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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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regelwidrig!«
    Zu Ponders Erstaunen erhob sich aus den Reihen der Spieler widerspenstiges Gemurmel. »Ich glaube, diese Entscheidung könnte durchaus von einer eingehenden Überlegung profitieren«, sagte eine leise Stimme hinter ihnen.
    »Wer hat das gesagt?«, wollte Ridcully wissen, wirbelte herum und blickte in die plötzlich sehr erschrockenen Augen von Nutt.
    »Ich bin Nutt, Erzkanzler. Der Kerzentropfer. Wir sind uns gestern begegnet. Ich habe Ihnen bei der Sache mit dem neuen Ball geholfen …?«
    »Und jetzt willst du mir sagen, dass ich falsch liege? Oder wie?«
    »Mir wäre es lieber, Sie sähen es als Vorschlag an, noch einmal abzuwägen, wie Sie noch richtiger liegen könnten.«
    Ridcully klappte den Mund auf und klappte ihn wieder zu. Ich weiß, was er ist, dachte er. Aber weiß er es auch? Oder haben sie ihm das erspart?
    »Na schön, Nutt. Worauf möchtest du hinaus?«
    »Sehr wohl, Erzkanzler. Was ist Sinn und Zweck dieses Spiels?«
    »Zu gewinnen natürlich!«
    »Allerdings. Bedauerlicherweise wird es nicht mit dieser Absicht gespielt.«
    »Nicht?«
    »Leider nein. Die Spieler wollen alle gegen den Ball treten.«
    »Was sie doch wohl auch sollen, oder nicht?«, fragte Ridcully.
    »Nur wenn man der Meinung ist, der Sinn und Zweck des Spieles bestehe in gesundheitsförderlichen Leibesübungen, Erzkanzler. Spielen Sie Schach?«
    »Früher mal.«
    »Würden Sie es für angebracht halten, dass alle Bauern über das Feld schwärmen, in der Hoffnung, den König schachmatt zu setzen?«
    Einen Augenblick lang sah Ridcully im Geiste Lord Vetinari vor sich, wie er einen einzelnen Bauern hochhielt und dabei sagte, was aus ihm werden könnte …
    »Aber ich bitte dich, das ist doch etwas völlig anderes!«, platzte es aus ihm heraus.
    »Schon, aber die Kunst liegt darin, die eigenen Reserven auf die geschickteste Art und Weise einzusetzen.«
    Ridcully sah ein Gesicht hinter Nutt auftauchen wie den aufgehenden Mond der Zorns.
    »Du sollst die Herren nicht einfach anreden, Nutt. Es steht dir nicht zu, ihnen die Zeit mit deinem Geschwätz zu stehlen …«
    Ridcully wand sich vor Mitgefühl mit Nutt, erst recht, weil Schmiers, wie es solche Leute immer an sich haben, den Erzkanzler anschaute, als suchte, ja, schlimmer noch, als erwartete er Zustimmung zu seiner erbärmlichen Schikaniererei.
    Aber eine Autorität muss die andere stützen, zumindest nach außen hin, sonst gibt es keine Autorität, weshalb die obere Autorität dazu gezwungen ist, die untere zu stützen, selbst wenn die obere Autorität der Meinung ist, dass die untere Autorität eine lästige dumme Sau ist.
    »Vielen Dank für deine Umsicht, Schmiers«, sagte Ridcully, »aber ich selbst habe Nutt nach seiner Meinung zu unserem kleinen Herumgekicke gefragt, schließlich ist es das Spiel des Volkes, und er ist nun mal eher Volk als ich. Ich werde ihn nicht lange von seinen Pflichten abhalten, Schmiers, ebenso wenig wie dich von den deinen, die, wie ich weiß, nicht nur lebensnotwendig, sondern auch sehr dringend sind.«
    Eine kleine, unsichere Autorität kann, wenn sie sensibel genug ist, erkennen, wann eine größere Autorität ihr die Möglichkeit einräumt, das Gesicht zu wahren.
    »Ganz recht, Erzkanzler!«, sagte Schmiers nach nur einer Sekunde des Zögerns und verzog sich hastig irgendwohin in Sicherheit. Das Ding namens Nutt schien zu zittern.
    Er glaubt, dass er etwas falsch gemacht hat, dachte Ridcully, außerdem sollte ich ihn nicht als Ding ansehen. Einer seiner Zauberersinne ließ ihn zur Seite und mitten in das Gesicht von – wie hieß der Bursche doch gleich? – Trevor Likely blicken.
    »Hast du noch was dazu zu sagen, Likely? Ich bin momentan nämlich ziemlich beschäftigt.«
    »Ich habe Ponder Stibbons das Wechselgeld und die Rechnung gegeben«, sagte Trevor.
    »Welche Tätigkeit übst du hier bei uns aus, junger Mann?«
    »Ich habe die Kerzengewölbe unter mir, Chef.«
    »Ach so? In letzter Zeit bekommen wir von euch Jungs da unten wirklich ausgezeichnete Kerzen getropft.«
    Trev schien die Bemerkung an sich vorübergehen zu lassen. »Herr Nutt kriegt doch keinen Ärger, oder, Chef?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Aber was weiß ich schon?, fragte sich Ridcully insgeheim. Herr Nutt bedeutet per definitionem Ärger. Aber der Bibliothekar sagt, dass er herumwerkelt und Sachen repariert und überhaupt ein liebenswerter Milchbart ist, und er redet, als halte er eine Vorlesung.
    Dieser kleine Mann, der eigentlich, wenn man ihn genauer

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