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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Blitzableiter für die Schicksalsgöttinnen zu dienen, damit es sonst keiner tun musste. So jemand war jede einzelne seiner Mahlzeiten und seine gesamte gewaschene Wäsche (inklusive eines Übermaßes an verdreckten Hosen) wert, dazu einen Eimer voller Kohle jeden Tag, selbst wenn er, Ridcullys Meinung nach, ein ziemlicher Jammerlappen war. Jedenfalls war er schnell und von daher nützlich.
    »Hören Sie mal zu«, sagte Rincewind: »Eine geheimnisvolle Urne taucht auf, und auf einmal dreht sich alles um Fußball. Das hat was zu bedeuten. Das heißt, dass irgendetwas Schreckliches passiert.«
    »Ich bitte Sie, es könnte doch auch etwas Wunderbares sein«, widersprach ihm Ridcully.
    Rincewind schien eingehend darüber nachzudenken. »Es könnte etwas Wunderbares passieren oder aber etwas Schreckliches. Tut mir leid, aber so ist es nun mal.«
    »Wir sind hier in der Unsichtbaren Universität, Rincewind. Was gibt es da zu befürchten?«, sagte Ridcully. »Abgesehen von mir, natürlich. Gütiger Himmel, es geht doch bloß um Sport.« Mit lauter Stimme sagte er: »Bilden Sie zwei Mannschaften und spielen Sie Fußball!«
    Er ging wieder zu Ponder. Die widerwilligen Fußballspieler, denen mit lauter Stimme klare Anweisungen gegeben worden waren, schlossen sich zusammen und versuchten, durch wildes Durcheinanderreden herauszufinden, was sie stattdessen tun sollten.
    »Nicht zu glauben«, sagte Ridcully. »Jeder kleine Junge weiß doch, was zu tun ist, wenn er etwas zum Kicken gefunden hat, oder?« Er legte die Hände trichterförmig an den Mund. »Los jetzt, zwei Mannschaftsführer, bitte. Wer, ist mir egal.« Das dauerte länger als erwartet, da diejenigen, die den Saal noch nicht heimlich verlassen hatten, sehr wohl wussten, dass der Posten des Mannschaftskapitäns eine wunderbare Gelegenheit bot, sich dem launenhaften Zorn des Erzkanzlers auszusetzen. Schließlich wurden zwei Opfer, die es nicht mehr rechtzeitig geschafft hatten, sich wieder in die Meute zurückzudrängen, nach vorne geschoben.
    »Ich sage es noch mal: Zwei Mannschaften bilden, und zwar wird immer abwechselnd gewählt.« Er nahm seinen Hut ab und warf ihn auf den Boden. »Wir kennen das doch alle! Alle Jungs machen das! Es ist so wie mit kleinen Mädchen und der Farbe Rosa! Sie wissen, wie es geht! Wählen Sie im Wechsel Ihre Mitspieler, bis am Schluss die eine Mannschaft den Spinner und die andere den Dicken kriegt. Einige der schnellsten mathematischen Leistungen sind von Mannschaftskapitänen vollbracht worden, die alles daran gesetzt haben, am Schluss nicht den Spinner zu kriegen – und Sie rühren sich nicht von der Stelle, Rincewind!«
    Ponder, der sich sofort in seine Schulzeit versetzt fühlte, lief es unwillkürlich kalt den Rücken hinunter. Der Dicke in seiner Klasse war einer gewesen, der unglücklicherweise auch noch »Piggy« Love hieß. Sein Vater hatte ein Süßwarengeschäft besessen, was seinem Sohn ein gewisses Gewicht in der Gemeinschaft verlieh, um nicht zu sagen Einfluss. Damit blieb nur der Spinner als natürliches Opfer für die anderen Jungs, was für Ponder die stetig wiederkehrende Hölle bedeutete, bis zu dem herrlichen Tag, an dem Funken aus seinen Fingern sprühten und Martin Soggers Hosen Feuer fingen. Er konnte es immer noch riechen. Von wegen »die beste Zeit eures Lebens«! Der Erzkanzler war ab und zu schon ein bisschen unorthodox und schwierig, aber zumindest durfte er einem nicht die Unterhose bis unter die Achselhöhlen hochziehen …
    »Hören Sie eigentlich zu, Stibbons?«
    Ponder blinzelte. »Äh, Entschuldigung, Erzkanzler, ich habe gerade … gerechnet.«
    »Ich sagte: Wer ist der lange gebräunte Kerl mit dem zierlichen Bärtchen?«
    »Ach, das ist Professor Bengo Macarona, Erzkanzler. Sie wissen schon, der aus Gennua. Er hat mit Professor Frauenhaar für ein Jahr getauscht.«
    »Ach ja. Der arme alte Frauenhaar. Vielleicht wird er in einer Fremdsprache nicht so sehr ausgelacht. Und Professor Macarona ist hier, um beruflich weiterzukommen? Zweifellos will er seiner Karriere ein bisschen Glanz verleihen.«
    »Wohl kaum. Er hat Doktortitel von Unki, QIS und Chubb, insgesamt dreizehn, dazu eine Gastprofessur in Mistauch, außerdem wurde er in zweihundertdreißig wissenschaftlichen Arbeiten und einer, äh, einer Scheidungsurkunde zitiert.«
    »Was?«
    »Die Regel hinsichtlich des Zölibats wird dort nicht sehr ernst genommen, Erzkanzler. Das sind dort, soweit ich weiß, sehr heißblütige Leute. Seiner Familie

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