Der Club der Serienkiller
nicht in Frage kommt. Ich versuche zu schlucken, doch mein Adamsapfel bewegt sich nicht. Tony denkt einen Moment nach, mustert gründlich alle Anwesenden. »Keiner von beiden wird kommen.«
Es entsteht ein langes Schweigen, denn niemand wagt es, etwas zu sagen. Wir warten alle darauf, dass Tony das näher erklärt. Traurig schaut er uns an.
»Ich wurde neulich zu einem Einbruch gerufen, und wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um Chers Wohnung. Irgendwelche Mistkerle haben sie ausgeraubt. Wir haben sie mit gebrochenem Genick gefunden.«
Während die Clubmitglieder die Neuigkeit sacken lassen, nimmt das Schweigen langsam bedrückende Züge an. Tony wirkt richtig mitgenommen.
Doch Chuck kauft ihm das nicht ab. »Ein Einbruch?«
»Genau.« Tony nickt.
»Und das glaubst du?«
»Ich bin lange genug in dem Job.«
»Du bist echt ein toller Cop«, spottet Chuck und bereut es gleich wieder, als er bemerkt, wie in Tonys Augen plötzlich eine Mordswut aufblitzt.
»Es war ein Einbruch. Kapiert?«
Chuck macht einen unschlüssigen Eindruck, kaum etwas erinnert noch an den Mann, den ich mal in ihm gesehen habe. Er kratzt sich nervös am Hals, der offensichtlich immer mehr von Hautausschlag befallen wird. »Und was ist mit Burt?«
»Burt hat sich als fieses Arschloch entpuppt. Glaubt mir, wir sind alle besser dran ohne ihn.«
Ich spähe zu Betty hinüber; ich weiß, dass sie Tony die Geschichte nicht abkauft.
»Hast du ihm was angetan, Tony?«
»Sagen wir, mir lag das Wohl des Clubs am Herzen.«
»Du hast ihn umgebracht?« Chuck wirkt erneut unentschlossen.
Tony zuckt mit den Achseln. »Jemand musste ja was unternehmen.«
Chuck starrt ihn an. Dann schiebt er seinen Stuhl zurück. »Das war’s! Ich bin draußen. Ich verlasse den Club, bevor es mich als Nächsten erwischt.«
In aller Ruhe nimmt Tony eine Schinkenscheibe von Chucks Teller, dreht sie zu einem Röllchen und steckt sie sich wie eine Zigarre in den Mund. »Niemand ist als Nächster dran. Dafür habe ich gesorgt.«
»Sicher hast du das.« Von Chucks früherem Witz ist nichts mehr zu spüren, und ich bin maßlos enttäuscht, dass er so schnell klein beigibt. »Schön, euch kennengelernt zu haben, aber ich mach mich vom Acker...«
Chuck erhebt sich, während Tony das Schinkenröllchen in den Mund saugt und ohne zu kauen
herunterschluckt. Dann packt er Chuck am Handgelenk, worauf dieser wie angewurzelt stehen bleibt. »Du kannst uns nicht verlassen, Chuck.«
»Versuch doch, mich aufzuhalten.« Chuck bemüht sich, den harten Mann zu markieren, doch er wirkt nicht sehr überzeugend. Wir alle wissen, dass er ein Weichei ist.
»Aber wir brauchen dich, Chucky-Boy. Wer ist sonst für die Witze zuständig?«
»Das kann Dougie machen - er ist zum Schießen.«
Ich richte mich auf; es freut mich, dass Chuck so von mir denkt.
Tony stößt einen Rülpser hervor. »Dougie ist ein Volltrottel, Chuck. Er ist nur komisch, wenn man über ihn lachen kann.«
Ich blicke zu Betty hinüber und hoffe, sie sagt Tony, dass das nicht stimmt - dass ich, wenn ich wollte, die Runde mit meinem Golfwitz zum Toben bringen könnte.
Chuck lässt sich nicht beirren. »Lass meinen Arm los, Tony. Ich will echt keinen Ärger.«
»Chuck, ich möchte, dass du eines verstehst, okay? Ich will, dass du die anderen komplett vergisst. Ich habe mich um unser kleines Problem gekümmert. Okay? Es werden keine weiteren Leute mehr verschwinden. Onkel Tony hat alles im Griff. Also setz dich wieder hin und genieß unsere Gesellschaft.«
»Oder was davon übrig ist.« Betty sagt das mit beißender Schärfe, und Tony blickt mit zusammengekniffenen Augen zu ihr herüber.
»Hast du auch ein Problem, Bets?«
Betty ist so nervös, dass sie Tony kaum in die Augen schauen kann, aber irgendwie schafft sie es doch. »Ich will die bedingungslose Zusage, dass keinem von uns etwas passiert.«
»Von mir?«
»Von dir.«
Tony zögert, zuckt mit den Achseln - dann lacht er erneut. »Hey, der Club ist mein Leben, okay? Der Club bedeutet mir alles - mehr als das. Ich werde dir also versprechen, dass von jetzt an die Dinge sehr viel besser laufen. Keiner wird mehr plötzlich verschwinden.« Auf einmal sieht Tony zu mir herüber. »Hab ich Recht, Dougie?« Er erwischt mich völlig auf dem falschen Fuß, und ich kann nichts anderes tun, als ein paar Worte zu stammeln.
»Was immer du sagst, Tony.«
»Bitte schön - direkt von der Quelle. Wenn Dougie sagt, dass alles gut wird, dann wird auch alles
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