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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Schreibtischoberfläche, langte noch einmal nach unten und zog ein kaum benutztes Taschentuch hervor sowie, nach einigem Herumgesuche, ein Glas Wasser.
    »Ich muss das nicht glauben«, sagte Glenda. »Es ist eine Zeichnung. Es ist nicht echt.«
    Der Daumen des Bibliothekars ging nach oben, und er nickte. Er klemmte sich das Buch unter den Arm, packte sie mit der anderen Hand und führte sie mit überraschender Geschwindigkeit zur Tür hinaus in das große Labyrinth der Flure und Säle der Universität.
    Ihre atemlose Reise endete vor einer Tür, auf der »Institut für Postmortale Kommunikation« geschrieben stand. Die Farbe war jedoch schon ein wenig abgeblättert, und unter dem strahlenden neuen Schriftzug ließen sich immer noch die Buchstaben NEKR und etwas, das ein halber Totenschädel sein mochte, erkennen.
    Die Tür ging auf. Jede Tür, gegen die der Bibliothekar drückte, ging garantiert auf. Glenda hörte das Klirren, mit dem das Schloss auf der anderen Seite auf den Boden fiel.
    Mitten auf dem Boden, der sich ihren Blicken darbot, stand eine abscheuliche Gestalt. Ihr grässlicher Gesichtsausdruck erzielte nicht ganz die optimale Wirkung, weil an ihr ein recht gut lesbares Schild mit der Aufschrift »Boffos Scherzartikel und Schabernack. Verbesserte Totenbeschwörermaske. Schlussverkaufspreis 3 AM$« baumelte. Als sie abgenommen wurde, enthüllte sie das etwas ansprechendere Gesicht von Dr. Hix.
    »Es ist doch wirklich nicht nötig …«, sagte er, dann erblickte er den Bibliothekar. »Oh, womit kann ich dienen?«
    Der Bibliothekar hielt Dr. Hix das Buch vor die Nase, und Dr. Hix stöhnte auf. »Das schon wieder«, sagte er. »Was willst du?«
    »Wir haben einen Ork im Keller«, sagte Glenda. »Ja, weiß ich«, sagte Dr. Hix.
    Der Bibliothekar hatte ein breites Gesicht, aber es war trotzdem nicht breit genug, um das ganze Erstaunen unterzubringen, das er in diesem Moment ausdrücken wollte. Der Leiter des Instituts für Postmortale Kommunikation zuckte die Achseln und seufzte. »Sieh mal«, sagte er, als wäre er es leid, es immer wieder zu erklären, dann seufzte er noch ein Mal. »Ich soll hier der Finsterling sein, so steht es in den Statuten der Universität, stimmt’s? Ich soll an Türen lauschen, soll mich in der Schwarzen Kunst versuchen. Ich habe den Totenkopfring. Ich habe den Stab mit dem silbernen Totenkopf drauf …«
    »Und eine Maske aus dem Scherzartikelladen?«, warf Glenda ein.
    »Die übrigens durchaus zweckdienlich ist«, sagte Hix überheblich. »Sogar noch furchterregender als das Original und obendrein abwaschbar, was in diesem Institut immer von Vorteil ist. Wie auch immer, der Erzkanzler ist vor einigen Wochen hier unten gewesen und hat das gleiche Zeug gesucht wie ihr, da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Waren die Orks schreckliche Kreaturen?«, fragte Glenda.
    »Ich glaube, das kann ich dir vielleicht zeigen«, sagte Hix.
    »Dieser Herr hat mir bereits das Bild in dem Buch gezeigt«, erwiderte Glenda.
    »Das mit den Augäpfeln?«
    Glenda konnte sich nur allzu lebhaft daran erinnern. »Ja!«
    »Ach, da gibt es noch schlimmere!«, sagte Dr. Hix fröhlich. »Und ich nehme doch an, dass du einen Beweis haben möchtest?« Er drehte den Kopf halb zur Seite. »Charlie?« Am anderen Ende des Zimmers kam ein Skelett hinter einem schwarzen Vorhang hervormarschiert. Es hielt einen Becher in der Hand. Der Spruch auf diesem Becher hatte etwas Deprimierendes an sich: »Totenbeschwörer machen’s die ganze Nacht«.
    »Keine Angst«, sagte Dr. Hix.
    »Ich hab keine Angst«, sagte Glenda, die sich bis in die Zehenspitzen gruselte. »Ich bin schon mal im Schlachthaus gewesen. Das gehört zu meinem Job, außerdem ist das hier schön glatt und sauber.«
    »Vielen Dank«, sagte das Skelett artikuliert.
    »Aber ›Totenbeschwörer machen’s die ganze Nacht‹ ist doch ein bisschen armselig, oder? Finden Sie das nicht auch ein bisschen zu aufgesetzt?«
    »Es war schon schwer genug, so einen zu besorgen«, sagte Dr. Hix. »Wir sind nicht das allerbeliebteste Institut in dieser Universität. Charlie, die junge Dame würde gerne etwas über Orks erfahren.«
    »Schon wieder?«, stöhnte das Skelett und reichte dem Doktor den Becher. Es hatte eine ziemlich heisere Stimme, aber letztendlich deutlich weniger schrecklich, als sie hätte sein können. Abgesehen von allem anderen waren seine Knochen, nun ja, ein wenig losgelöst von allem und schwebten in der Luft, als wären sie die einzigen sichtbaren

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