Der Club der Serienkiller
Er schaut ziemlich düster drein. »Hast du’s schon gehört?«
Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass es mir die Sprache verschlagen hat. Stumm starre ich Tony an, während meine Kehle immer trockener wird. Die anderen Mitglieder warten auf eine Antwort, und, Gott steh mir bei, ich bringe nichts weiter als ein leises Kieksen hervor.
»Ich betrachte das als ein Ja.« Tony wendet sich ab und sieht die anderen Mitglieder an.
Mein Herz schlägt mir fast bis zum Hals, als ich mich wortlos setze; meine Beine zittern so stark, dass ich fürchte, meine Hose könnte durch die Vibration herunterrutschen.
»Oh Mann...« Tony fährt sich mit seiner riesigen Hand übers Gesicht. »Dumm gelaufen.«
»Will jemand ein paar Worte sagen?« James Mason nippt an einer Tasse ziemlich schwarzem Tee.
Burt ergreift die Gelegenheit, als gäbe es kein Morgen mehr. Das war nicht anders zu erwarten von dieser widerlichen Rampensau. »Ich möchte einen Toast ausbringen.« Die Mitglieder greifen nach ihren Drinks und erheben ihr Glas - da
ich keins habe, balle ich die Finger zur Faust und proste den anderen damit zu. Ich merke, dass meine Hand heftig zittert.
Burt spricht ein paar warmherzige und freundschaftliche Worte. »Auf William Holden, er war vor allem ein Mensch und erst an zweiter Stelle ein Killer - aber stets ein Freund.«
Alle raunen ein »William Holden« oder freund«, und ich schaffe es »auf Glatze« zu murmeln, ohne dass es jemand hört. Dann halte ich Ausschau nach der tauben Kellnerin; ich wünschte, ich wüsste, was »Könnten Sie ein Fenster öffnen?« in Zeichensprache heißt. Das Lokal kommt mir plötzlich ziemlich stickig vor. Ich lockere meine Krawatte und knöpfe meinen Kragen auf.
»Ich mochte ihn wirklich.« Richard, der gute alte Bursche aus dem Süden, mag eden, den er kennenlernt. Weiß der Geier, wie aus ihm ein Serienmörder werden konnte. »Obwohl er keine Haare hatte, hatte er einiges zu sagen, als Autor und so.«
»Wie bitte, Mutter? Was hast du gesagt?« James Mason sieht sich um, und die übrigen Mitglieder geben ein genervtes Seufzen von sich.
»Jimmy, werd endlich erwachsen, ja? Wir versuchen uns zu unterhalten«, knurrt Tony ihn an, worauf James sich den anderen zuwendet und entschuldigend mit den Achseln zuckt.
»Mutter meinte nur, sie möchte die Suppe mit Reis und Bohnen.«
»Jimmy, ich warne dich. Hör auf damit, ja?«
»Sag der Schlampe, sie soll woanders essen gehen.« Tallulah grinst James höhnisch an, worauf
dieser zurückweicht und sich erneut daranmacht, seinen Teebeutel wie besessen in seine Tasse heißes Wasser zu tunken.
»Ich möchte wissen, wer Mr. Holden getötet hat.« Cher steckt sich eine Zigarette an, bläst das Streichholz aus und schüttelt die Hand wie eine Schauspielerin. In ihrer Gegenwart hat man ständig das Gefühl, im Kino zu hocken.
»Dort draußen sind ganz bestimmt ein paar kranke Leute unterwegs, das kann ich euch sagen.« Chuck zwinkert uns zu, um zu signalisieren, dass das ironisch gemeint ist, und ich bin so verängstigt und nervös, dass ich laut losgackere. Alle drehen sich zu mir um und starren mich an, sodass ich sofort aufhöre.
»Tut mir leid. Ich, äh... Ich glaube, ich steh noch unter Schock...«
Die Gesichter wenden sich wieder ab, und ich brauche dringender einen Drink denn je, doch die taube Kellnerin scheint verschwunden zu sein.
»Ich denke, ich könnte der Sache mal nachgehen.« Tony ist Detective. Und zwar ein sehr guter, nach allem, was man hört. Er lässt sich nicht bestechen, deponiert keine Beweisstücke und schiebt keine Gratis-Nummer bei den Prostituierten. Was heutzutage eine Seltenheit ist und darum besondere Erwähnung verdient. »Falls ihr glaubt, dass es sich lohnt. Ich persönlich würde sagen, er hat schlicht Pech gehabt. War einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«
»Aber was ist mit der Tötungsart? Das ist schon ein gewaltiger Zufall.« Hat Cher sich einmal in ein Thema verbissen, lässt sie nicht mehr locker.
»Will hat nie eine komplette Tankstelle in die Luft gejagt, Cher. Er hat lediglich einzelne Personen in irgendwelchen dunklen Gassen aufgegriffen und abgefackelt. Das ist nicht sein Modus Operandi.« Tallulah wirft Cher einen »Mann, bist du blöd«-Blick zu, worauf diese sie wütend anfunkelt.
»Miss Bankhead, allein die Tatsache, dass Feuer im Spiel war und Will das Opfer ist, sagt mir, dass hier was nicht stimmt. Okay, Schätzchen? Kriegst du das in deinen tätowierten Schädel?«
»Dein
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