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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Povey
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werden.
    Agent Wade legt mir einen Arm um die Schultern und klopft mir auf den Rücken, als wäre ich sein Sohn, der ein Gespräch unter Männern braucht.
    »Nur weil du bei ihrem Anblick einen Ständer kriegst, musst du noch nicht für sie schwärmen.«

DER MISTKERL MIT DER MISTGABEL
    Während ich im Flugzeug nach L.A. hocke, denke ich über Betty nach. Ich kriege sie nicht mehr aus dem Kopf. Bei dem Gedanken, sie töten zu müssen, dreht sich mir der Magen um, und mich überfällt eine depressive Stimmung, die mir jede Lebensenergie raubt. Auch später, als ich von der Rückbank eines Taxis auf die schillernde Welt von Los Angeles blicke, entdecke ich nichts, was das Leben lebenswert machen könnte. Ich reagiere kaum darauf, dass der Taxifahrer fast einen B-Promi aus dem Fernsehen über den Haufen fährt. An meinem Zielort angekommen, bin ich bereits so niedergeschlagen, dass ich dem Fahrer lediglich einen Vierteldollar Trinkgeld gebe, denn so eine Depression sollte man mit jemandem teilen.
    Richard haust in einem abbruchreifen Loft in der Nähe eines großen Pornofilm-Studios, und die Leute hier tun so, als würde es gar nicht existieren. Ich hatte gehofft, dem Dauerregen von Chicago zu entfliehen, doch das Gewitter, das über
der ganzen Stadt wütet, macht mir einen Strich durch die Rechnung.
    Richard war ein Waisenkind, dick und geistig unterentwickelt. Als er volljährig wurde, konnte er immer noch nicht lesen und schreiben und litt unter einer seltenen Form von Herpes. Trotz dieser Benachteiligungen schaffte er es, seine echten Eltern in Hollywood ausfindig zu machen, doch zu seinem Entsetzen fand er heraus, dass ihn zwei sorglose Pornostars in den 1970ern vor laufender Kamera gezeugt hatten. Deswegen sechzehn Pornodarsteller mit einer Mistgabel abzustechen, ist vielleicht nicht ganz angemessen, doch der »Farmer des Schreckens« - den Namen hat er sich garantiert selber ausgedacht - behauptet, er möchte nicht, dass noch mehr Leute auf diese Weise gezeugt werden. Das Einzige, was mich heute Abend noch aufheitern kann, ist der Mord an Richard.
    Ich drücke auf seine Türklingel. Ich will ihm einen Schrecken einjagen, und wenn jemand um zwei morgens bei dir läutet, macht dich das garantiert nervös. Agent Wade hat mir erzählt, dass dies eine der ersten Sachen war, die er auf der Polizeischule gelernt hat, und zugegeben, ich bin beeindruckt.
    Obwohl Richards Stimme durch die Gegensprechanlage verzerrt wird, könnte ich schwören, dass ich höre, wie ihm die Angst den Hals zuschnürt. »Wer ist da?«
    »Der Paketdienst.«
    »Hä?«
    »Eine Sondersendung. Ich brauche Ihre Unterschrift.«

    »Hä?«
    Komm in die Gänge, du Blödmann, hier draußen ist es saukalt! Ich seufze laut. »Ein Expresspaket, ich brauche Ihre Unterschrift.«
    »Ist das ein Witz?«
    »Wollen Sie das Paket jetzt oder nicht?« Richard diskutiert kurz mit mir, doch am Ende höre ich das Klicken des Türsummers und schiebe mich in das verlassene Gebäude. Das Haus wird lediglich über eine Notstromversorgung gespeist, die Rich - was wirklich erstaunlich ist - ganz alleine installiert und zum Laufen gebracht hat. Der Fahrstuhl ist außer Betrieb. Dort klafft nichts weiter als ein langer, tiefer Schacht, der bis zum Dachgeschoss hinaufreicht, es gibt darin nicht mal eine Kabine. Ich drehe mich um, werfe einen Blick zur Treppe und wünschte, Richard hätte sich im Erdgeschoss niedergelassen.
    Es kommt mir vor, als müsste ich über tausend Stufen emporsteigen, bis ich schließlich Richards Treppenabsatz erreiche. Hier oben ist es zappenduster, und ich höre hinter mir die Ratten vorbeihuschen. Wenn ich nicht tun müsste, was ich tun muss, würden mich der heulende Wind draußen und die völlige Dunkelheit hier drinnen ganz schön nervös machen, also hole ich ein paarmal tief Luft, atme ein und langsam wieder aus, bis ich meine, dass ich bereit bin.
    »Ra-rarara. Ra-rarara.« Ich spüre, wie mich mein leises Summen ein wenig beruhigt. Vielleicht hat William Holden da doch eine wertvolle Entdeckung gemacht.
    Richards Wohnung ist die einzige mit einer Tür;
ich klopfe. Zu meiner Überraschung öffnet sich die Tür von allein und gibt den Blick frei auf ein verlassenes, stilles Loft. Erneut höre ich die Ratten vorbeitrippeln. Sie scheinen näher zu kommen.
    Ich spähe in Richards dunkles und spärlich möbliertes Zimmer. Keine Ahnung, wie er es so lange unter diesen Bedingungen ausgehalten hat, doch als ich einen Blick in den Raum werfe, merke ich,

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