Der Club der Serienkiller
mochte ich wirklich gern. Er hat immer so interessante Geschichten erzählt.«
Sicher. Zum Beispiel, wie er neun Männer abgeschlachtet hat, weil sie Ähnlichkeit mit einem Typen hatten, der ihm mal vergammeltes Fleisch verkauft hat.
Ich beuge mich vor. »Ich tratsche ja nicht gerne,
aber einmal hab ich gehört, wie Errol sich über den Mitgliedsbeitrag beschwert hat.« Das ist eine dreiste Lüge; in Wirklichkeit bin ich es, der sich ständig bei jedem, der mir zuhört, darüber beklagt - und, um absolut ehrlich zu sein, nicht ganz zu Unrecht.
»Mein Gott!«, röhrt Tony und schüttelt den Kopf. »Heilige Scheiße nochmal!«
Als Tony so herumbrüllt, blicken die Ratefüchse erneut zu uns herüber, und als ich mich wieder umdrehe, bemerke ich, dass William Holden und Burt Lancaster sie bereits als mögliche Opfer ins Visier genommen haben. Ich habe das Gefühl, als würde ich mir eine Naturdoku über Raubkatzen anschauen.
Cher braucht einen Moment, um die Wörter in ihrem Kopf zu sortieren, bevor sie sie ausspricht. »Vielleicht müssen wir mehr ranklotzen.«
Tony weiß sofort, worauf sie hinauswill. »Zu diesem Thema ist alles gesagt, was zu sagen ist.«
»Lass mich ausreden, Mr. Curtis.«
Tony hält sich die Ohren zu und summt vor sich hin, damit er nichts hört. Dabei beschmiert er seine Wangen mit der Barbecue-Soße an seinen Fingern. Cher ist anscheinend bereit, bis zum Äußersten zu gehen und erhebt ihre Stimme.
»Ich bin dafür, dass wir ihm eine Nachricht zukommen lassen.«
Die anderen Mitglieder blicken in Chers Richtung; keiner ist begeistert von dem, was sie sagt. Wir haben das immer wieder durchdiskutiert, aber offensichtlich gibt Cher erst Ruhe, wenn sie gewonnen hat.
»Wir haben alle anderen gefragt. Also ist es nur fair, ihn ebenfalls zu fragen. Kommt schon, wir schieben das jetzt seit drei Jahren vor uns her.«
»Von wem redest du?« Betty verschafft sich mit ihrer sanften Stimme Gehör, und ich beobachte sie, während sie in der Hoffnung auf eine Antwort ihren Blick über die Mitglieder wandern lässt. Doch niemand ist bereit, irgendwas darauf zu sagen.
Da hört Tony auf zu summen, nimmt die Hände von den Ohren und fischt ein paar Erbsen von James’ Teller. Als er sie sich in den Mund stopft, lässt er mehr als nur ein paar davon fallen; und alle warten darauf, was er als Nächstes sagen wird. Schließlich stößt er einen lauten, widerwilligen Seufzer aus.
»Sag’s ihr, Burt.«
Das fällt mir echt auf die Nerven. Merkt Tony nicht, dass er damit Burts ständiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit bedient? Ich gehe dazwischen, bevor Burt den Mund aufmachen kann. »Wir reden vom Kentucky Killer, Betty.«
»Mein Gott... »Betty klatscht sich unwillkürlich die Hände vor den Mund, und ihre Augen treten aus den Höhlen.
Insgeheim lächle ich über Burts oberlehrerhaftverärgerten Blick. Das wird ihm eine Lehre sein.
Habe ich gesagt, eine Lehre? Tja, hier jagt ein Witz den andern.
»Der Kentucky Killer. Mein Gott...« Betty atmet tief ein.
Und das zu Recht.
Denn der Kentucky Killer ist für alle Zeiten die
absolute Nummer eins. Eine lebende Legende. Alle Serienmörder wären gerne wie er. Weltberühmt und mit mehr Morden auf dem Konto als der ganze Club zusammen. Er ist der absolute Gott, wenn es um das Abschlachten unschuldiger Menschen geht, und seine Anwesenheit würde den Club schlagartig als Teil der Serienkiller-Szene bekannt machen.
»Mein Gott«, wiederholt Betty.
Später am Abend täusche ich eine Lebensmittelvergiftung vor, was jeder sofort glaubt, der mal das zweifelhafte Vergnügen hatte, hier zu essen. So kann ich vor allen anderen das Steak House verlassen, und als mich niemand beobachtet, klettere ich in den Kofferraum von Williams Wagen; erfreut stelle ich fest, dass es nicht halb so eng ist, wie ich erwartet hatte - allerdings stinkt es, als hätte sich hier eine Katze verewigt.
Es ist bereits nach Mitternacht, und der Vollmond versucht die bedrohlich wirkenden Wolken am Himmel zu durchbrechen. Der einzige Sonnenaufgang, den William noch erleben wird, ist der Schwall Benzin, den ich ihm in den Rachen schütten und anzünden werde. William hat auf ähnliche Weise neun Menschen und drei Blindenhunde getötet. Die Presse hat ihm den Namen »Supernova-Mördera verpasst, und der Fernsehpsychologe sprach ausführlich über den religiösen Bezug und die reinigende Kraft des Feuers. Ich halte William einfach für einen braungebrannten Pyromanen. Seine zwei
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