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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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man immer irgendwo irgendjemanden finden, der gegen alles irgendetwas einzuwenden hatte. Er betrachtete die Grags vor sich. Leute wie Vetinari haben es wirklich einfach, dachte er. Der muss sich bloß mit Religionen herumschlagen. Bei uns gibt es keine Religion, dachte er. Ein Zwerg zu sein ist Religion genug, und man findet keine zwei Priester, die die gleiche Meinung vertreten, und manchmal kommt es mir vor, als sei jeder zweite Zwerg ein Priester. »Ich kann nichts erkennen, was mich stören sollte«, sagte er.
    »Wir glauben, dass der Bart falsch ist«, sagte einer der Grags.
    »Das wäre durchaus zulässig«, erwiderte der König. »Mir wäre kein Präzedenzfall bewusst, der falsche Barte verbieten würde. Sie sind eine große Erleichterung für diejenigen mit nur spärlichem Bartwuchs.«
    »Aber sie sieht, äh, verführerisch aus«, sagte einer der anderen Grags. Unter ihren hohen, spitzen Lederkapuzen waren sie nicht voneinander zu unterscheiden.
    »Attraktiv, das schon«, sagte der König. »Meine Herren, dauert das hier noch lange?«
    »Das darf so nicht weitergehen. Es ist nicht zwergisch.«
    »Oha. Ich finde, es ist sehr zwergisch, oder?«, entgegnete der König. »Mikro-Kette ist zu hundert Prozent aus Metall, und etwas noch Zwergischeres als das dürfte wohl nicht zu finden sein. Sie lächelt, und obwohl ich mit euch übereinstimme, dass Zwerge nicht sehr oft lächeln und schon gar nicht, wenn sie zu mir gerufen werden, denke ich doch, dass wir von ihrem Beispiel etwas lernen können.«
    »Es ist eindeutig eine Beleidigung der Moral.«
    »Wie das? Wo denn? Doch wohl nur in euren Köpfen, könnte ich mir denken.«
    »Also wollt Ihr nichts unternehmen?«, fragte der größte Grag.
    Der König hielt einen Augenblick inne und starrte zur Decke. »Nein, ich will durchaus etwas unternehmen«, antwortete er. »Zuallererst sorge ich dafür, dass meine Leute herausfinden, wie viele Bestellungen für Mikro-Kette heute direkt hier aus Bums eingegangen sind. Ich bin sicher, dass Shissa nichts dagegen hat, dass sie mal in ihre Bücher schauen, schon gar nicht, da ich vorhabe, Madame Sharn mitzuteilen, dass sie zurückkommen und ihre Geschäftsräume hier einrichten darf.«
    »Habt Ihr das wirklich vor?«, fragte ein Grag.
    »Aber ja. Das Koomtal-Abkommen ist so gut wie unter Dach und Fach, ein Frieden mit den Trollen, den niemand je für möglich gehalten hatte. Und ich habe die Nase von euerm Gejammer voll, meine Herren, von euerm Stöhnen und den endlosen, endlosen Versuchen, Schlachten immer wieder neu auszufechten, die ihr längst verloren habt. Was mich angeht, so zeigt uns diese junge Dame eine bessere Zukunft, und wenn ihr nicht in zehn Sekunden aus meinem Arbeitszimmer verschwunden seid, verlange ich Miete von euch.«
    »Das wird noch Ärger geben.«
    »Meine Herren, es gibt immer Ärger! Aber diesmal werde ich euch den Ärger machen!«
    Als die Tür hinter ihnen zuknallte, ließ sich der König in seinen Sessel zurücksinken.
    »Gut gemacht, Sire«, sagte sein Sekretär.
    »Die geben nicht auf. Ich kann mir nicht mal richtig vorstellen, wie es wäre, wenn wir Zwerge uns nicht ständig streiten würden.« Er wand sich ein wenig in seinem Sessel. »Weißt du, sie haben recht, wenn sie sagen, dass es nicht scheuert, und es ist auch nicht so kalt, wie man denkt. Sagst du unserem Bevollmächtigten, dass er Madame Sharn für ihr großzügiges Geschenk meinen herzlichen Dank ausspricht?«
     
    Sogar so früh am Tag war der Große Saal der Universität die reinste Durchgangsstraße. Die meisten Tische waren an die Wand geschoben worden oder jemand hatte sie, wenn ihm nach einer kleinen Angeberei zumute war, unter die Decke schweben lassen, und die großen schwarzweißen Bodenfliesen, die über die Jahrtausende von Schritten glattgeschmirgelt waren, wurden ständig weiterpoliert, während die Professoren und Studenten von heute eine Abkürzung durch den Saal zu ihren unterschiedlichen Zielen, Bestimmungen und, sehr selten nur, falls wirklich keine taugliche Ausrede zur Verfügung stand, zu irgendwelchen Vorlesungen nahmen.
    Der Große Kronleuchter war nach unten gelassen und ein wenig zur Seite geschwenkt worden. Dort bekam er gerade seine tägliche Kerzenration verpasst, aber für Mustrum Ridcullys Absichten gab es glücklicherweise trotzdem noch genug freie Fläche.
    Er sah die Gestalt, auf die er gewartet hatte, eilig auf sich zukommen. »Wie ist es gelaufen, Stibbons?«
    »Extrem gut, muss ich sagen,

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