Der Club der Serienkiller
unbeschadet zu überstehen.
»Du musst rauskriegen, wo er die Fotos versteckt hat.«
»Mhm.«
»Ich schätze, das läuft nach dem Motto Wenn-Mir-Was-Passiert-Gehen-Die-Fotos-An-Die-Poli- zei-Und/Oder-Presse.«
»Ja.«
»Was du also tun musst, Douglas...« Ein erneuter Schauer. »Du musst rausfinden, wer das für ihn erledigt.«
»verstehe.« Ich kann’s nicht lassen, ich werfe erneut einen Blick auf eine einzelne Karte, die für einen Callgirl-Service wirbt. Das Mädchen auf der Karte ist blond, bestens ausgestattet, fast eine Chesty Morgan, und sieht umwerfend gut aus. Es ist allerdings nur eine Zeichnung. Sie heißt Hanna, und sie erfüllt »absolut jeden Wunsch.« Ich denke daran, die Karte Agent Wade mitzubringen. Dann wird mir klar, dass er wahrscheinlich schon eine hat.
»Also, hast du irgendeine Idee, wer das sein könnte?«
Ich sage keinen Ton, aber nicht etwa weil ich nachdenke, nein, im Gegenteil, ich weiß nicht, was ich Betty antworten soll. Sie wartet einen Moment.
»Douglas? Bist du noch dran?«
»Mhm...«
»Und?«
»Äh...«
»Es muss jemanden geben.«
»Äh...«
»Ein Freund, seine Freundin vielleicht?«
Bevor ich mich bremsen kann, habe ich Hannas Visitenkarte heruntergenommen und lese laut vor. »Sie heißt Hanna, und ihre Nummer ist 555-SCHWEISS.«
Betty zögert, überrascht von meiner direkten und präzisen Antwort.
»Äh... 555 - was? Bleib dran, ich hole einen Stift.«
Ich studiere das Bild von Hanna und frage mich, ob es überhaupt möglich ist, dass sie auch in Wirklichkeit so gut aussieht.
In diesem Moment entdecke ich Agent Wades Gesicht, das in die Telefonzelle späht. Ich erstarre vor Entsetzen.
»Mit wem telefonierst du da, Dougie?«
»Niemand -« Ich lege sofort auf.
»Douglas...?« Agent Wade durchbohrt mich mit seinem Blick.
Widerwillig fördere ich das Bild von Hanna zutage und zeige es ihm. Ich gebe mir größte Mühe, einen verlegenen Eindruck zu machen. »Sie haben absolut Recht. Ich steh auf Frauen.«
Es dauert drei weitere Tage, bis ich es schaffe, Agent Wade so lange abzuschütteln, dass ich erneut mit Betty sprechen kann; wir verabreden ein Treffen in dem hundefreundlichen Cafe mit der umwerfenden Kellnerin. Ich bin mir nicht sicher, was ich sagen soll, also beschließe ich, das Gespräch
einfach laufen zu lassen und abzuwarten, was passiert. Falls das nicht klappt, kann ich jederzeit so tun, als müsste ich hyperventilieren.
Betty studiert Hannas Visitenkarte, betrachtet die Zeichnung dieser unglaublich gut bestückten und wahnsinnig hübschen Frau, die sie unersättlich anstarrt, in der einen Hand eine Peitsche, in der anderen einen Vibrator von der Form eines Hammers. Sie macht einen besorgten Eindruck, als sie mir die Karte zurückgibt.
»Bist du sicher, dass du die richtige Person hast, Douglas?«
»Absolut. Weißt du, der Typ, der mich erpresst, ist ziemlich verkommen. Er, na ja... er treibt sich häufig in Striplokalen herum. Und besucht oft Prostituierte. Darum vermute ich, dass er sich mit dieser Hanna angefreundet hat.«
Betty nippt an ihrem Cappuccino und tupft mit einer Serviette schnell ihre Oberlippe ab, bevor ich es tun kann. Dann schiebt sie ihre Tasse fort.
»Als ich die Nummer angerufen habe, die du mir gegeben hast, hat man mich gebeten, ein bestimmtes Motelzimmer aufzusuchen und dort zu warten. Also hab ich das getan. Ungefähr fünf Minuten später marschierten zwei mexikanisch aussehende Typen ins Zimmer, richteten eine Pistole auf mich und haben mir meine Handtasche abgenommen.«
Ich bin völlig perplex.
»Dann hast du Hanna also nicht zu Gesicht bekommen?«
»Ich glaube, dass diese Hanna gar nicht existiert, Douglas.«
»Aber sie hat eine Karte... diese Karte hier. Ich hab sie in meiner, äh... ich meine, in der Hosentasche des Erpressers gefunden. Sie muss existieren. Wie soll sie sonst in der Lage sein, eine Zeichnung von sich anzufertigen?«
»Douglas, hör mir zu...« Betty wirkt jetzt sehr ruhig, sehr besonnen, und erst nach ungefähr einer Minute merke ich, dass ihre Hand meine berührt. »Hör mir einen Moment zu...« Ich blicke auf, direkt in Bettys fast kristallblaue Augen. Und bin wie verzaubert. »Vergiss Hanna. Du warst verzweifelt, okay? Du hast dich einfach an irgendwas geklammert, irgendwas.«
»Aber sie existiert, Betty. Das im Motel war wahrscheinlich nur ein großes Missverständnis.«
Betty versucht mich zu übertönen. »Wir brauchen einen anderen Plan.«
»Vielleicht sollte ich sie anrufen.
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