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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gehört eine riesige Ranch und die größte Kaffeeplantage außerhalb von Klatsch, und ich glaube, seiner Großmutter gehört die Macarona-Reederei.«
    »Was hat ihn dann um alles in der Welt hierher getrieben?«
    »Er möchte mit den Allerbesten arbeiten, Erzkanzler«, antwortete Ponder. »Und ich glaube, er meint es ernst damit.«
    »Wirklich? Na ja, dann scheint er ja doch ein ganz vernünftiger Bursche zu sein. Und, äh, dieses Scheidungsdings?«
    »Davon weiß ich nicht viel, ist wohl rasch vertuscht worden, glaube ich.«
    »Wütender Ehemann?«
    »Wütende Ehefrau, soweit ich gehört habe«, antwortete Ponder.
    »Ach, dann war er also verheiratet?«
    »Soweit ich weiß, nicht, Erzkanzler.«
    »Ich glaube, ich verstehe nicht ganz«, sagte Ridcully.
    Ponder, der sich auf diesem Gebiet nicht sehr heimisch fühlte, sagte sehr langsam: »Ich glaube, sie war die Ehefrau eines anderen Mannes … ähm …«
    »Aber ich …«
    Zu Ponders Erleichterung hellte sich Ridcullys großes Gesicht langsam auf. »Ach, Sie meinen, er war so wie Professor Hayden. Wir hatten doch immer so einen lustigen Spitznamen für ihn …«
    Ponder wappnete sich.
    »Schlange. Ganz versessen war er auf die Viecher. Konnte stundenlang über Schlangen reden, und als Beilage noch ein bisschen über Eidechsen. Sehr versessen.«
    »Ich bin froh, dass Sie das so sehen, Erzkanzler, denn ich weiß, dass eine Reihe von Studenten …«
    »Und dann hatten wir noch den alten Pustel, der war in der Rudermannschaft. Hat uns durch zwei herrliche Jahre gesteuert.« Ponders Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber sein Gesicht wurde ein paar Sekunden lang leuchtend rosa. »So was scheint doch recht weit verbreitet zu sein«, sagte Ridcully. »Die Leute machen ein solches Gewese darum. Meiner Meinung nach gibt es sowieso nicht genug Liebe auf der Welt. Außerdem würde man ja wohl, wenn man sich in der Gesellschaft von Männern nicht wohlfühlen würde, erst gar nicht hierherkommen. Ach was! Gut gemacht, Sie da drüben!« Letzteres richtete sich an einen Spieler, denn während Ridcully abgelenkt gewesen war, hatten die Fußballer einfach angefangen, ein wenig hin und her zu kicken, worauf sich hier und da bemerkenswerte Fußarbeit besichtigen ließ. »Ja, bitte?«
    Neben Ridcully war ein Brüller aufgetaucht.
    »Ein Gentleman möchte den Erzkanzler sprechen. Es ist ein Zauberer. Der, äh, der Dekan, also der frühere, bloß dass er jetzt auch Erzkanzler ist, wie er sagt.«
    Ridcully zögerte, aber man musste ein erfahrener Ridcully-Beobachter sein, so wie Ponder, um das leise Zögern wahrzunehmen. Als der Erzkanzler antwortete, sprach er ruhig und sorgfältig, jedes einzelne Wort war auf dem Amboss der Selbstbeherrschung geschmiedet.
    »Was für eine nette Überraschung, Herr Nobbs. Dann bringen Sie uns den Dekan doch herein. Ach, und es wäre mir schon sehr recht, wenn Sie Herrn Stibbons nicht zur Rückversicherung ansehen würden, vielen Dank. Ich bin hier immer noch der Erzkanzler. Genau genommen der einzige. Gibt es da ein Problem, Stibbons?«
    »Nun, Erzkanzler, hier sind ziemlich viele Leute …« Ponder unterbrach sich, weil ihm mit einem Mal niemand mehr zuhörte. Er hatte nicht gesehen, dass der Ball in Brüller Nobbs’ (weder verwandt noch verschwägert) Richtung gehüpft war. Auch der wuchtige Tritt, den Letzterer ihm versetzt hatte, so wie er gegen die impertinente Belästigung durch die Blechbüchse eines Straßenbengels vorgegangen wäre, war Ponder entgangen. Doch dann sah Ponder den Ball eine majestätische Bahn durch die Luft in Richtung der gegenüberliegenden Wand des Saales ziehen, wo hinter der Orgel das dem Erzkanzler Abasti gewidmete Buntglasfenster aufragte, das im täglichen Wechsel eine von mehreren tausend Szenen mystischer oder spiritueller Natur zeigte. Das Gespür, mit dem Ponder erfolgreich die Entfernung und die Flugbahn des Balles berechnete, verriet ihm, dass das momentan leuchtende Bild »Bischof Horn erkennt, dass die Alligator-Quiche eine unkluge Wahl gewesen ist«, gerade rechtzeitig aufgetaucht war, um richtig Pech zu haben.
    Und dann, wie ein neuer Planet, der in den Horizont eines Himmelswächters eintaucht (was sie ja recht gerne tun), erhob sich eine rostrote Gestalt, faltete sich im Aufsteigen auf, streckte sich, schnappte den Ball mitten aus der Luft und landete zu einem Gloing! in b-Moll auf der Tastatur der Orgel.
    »Gut gemacht, Affe!«, dröhnte der Erzkanzler. »Sauber gehalten, aber leider, leider absolut

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