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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gedankenlos einige ihrer Nachbarn auch waren, so lag es doch an ihr, wie so oft, ihre Interessen zu schützen. Sie waren in eine Welt geworfen worden, die sie nicht verstanden, deshalb musste Glenda sie für sie verstehen. Das dachte sie, weil sie, als sie zwischen den Tischen umherstreifte, überall ein bestimmtes, leise klirrendes Geräusch vernahm, und als sie hinsah, stellte sie fest, dass die Menge an Tafelsilber tatsächlich sehr rasch abnahm. Nachdem sie einen Augenblick oder zwei aufmerksam dabei zugesehen hatte, stellte sie sich hinter Herrn Stollop und zog ohne Umschweife drei Silberlöffel und eine silberne Gabel aus seiner Jackentasche.
    Er wirbelte herum und besaß dann immerhin den Anstand, ein wenig verlegen dreinzuschauen, als er erkannte, dass sie es war.
    Glenda musste nicht einmal den Mund aufmachen.
    »Die haben hier so viele davon«, verteidigte er sich. »Wer braucht denn so viele Messer und Gabeln?«
    Sie griff ihm in die andere Jackentasche und zog drei silberne Messer und einen silbernen Salzstreuer daraus hervor.
    »Also ehrlich«, sagte Stollop, »bei den Mengen hier fällt doch einer mehr oder weniger überhaupt nicht auf.«
    Glenda funkelte ihn wütend an. Das Klirren des von den Tischen verschwindenden Bestecks war eine Zeitlang ein leiser, aber deutlich hörbarer Teil des Hintergrundgeräuschs im Saal gewesen. Sie beugte sich vor, bis ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war.
    »Ich frage mich, Herr Stollop, ob Lord Vetinari vielleicht genau das von Ihnen allen erwartet.« Sein Gesicht wurde weiß. Sie nickte. »Nur mal so, als kleiner Tipp«, sagte sie.
    Der Tipp sprach sich schnell an den Tischen herum. Als Glenda weiterging, hörte sie mit großer Zufriedenheit, wie mit ebenso beständigem Klirren haufenweise Besteck sehr rasch aus den Taschen wieder auf die Tischdecken wanderte. Das leise Klingeln flog wie kleine Feenglocken von einem Tisch zum anderen.
    Glenda lächelte in sich hinein und ging eilig davon, um alles zu wagen. Oder zumindest alles, was sie sich traute.
    Lord Vetinari erhob sich. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund brauchte er keinen Tusch. Kein »Einen herzlichen Applaus für«, kein »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten«, kein »Erheben Sie sich bitte für«. Er erhob sich einfach, und der Lärm erstarb. »Meine Herren, ich danke Ihnen für Ihr Kommen, und Ihnen, Erzkanzler Ridcully, danke ich ganz besonders für Ihre großzügige Gastfreundschaft an diesem Abend. Darf ich diese Gelegenheit auch dazu nutzen, Ihre Gemüter zu beruhigen? Allem Anschein nach gehen Gerüchte um, die besagen, ich hätte etwas dagegen, dass in unserer Stadt Fußball gespielt wird. Nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein. Ich bin entschieden FÜR das Traditionsspiel Fußball und wäre sogar überglücklich, wenn das Spiel die zwielichtige Muffigkeit der Gassen und Hinterhöfe hinter sich ließe. Ich schlage sogar persönlich vor, obwohl ich weiß, dass Sie einen eigenen Spielplan haben, eine Liga zu gründen, eine Liga von erstklassigen Mannschaften, die wacker und heldenhaft gegeneinander antreten und um einen goldenen Pokal wetteifern …«
    Vereinzelter, bierseliger Jubel brandete auf.
    »… oder sollte ich sagen, um einen vergoldeten Pokal …«
    Noch mehr Jubel und Gelächter.
    »… welcher der erst kürzlich entdeckten uralten Urne nachempfunden ist, die wir als Kampf um den Ball kennen und die Sie gewiss schon alle gesehen haben?«
    Allgemeines Gekicher.
    »Und wenn nicht Sie, dann ganz bestimmt Ihre Frauen.«
    Schweigen. Gefolgt von einem Tsunami des Lachens, der, wie die meisten Flutwellen, jede Menge Schaum auf der Krone mit sich führt.
    Glenda, die sich zwischen den Serviermädchen versteckt hielt, war erschrocken und erzürnt zugleich, was sie ein bisschen in die Klemme brachte, und sie fragte sich … Also hat er tatsächlich etwas vor? Und diese Kerle schlürfen seine Worte genauso genüsslich in sich hinein wie das Bier.
    »Das hab ich noch nie gesehen«, sagte ein Weinkellner neben ihr.
    »Was denn?«
    »Dass Seine Lordschaft trinkt. Er trinkt nicht einmal Wein.«
    Glenda betrachtete die dünne Gestalt und sagte, sorgfältig artikulierend: »Wenn du sagst, dass er keinen Wein trinkt, meinst du damit, dass er keinen Wein trinkt, oder dass er keinen … Wein trinkt?«
    »Er trinkt nie was, keinen Alkohol. Mehr hab ich nicht gesagt. So ist er nun mal, der Lord Vetinari. Und er hat seine Ohren überall.«
    »Ich kann nur zwei sehen, aber

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