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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Povey
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unterdrücken, als ich mir vorstelle, wie der Gerichtsmediziner versucht herauszufinden, ob Carole sich bei lebendigem Leib verspeisen wollte oder einfach nur dumm war.

    Als ich zu meiner Wohnung zurückkehre, wartet Agent Wade draußen in seinem Wagen. Aus dem Radio wummert Heavy Metal, doch während ich näher trete, schaltet er es aus.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragt er schlicht.
    »Wie am Schnürchen.« Ich kann nicht anders, als mich ein wenig damit zu brüsten. »Dafür dass ich keinen Plan hatte, lief alles nach Plan.«
    »Hat dich jemand beobachtet?«
    »Machen Sie Witze? Sie haben es mit einem alten Hasen zu tun.«
    »Klingt nach einem guten Anfang.«
    Ich bin nicht stolz auf mich, doch für Agent Wade
setze ich ein zufriedenes Gesicht auf. »Schätze schon.«
    »Es wäre mir immer noch lieber, wenn du einen Plan hättest.«
    »So was brauche ich wirklich nicht. Das hat sich heute Nacht gezeigt.«
    »Trotzdem...«
    Agent Wade dreht das Radio wieder auf. Ich brauche ein paar Sekunden, um zu kapieren, dass das Gespräch beendet ist. Dann zucke ich mit den Schultern und trotte in Richtung meines Apartments davon.
    Ich kann nicht leugnen, dass die Vorstellung, ein Held zu sein, mir allmählich zu gefallen beginnt. Als ich im Bett liege, frage ich mich, wen ich mir als Nächstes vorknöpfen soll, und zu meiner Überraschung spüre ich ein Gefühl der Vorfreude in mir aufsteigen. Ich sonne mich schon im warmen Glorienschein amerikanischen Heldentums, da höre ich, wie sich quietschend meine Schlafzimmertür öffnet.
    Ich traue meinen Augen kaum, als Agent Wade - gedankenverloren an einer Zigarette ziehend - das Zimmer betritt und sich aufs Bettende setzt. Sein Gewicht hebt die Matratze und meinen Körper ein paar Zentimeter in die Höhe. Er schaut sich in meinem kleinen Schlafzimmer um, begutachtet die Tapete in Zartlila, den abgewetzten Eichenkleiderschrank, das Nachttischchen aus Kiefernholz und das Einzelbett.
    Schließlich schaut er mich an.
    »Dein planloses Vorgehen gefällt mir nicht.«
    Ich weiß zunächst nicht, was ich darauf antworten
soll und versuche meine Gedanken zu sortieren. »Aber es hat doch geklappt.«
    »Das FBI würde mich auf der Stelle feuern, wenn es wüsste, dass ich ohne Plan arbeite. Das ist, als würde man ohne Hosen zu einer Schießerei gehen.«
    »Aber Sie gehen ja gar nicht hin, sondern ich.«
    »Trotzdem, ich bin für diese Operation verantwortlich. Und ich sage, du legst dir erst mal einen Schlachtplan zurecht. Und ich will ihn schriftlich.«
    »Schriftlich?«
    »Mindestens tausend Wörter.«
    Ich stoße einen Seufzer aus, damit er mitkriegt, wie genervt ich bin. »Ich hab keine Zeit, Berichte zu schreiben.«
    Agent Wade funkelt mich an. »Du tust, was ich dir sage. Leg dir einen Plan zurecht. Und schreib ihn auf.«
    Agent Wade verlässt mein Schlafzimmer, und der warme Glorienschein, den ich eben noch gespürt habe, hat sich so stark abgekühlt, dass ich am liebsten aufstehen und die Heizung andrehen würde.

WILLIAM HOLDEN

FAHNDUNGSAUFRUF: SERIENMÖRDER WERMISST?
    Carole Lombard hat vierzehn Menschen getötet. Ihre Schädel aufgebrochen und ihr Gehirn verspeist. Alles Hochschulprofessoren, Männer und Frauen, die wahrscheinlich viel mehr auf dem Kasten hatten als er. Wer meint, er könne Intellekt »zu sich nehmen«, ohne wie alle anderen ein Fernstudium zu absolvieren, ist einfach dumm. Das hat man schon an den Anekdoten gemerkt, die Carole im Club erzählt hat. Das waren mit Abstand die ödesten und langweiligsten Geschichten, die ich je gehört habe. Er hat sie stets nüchtern und bedächtig vorgetragen, mit wenig oder gar keinem Gefühl für Rhythmus, außerdem konnte er seine Figuren nicht im Geringsten mit Leben erfüllen. Und sein furchtbarer Mundgeruch war der Unterhaltung auch nicht gerade förderlich.
    Ich bin mir sicher, dass man ihn nicht vermissen wird.

    »Und wo ist Mr. Mundgeruch?« Tony wendet sich an mich und die anderen neun Mitglieder, die sich zum nächsten Clubtreffen eingefunden haben. Mir bleibt augenblicklich das Herz stehen. Es ist drei Monate her, seit der letzte Killer verschwunden ist, und ich hatte die mit Übelkeit verbundene Angstattacke vergessen, die mich jedes Mal zu Beginn des ersten Treffens nach ihrem Verschwinden befällt.
    Niemand sagt etwas, als Tony uns mit autoritär-prüfendem Blick beäugt und dann aus dem Mundwinkel sagt: »Wie spät ist es, Burt?«
    »Bei mir ist es Viertel nach.«
    »Dann geht meine vor. Ich hab zwanzig

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