiß, dass Alex nicht begeistert ist, und fragt sich, ob sie die Sache vorantreiben soll.
Natalie vergaß einen Moment lang ihre eigenen Zweifel und ließ sich von dieser neuen Entwicklung der Ereignisse mitreißen. Mein Gott, dachte sie, jetzt verstehe ich, worum es geht. Jetzt verstehe ich, was den Leuten hier so gut gefällt. Oder vielleicht, was Stella so gut gefällt. Sie spielt sie alle gegeneinander aus und bringt ihre Wünsche und Vorlieben um des Vergnügens willen in Einklang. Ob sie wohl überhaupt jemals selbst daran teilnimmt? Verliert sie jemals die Beherrschung und lässt sich selbst vorführen? Gibt sie die Kontrolle jemals an ein anderes Mitglied der Gruppe ab?
«Du!», sagte Stella mit ruhiger Stimme und streckte eines ihrer langen Beine aus, das mit einem dunklen Strumpf überzogen war. Sie stieß den maskierten Mann mit der Spitze eines großen, aber sehr eleganten Pumps an. «Wir sind jetzt fertig mit dir. Stell dich mit den Händen über dem Kopf in die Ecke und denk über deine Verfehlungen nach.» Die Dragqueen lachte. Aber es war kein grausames Lachen. Natalie meinte sogar ein gewisses Maß an Zuneigung darin zu spüren. «Davon gibt es ja jede Menge …»Sie hob die Fußspitze noch ein wenig höher an, zog sie dann aber wieder zurück.
Der maskierte Mann tappte an den Rand des Kreises, und zwei Teilnehmer schoben, entgegen Natalies Erwartungen, ihre Stühle beiseite und führten ihn dann in die Ecke des Raumes, die offensichtlich als «Strafraum» gedacht war und in der keinerlei Sitzgelegenheiten standen. Als die beiden ihre Stühle wieder an den ursprünglichen Platz schoben, schien der Mann schon völlig vergessen zu sein.
Die Aufmerksamkeit lag jetzt voll und ganz bei Alex.
«Ich glaube, du brauchst ein bisschen Hilfe, mein Freund», murmelte Stella und langte nach ihren Rauchutensilien, die neben ihrem Lehnstuhl lagen. Als sie sich nach vorne beugte, sah Natalie, wie die seidigen Kunstlocken ihrer Perücke etwas verrutschten und dabei ihren Nacken freilegten. Die Haut sah weiß, zart und weiblich aus, doch die Form ihres Halses war stark und eindeutig männlich. Natalie spürte eine merkwürdige Anziehung und den plötzlichen Drang, sich nach vorn zu beugen und die entblößte Haut zu küssen.
«Rochelle, wieso gibst
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