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Der Club der Serienkiller

Der Club der Serienkiller

Titel: Der Club der Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Povey
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Bruder, den ich kenne.«
    »Den du zur Hälfte kennst - er ist nur dein Halbbruder, vergessen?«
    Betty macht sich nicht die Mühe, darauf zu antworten, was schade ist, denn das ist ein ziemlich intelligentes Wortspiel. Ich werfe einen Blick auf die Fotos, zucke heftig mit den Achseln und schnalze missbilligend mit der Zunge.
    »Armer alter Burt, was? Ich mochte ihn wirklich. Ich hatte ihn echt gern.«
    »Ich auch.«
    Ich wusste es! Mann, bin ich froh, dass dieser bucklige, struppige Freak tot ist.
    »Er hat mich zum Lachen gebracht. Ich kenne nicht viele Männer, die das schaffen.«
    »Du, äh... du lachst also gerne?«
    »Wer nicht?« Ihre Stimme klingt müde, und ich beschließe sofort, sie aufzuheitern.
    »Pass auf, kennst du den über den Typen, der von einem Golfball getroffen wird? Ich meine, den Typen, der den Golfball abschlägt? Kennst du den schon? Der wird dir gefallen -«
    »Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich bin momentan nicht in der richtigen Stimmung, Douglas.«
    Ich schenke Betty ein beruhigendes Grinsen. »Jeder liebt diesen Witz. Also, dieser Typ schlägt ab, und der Ball segelt völlig an der Bahn vorbei. Fliegt auf einen benachbarten Highway und
kracht durch die Windschutzscheibe eines Busses. Das Fahrzeug gerät außer Kontrolle, rutscht über die Kreuzung und verursacht eine Massenkarambolage. Unser Golfspieler findet den Ball schließlich im Ohr des inzwischen toten Busfahrers, dreht sich zu seinem Caddie um und meint: ›Meine Güte... wer hätte das gedacht? Ich meine - mein Gott!‹« Ich grinse über beide Ohren, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass ich Betty genauso zum Lachen bringen kann wie Burt.
    Doch sie scheint gar nicht zuzuhören. Sie ist mit dem Kopf ganz woanders, starrt in die Gänge, wo sich ihre Gedanken mit den Wörtern in den Büchern vermischen, zwischen ihnen verschwinden und sich mit ihnen vermengen, bis sie zur Bedeutungslosigkeit verschwimmen. Ich weiß, dass ich sie aus ihrer schrecklichen Verzweiflung wieder herausholen muss. Ich stupse sie ein paarmal an und versuche alles, damit sie nicht mehr an ihren Halbbruder denkt.
    »Und der Caddie - du wirfst dich weg, Betty, glaub mir, du wirfst dich weg - der Caddie studiert gründlich die ganze Situation und sagt dann zum Golfspieler: ›Für den nächsten Schlag brauchen Sie das Achter-Eisen.‹«
    Ich lache los und klopfe mir auf die Schenkel, bis ich bemerke, dass Betty immer noch einen abwesenden und verzweifelten Eindruck macht. Sie muss wirklich niedergeschlagen sein, denn jeder, dem ich diesen Witz erzähle, kriegt sich normalerweise nicht mehr ein.
    »Tja, wir müssen ihn töten, Douglas...« Die Wörter scheinen aus Bettys Mund zu kommen, ohne
dass sie die Lippen bewegt, mit einem tiefen, kehligen Murmeln.
    Ich halte einen Moment inne. »Tony?«
    »Ja.«
    »Himmel, Betty, das ist ein bisschen viel verlangt. Können wir nicht einfach abhauen?«
    »Das könnten wir...« Es gefällt mir, wie sie das »wir« ausspricht. »Aber das wäre den anderen gegenüber unfair.«
    »Wir können sie doch mitnehmen.«
    Betty wirft erneut einen Blick auf das belastende Foto, und ein leichter Schauder überläuft sie. »Ich kann nicht glauben, dass das gerade passiert.«
    Ich nutze die Gelegenheit und strecke meine Hand nach Betty aus. Lasse meinen Arm um ihre Taille gleiten. Sie wehrt sich nicht - ja, sie lehnt sich sogar gegen mich, und wir verharren so für gut zehn Minuten, bis ein blonder Mann auftaucht und uns fragt, wo er Nachschlagewerke über Hunde findet. Als er allerdings die Fotos von Burts Enthauptung entdeckt, wird ihm klar, dass er die falschen Leute gefragt hat.

    Eigentlich wollte ich von der Bibliothek nach Hause joggen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Doch als ich nach draußen trete, fühle ich mich schwach wie ein kleines Kätzchen, ich kann mich kaum aufrecht halten. Ich habe das Gefühl, im Auge eines Hurrikans zu stecken; alles um mich herum dreht sich, und die Luft entweicht aus meiner Lunge. Ich stoppe ein Taxi und kurble rasch die Fenster runter; es ist mir egal, dass es hereinregnet.
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich mit Betty dort gesessen und ins Leere gestarrt habe, meinen Arm um ihre Hüfte, doch inzwischen ist es draußen dunkel geworden.
    Während wir durch den nächtlichen Verkehr gleiten, redet der Fahrer in einem fort, er spricht schnell, stößt die Wörter zwischen den Lippen hervor.
    »Dieser beschissene Kentucky Killer. Heute hat er sich schon wieder jemanden geschnappt, verdammt.

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