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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie zu dem Mädchen und zischte: »Ich hab dir doch gesagt, dass du weggehen sollst.«
    »Ich bin zurückgekommen, um Trev alles zu erzählen. Er hat mir ja schließlich so ein wunderschönes Gedicht geschrieben.«
    »Da hat sie nicht unrecht«, sagte ein Mann mit Metzgerschürze um. »Ich habe ihn hier überall rumlaufen sehen, aber irgendwelche Gliedmaßen hat er nie dabeigehabt.«
    »Stimmt«, sagte der Bäcker. »Hat er nicht auch diese ganzen hübschen Kerzen für das Bankett gestern Abend gemacht? Also für mich hört sich das nicht sehr nach einem Ork an.«
    »Außerdem«, sagte Brüller Nobbs (weder verwandt noch verschwägert), »hat er uns gestern trainiert, und er hat kein einziges Mal gesagt: ›Los, rein jetzt, Jungs, und reißt ihnen die Köpfe ab.‹«
    »Allerdings«, rief der Butler, der sich, soweit Glenda es beurteilen konnte, hier unten keine Freunde machte. »Menschen reißen keine Köpfe ab, so wie Orks.«
    Aus der Ferne hallte ein »Oaak! Oaak!« herbei.
    »Er hat uns Sachen beigebracht, da kommt man gar nicht drauf«, sagte der Brüller. »Zum Beispiel sollten wir mit verbundenen Augen spielen. Tolle Sachen. Eher Filosopie als Fußball, aber verdammt tolle Sachen.«
    »Taktisches Denken und Schlachtanalyse gehören zum Charakter eines Orks«, sagte Nutt.
    »Seht ihr? Niemand, der Charakter hat, reißt einem den Kopf ab, stimmt’s?«
    »Du hast wohl meine Exfrau nicht kennen gelernt, was?«, fragte der Bäcker.
    »Also, ich würde schon eine Grenze ziehen, wenn du Charakter hättest«, sagte der Metzger zur allgemeinen Belustigung. »Wenn einer ein Ork ist, ist das eine Sache, aber was wir hier auf gar keinen Fall haben wollen, ist irgend so ein halbseidener Ork mit Charakter.«
    Glenda schaute zu Nutt hinab. Er weinte.
    »Meine Freunde, ich danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen«, sagte er.
    »Na ja, du gehörst doch auch irgendwie zur Mannschaft«, sagte Brüller Nobbs (weder verwandt noch verschwägert), dessen Lächeln beinahe seine Nervosität überdeckte.
    »Vielen Dank, Herr Nobbs, das bedeutet mir sehr viel«, sagte Nutt und stand auf.
    Das war eine ziemlich komplexe, aus mehreren Teilen bestehende Bewegung.
    Eine Bewegung, die fortan in Glendas Kopf als eine Art Zeitlupenszene aus berstenden Ketten und berstendem Holz ablief, in der Nutt sich erhob, als wäre er von Spinnweben festgehalten worden. Einzelne Kettenstücke spritzten weg und prallten gegen die Wand. Schlösser zerbrachen. Was die Couch anging, so blieb so gut wie kein Stück mit einem anderen verbunden. Sie rieselte wie ein Haufen Feuerholz auf den Boden.
    »ABHAUEN, JUNGS!«
    Man hätte so etwas wie ein spezielles Mikrometer gebraucht, um herauszufinden, welcher der Anwesenden den Ruf zuerst ausstieß, aber die wilde Flucht durch den Korridor war sehr kurz und sehr rasch vorüber.
    »Wisst ihr was«, sagte Trev nach einigen Sekunden der Stille, »zwischendurch dachte ich mal ganz kurz, dass die Sache hier noch gut ausgeht.«
    »Diese seltsamen Frauen«, sagte Glenda. »Was war das?«
    Nutt stand ein wenig verloren in den Trümmern. Ein Stück Kette rutschte wie eine Schlange von seinen Schultern und fiel auf die Steinfliesen. »Die von vorhin?«, fragte er. »Das sind die Kleinen Schwestern der Ewigen Geschwindigkeit. Sie kommen aus Ephebe. Ich glaube, man bezeichnet ihre Spezies als Furien. Ich glaube, Ihre Ladyschaft hat sie hergesandt, für den Fall, dass ich jemanden verletze.« Die Worte kamen ohne Nachdruck und ohne Gemütsregung aus ihm heraus.
    »Aber du hast niemanden verletzt«, sagte Glenda.
    »Trotzdem sind sie weggerannt«, sagte Nutt. »Weil ich das bin, was ich bin.«
    »Na ja, das sind gewöhnliche Leute, wie du weißt«, sagte Glenda. »Sie sind …«
    »Knalltüten«, sagte Trev.
    Nutt drehte sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung in den Korridor, wobei er die Holz- und Metallkettenreste zur Seite kickte. »Aber die Welt ist voller gewöhnlicher Leute.«
    »Ihr könnt ihn nicht einfach so gehen lassen«, sagte Juliet. »Seht ihn euch an! Er sieht aus, als hätte er einen Tritt bekommen.«
    »Ich bin sein Boss, das ist meine Aufgabe«, sagte Trev.
    Glenda packte Trev am Arm. »Nein, ich erledige das. Jetzt hör mir mal zu, Trev Likely, unter dem ganzen Gequatsche bist du eigentlich ein ordentlicher Bursche, deshalb sage ich dir Folgendes: Siehst du Juliet dort drüben? Du kennst sie, sie arbeitet in der Küche. Du hast ihr ein sehr hübsches Gedicht geschrieben,

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