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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Povey
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»Ich bin eine Spinne.«
    Das bringt mich ein wenig aus der Fassung, und ich glotze nicht länger auf ihr Haar. »Entschuldigung, hast du gerade gesagt, dass du eine Spinne bist?«
    Betty nickt kaum merklich. »Eine Schwarze Witwe.«

    Ich senke den Kopf und beuge mich etwas vor, um einen besseren Blick auf Bettys Gesicht zu erhaschen. Dabei berühre ich mit dem Kinn fast die Tischdecke. »So solltest du nicht über dich reden.« Ich lächle sie neckisch an.
    »Nachdem sie sich gepaart hat, tötet die Schwarze Witwe ihren Partner.« Unsere Blicke treffen sich, und mein verspieltes Lächeln erstarrt augenblicklich zu einer ausdruckslosen Maske.
    Ich weiß alles über Betty und die schätzungsweise sechs Männer, die sie getötet hat, aber ich habe mir kein einziges Mal vorgestellt, dass sie das getan hat, weil sie sich für eine große Spinne hält. Ich dachte, sie hätte ihnen die Genitalien aufgrund einer krankhaften Mutterbindung abgefackelt.
    »Ich kann nichts dagegen tun... Ich muss sie töten, ich muss es einfach tun.« Betty legt ihr Gesicht in Falten, und ihre Augen wirken jetzt sehr viel eingesunkener und müder als eben noch. Langsam und mühsam stößt sie die Worte hervor. »Wie ich im Club schon erzählt habe, ich habe Sex - meistens mit Männern, die keinen Erfolg bei Frauen haben, also, mit hässlichen Männern, Einzelgängern, Außenseitern, Männern, die wie Falschgeld durch die Gegend laufen.« Ich weiß genau, was für Typen sie meint; ich hasse sie genauso wie Betty. »Und wenn ich dann daliege und dabei zusehe, wie sie langsam einschlafen, geht mir nur noch ein Gedanke durch den Kopf: Wie konnte ich das bloß zulassen? Warum habe ich diesen hässlichen Mann, diese ledergesichtige Missgeburt das mit mir anstellen lassen? Warum war es
kein Filmstar oder Rocksänger, oder einfach jemand, der wenigstens ansatzweise begehrenswert ist?« Während ich zuhöre, fällt mein Blick auf mein Spiegelbild im Fenster hinter Betty, und im Stillen danke ich dem Herrn, dass er aus mir nicht eine dieser Horrorgestalten gemacht hat. »Alles, was ich anziehe, ist dieser Bodensatz der Gesellschaft, dieser Abschaum. Schmarotzer.«
    Ich versuche ihr ein paar der meiner Meinung nach wichtigsten Punkte zu verdeutlichen.
    »Ich habe keine Ahnung, ob dir das was bedeutet, Betty, aber ich denke, du bist mehr wert. Sehr viel mehr. Ja, ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass wir beide ein besonders hübsches Paar abgeben würden.« Ich sinke zurück in meinen Stuhl und schenke Betty meinen schmollenden, brütenden James-Dean-Blick. »Ich weiß, ich sollte das nicht sagen, aber wir würden verdammt gut zusammenpassen.«
    Betty schüttelt unglaublich langsam den Kopf. »Sag das mal meiner Mutter. Himmel... du hättest sie hören sollen. Mein ganzes Leben hat sie mir immer wieder eingeredet, dass ich ein Nichts bin, ja, weniger als das. Dass ich mir bloß nichts einbilden soll. Dass ich mich besser damit abfinde, nichts von ihrem guten Aussehen oder ihrer Ausstrahlung geerbt zu haben... dass ich zu nichts nutze bin, zu rein gar nichts. Ein Stück weißer Abschaum. So hat sie mich immer genannt. Oder Weißbrot... Ich habe immer noch keine Ahnung, was sie damit gemeint hat, aber es hat trotzdem wehgetan. So hat sie mich jeden Tag meines Lebens genannt. Bis Tony sie totgetreten hat.«

    Schließlich blickt Betty auf, und auch ich hebe ruckartig den Kopf. Mein Nacken tut ein wenig weh, und ich drehe ihn in der Hoffnung, dass er wieder einrastet.
    »Also bitte... gib dir... gib dir keine Mühe, weil du vielleicht glaubst, dass das mit uns was werden könnte, Douglas.«
    »Aber Betty...a Ich kann mir gerade noch verkneifen zu sagen: »Merkst du nicht, was für ein Riesenglück du gerade hast?«
    »Ich geh jetzt besser. Ich werd noch mal über deinen Erpresser nachdenken.«
    »Aber -«
    Betty steht auf und schenkt mir ein Lächeln - ein schmallippiges, um Wärme bemühtes Lächeln. Ihr intensiver Hundegeruch steigt mir in die Nase, und ich beschließe, ihr zusammen mit dem Haarfärbemittel eine Flasche Parfum zu schicken.

KOPFLOSE HÜHNCHEN
    Mein Treffen mit Betty ist jetzt fünf Tage her, und ich hatte gehofft, sie würde sich bei mir melden, nachdem wir im Cafe ein Stück vorangekommen waren. Ich habe zu Hause gehockt und Trübsal geblasen, mir mit Agent Wade den einen oder anderen Kriegsfilm angeschaut oder einfach in meinem Zimmer gesessen und beobachtet, wie an den lilafarbenen Wänden die Feuchtigkeit immer weiter nach

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