Der Club der Serienkiller
ihn zu töten. Ich hab das als Belohnung betrachtet - für all unsere Anstrengungen in letzter Zeit. Er hat zwar nicht direkt den Kreisen angehört, die Mutter und ich verachten, dieses verkommene Geschworenenpack, es war mehr so, dass ich zu Mutter meinte: ›Dieser Richter gäbe ein gutes Opfer ab‹. Nicht mehr und nicht weniger. Und ich muss sagen, es hat wirklich Spaß gemacht, ihn umzubringen. Ich habe wirklich nichts zu meiner Verteidigung vorzubringen.« Als ob er das überhaupt könnte. »Tut mir leid, wenn ich unumwunden zugeben muss, dass es ein fantastisches Erlebnis war...«
Tallulah hört der Geschichte nur mit halbem Ohr zu; sie verachtet James wie jeden anderen von uns.
»So eine Tätowiermaschine... tolles Gerät. Und was für eine Waffe...« Ich schüttle den Kopf und stoße einen Pfiff hervor, als wäre Tallulah die Königin der Killer. Und wie kaltherzig und hasserfüllt sie auch sein mag, bei meiner Schwärmerei taut sie zwangsläufig auf.
»Dieser Freund von dir. Seid ihr gut befreundet?«
»Äh, nein, er ist ein Bekannter. Ja, mehr ein Arbeitskollege.«
»Es handelt sich also um einen Mann?«
»Ja... zumindest hat er mir das versichert.« Ich pruste vor Lachen über meinen großartigen Witz. Tallulah kriegt es nicht mal mit; ihre Augen werden zu schmalen Schlitzen.
»Hat er dir mal erzählt, ob er in einem Striplokal war? Ich meine, hat er dafür bezahlt, Frauen dabei zuzusehen, wie sie sich vor einem Haufen runtergekommener Loser erniedrigen?«
Ich tue, als würde ich darüber nachdenken. »Stimmt, jetzt wo du’s erwähnst... also, ich glaub schon. Ja, er hat abends meistens frei. Ich schätze, man kann schon sagen, dass er... ein bisschen verkommen ist.«
Tallulah reißt die Augen auf. Sie hat angebissen.
»Machen wir einen Termin.«
Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich Tallulah ziemlich bearbeiten muss. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie dermaßen heiß auf den nächsten Mord ist.
»Ich werde ihn tätowieren. Von Kopf bis Fuß.«
»Ich glaube, er will nur einen kleinen Schmetterling haben -«
»Was er will, ist mir egal. Wann können wir uns treffen?«
»Ich denke, so bald wie möglich.«
»Mittwoch würde mir passen.«
Tallulah wendet sich ab. Ende des Gesprächs. Ich betrachte ihr strähniges, grau-blondes Haar. Und stelle mir vor, wie sie auf allen vieren Erdnüsse und verschüttetes Bier aufwischt, wie die Wut in ihr aufsteigt und sich in ihrem Brustkorb ausbreitet, bis sie kurz davor ist zu explodieren.
Wahrscheinlich rufen die Perverslinge in der ersten Reihe ihr irgendwas zu. Ich wette, dass sie zurückbrüllt, und bin mir sicher, dass die Typen
versuchen, ihr Erdnüsse in den aufgerissenen Mund zu werfen, während sie sie beschimpft.
Ich grinse in mich hinein - nicht wegen des Bilds vor meinen Augen, sondern weil Tallulah vorhat, Agent Wade zu töten, auch wenn sie das nie erfahren wird. Und ich frage mich, ehrlich gesagt, ob ich es nicht einfach zulassen sollte.
Es gibt eine Menge zu bedenken, darum suche ich später unter dem Vorwand, auf Toilette zu müssen, mal wieder das Münztelefon daneben auf und rufe Agent Wade an.
»Tallulah möchte Sie treffen.«
»Großartig. Na, das ist mal ein Plan, was? Hat gleich beim ersten Mal funktioniert.«
»Ich musste ihr allerdings erzählen, dass Sie gerne in Stripclubs gehen.«
Agent Wade stockt. »Woher wusstest du das?«
Das verschlägt mir die Sprache. »Ich, äh... Ich dachte nur, also... Sie sehen aus wie jemand, der gerne mal einen draufmacht.« Ich weiß, das klingt nicht gerade überzeugend.
»Na ja, ist schließlich nichts Schlimmes dabei.«
»Das hab ich auch nicht gesagt.«
»Es ist ziemlich schwer, in meinem Job eine dauerhafte Beziehung aufzubauen.«
»Sicher.«
»Viele Jungs gehen...«
Ich höre Agent Wade nicht richtig zu, denn mich beschäftigt mehr die Vorstellung, dass Tallulah es fertig bringen könnte, ihn zu Tode zu tätowieren. Ich kann mir sogar den Spruch vorstellen, den sie quer über seine braungebrannte, gesunde Haut stechen würde.
»Agent Wade Is Dead.«
Und vielleicht kann ich noch etwas hinzufügen.
So was wie »Lang lebe der Club« zum Beispiel.
Das klingt ziemlich verlockend.
DIE TÄTOWIERMASCHINE
Ich schwöre, dass es mittwochabends stärker regnet als an anderen Tagen. An einem Mittwochabend führt man in Chicago seinen Hund nicht Gassi. Man bleibt lieber zu Hause und lässt den Hund wie verrückt jaulen, als dabei zuzusehen, wie der kleine Fiffi von einer
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