Der Club der Serienkiller
Vielleicht dachten sie, du wärst von der Sitte oder so. Wenn ich mich mit ihr treffe, läuft das vielleicht anders.«
Betty zieht ihre Hand zurück. Ich greife danach, doch sie ist schneller, und ich werfe den Salzstreuer um. Sofort nehme ich eine Handvoll Körner und werfe sie über meine rechte Schulter.
»Bringt Glück.«
Dann werfe ich noch mehr Salz über meine linke Schulter, denn ich habe keine Ahnung, auf welcher Seite es Glück bringt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Gäste am Tisch hinter uns allzu begeistert darüber sind, und Bettys Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie dasselbe denkt. Ich lecke meine Finger ab, sie schmecken ziemlich salzig.
»Und... wie viel haben sie dir abgenommen?«
»Wie bitte?«
»Diese Mexikaner, die Räuber... wie viel haben sie dir abgenommen?«
Ich habe bereits meine Brieftasche gezückt, denn ich möchte ihr als Wiedergutmachung alles Geld geben, das ich dabeihabe; sie könnte sogar mein Apartment haben - zumindest wenn ich nicht zur Miete wohnen würde.
»Sei nicht albern, Douglas.«
»Nein, Betty. Ich bestehe darauf. Wie viel haben sie dir abgenommen?«
»Das kann ich dir ehrlich nicht sagen.«
»Einhundert? Zweihundert?«
»Douglas...«
»Fünfhundert?«
»Als ob ich so viel in meiner Handtasche hätte...«
Ich fische das ganze Bargeld aus meiner Brieftasche und versuche es Betty in die Hand zu drücken. »Wie viel ist das? Vielleicht dreihundertfünfzig. Hier... es gehört dir...«
Betty will das Geld in meine Hände zurückschieben, doch ich balle sie zur Faust, so fest, dass sie mit einem Hammer meine Knöchel zertrümmern müsste, um sie zu öffnen.
»Ich will es nicht, Douglas.«
Bevor sie mir das Geld zurückgeben kann, ziehe ich rasch meine Hände weg und schiebe sie, immer noch zu Fäusten geballt, unter den Tisch. »Dass man dich ausgeraubt hat, ist meine Schuld. Ich meine, mein Gott, die hätten dich töten können.«
»Haben sie aber nicht.«
»Aber sie hätten dich... du weißt schon... vergewaltigen oder zu einem Pornodreh zwingen können. Oder dich an Menschenhändler verkaufen. Die tun so was, weißt du? Diese Leute nutzen jede Gelegenheit. Sie setzen dich unter Drogen, fesseln dich, und wenn du zu dir kommst, findest du dich plötzlich in Afrika wieder, während Typen mit Knochen in der Nase Gebote für dich abgeben.«
Betty lacht. Offensichtlich glaubt sie, dass ich Witze reiße, dass ich mich über etwas lustig mache, was ich in Wirklichkeit ziemlich beunruhigend finde.
»Für mich hätten sie nicht viel gekriegt. Ich wäre ein richtiges Schnäppchen gewesen.«
Ich stutze, verwundert, dass Betty so wenig von sich hält. Ich schaue sie an, betrachte ihr zurückgekämmtes Haar, das schmucklose, aber praktische Gummiband, das ihren Pferdeschwanz bändigt, die große Brille, die ihr halbes Gesicht bedeckt, und ihre schneeweiße Haut mit den Grübchen. Obwohl ihre Lippen eher schmal sind, bin ich davon überzeugt, dass man sie mit dem entsprechenden Lippenstift oder einer ordentlichen Ladung Collagen in einen richtigen Kussmund verwandeln könnte. Das Geld, das ich versucht habe ihr aufzudrängen, liegt zwischen uns auf dem Tisch. Ich ziehe eine meiner geballten Hände unter dem Tisch hervor und schnippe das Geld in ihre Richtung.
»Ich würde einen Haufen Geld für dich bezahlen.« Unsere Blicke treffen sich.
»Du willst bloß nett sein.«
»Nein, gar nicht, ich bin nur ehrlich.«
Betty errötet, trotzdem schafft sie es irgendwie, meinem Blick standzuhalten. Sie schnippt das Geld zurück in meine Richtung. »Du musst das nicht sagen.«
»Tu ich aber. Du wärst jeden Cent wert. Ehrlich, Betty, ich meine es ernst.« Ich schiebe das Geld zu ihr zurück.
»Bitte, sag jetzt nichts mehr, Douglas.«
»Warum nicht?«
»Ich... bitte, lass es einfach.«
Ich spüre, wie sich die romantische Stimmung zwischen uns verflüchtigt. Und zwar schnell. Ich nehme das Geld und lasse es zurück in meine Brieftasche gleiten. Zu meiner Schande muss ich feststellen, dass das, was ich für 350 Dollar gehalten habe, nur 38 Dollar waren.
Betty schenkt mir ein zaghaftes, nichtssagendes Lächeln, dann schlägt sie die Augen nieder. Plötzlich wirkt sie sehr verletzlich, und ich bemerke an ihrem Haaransatz ein paar graue Stellen. Ich werde ihr anonym eine Flasche Haarfärbemittel schicken.
»Ich kann mich mit niemandem einlassen, Douglas«, sagt sie, immer noch mit gesenktem Blick. Obwohl ich nicht will, starre ich immer noch auf ihre Haaransätze.
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