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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vogel, dachte Glenda. So ruckartig.
    Dann öffnete das Wesen den Mund und kreischte: »Oaak! Oaak! Gefahr! Gefahr! Hütet euch! Hütet euch!« Sie stürzte sich auf die Couch, aber Trev stellte sich ihr in den Weg. »Du Narr! Der Ork wird deine Augen fressen!«
    Inzwischen war es ein Duett, weil eine zweite dieser Kreaturen auf etwas, das ein wallender Umhang sein konnte oder auch Flügel, aus der Dunkelheit herabgeglitten kam. Die beiden Wesen blieben ständig in Bewegung, ein jedes in eine andere Richtung, wobei sie immer näher an die Couch heranzukommen versuchten.
    »Hab keine Aaaangst«, krächzte eine von ihnen, »wir sind auf deiner Seiiiite. Wir sind hier, um dich zu beschützen.«
    Glenda, die vor Schreck zitterte, gelang es, langsam aufzustehen. Dann verschränkte sie die Arme. In dieser Haltung fühlte sie sich immer gleich deutlich besser. »Für wen haltet ihr euch eigentlich? Einfach so von der Decke runterzufallen und die Leute anzuschreien? Außerdem versaut ihr hier alles mit euren Federn. Das ist ekelhaft. Wir sind hier in einer … jedenfalls ziemlich nahe an einer Nahrungszubereitungszone.«
    »Ja, verzieht euch«, sagte Trev.
    »Ja, gib’s ihnen«, sagte Glenda aus dem Mundwinkel. »Ich wette, da hast du ewig lang drüber nachgedacht.«
    »Ihr versteht das nicht«, sagte eine der Kreaturen. Die Gesichter waren wirklich sehr seltsam, als hätte jemand aus Frauen Vögel gemacht. »Ihr befindet euch in großer Gefahr! Oaak!«
    »Wegen euch?«, fragte Glenda.
    »Wegen dem Ork«, sagte die Kreatur. Und das Wort klang wie ein Schrei: »Oaak!«
     
    In der Dunkelheit vor dem offenen Schrank blätterte die Seele Nutts eine Seite um. Er spürte jemanden an seinem Ellbogen, blickte auf und schaute ins Gesicht Ihrer Ladyschaft.
    »Warum habt Ihr mir verboten, das Buch zu öffnen, Euer Ladyschaft?«
    »Weil ich wollte, dass du es liest«, sagte ihre Stimme. »Du musstest die Wahrheit selbst herausfinden. Auf diese Weise finden wir alle die Wahrheit heraus.«
    »Und wenn die Wahrheit schrecklich ist?«
    »Ich glaube, die Antwort darauf kennst du bereits, Nutt«, sagte die Stimme Ihrer Ladyschaft.
    »Die Antwort lautet: Ob schrecklich oder nicht, Wahrheit bleibt Wahrheit«, sagte Nutt.
    »Und dann?«, sagte ihre Stimme wie die einer Lehrerin, die einen vielversprechenden Schüler ermutigt.
    »Und dann kann die Wahrheit geändert werden«, sagte Nutt.
     
    »Herr Nutt ist ein Goblin«, sagte Trev.
    »Ja, von wegen«, sagte das Vogelwesen. Eine Aussage, die für jemanden, dessen Gesicht immer vogelartiger aussah, unglaublich exotisch klang.
    »Wenn ich schreie, kommen jede Menge Leute angerannt«, sagte Glenda.
    »Und was wollen die dann machen?«, fragte das Wesen.
    Was die dann machen?, dachte Glenda. Sie würden wohl herumstehen und sagen: »Was soll das alles?« und dann die gleichen Fragen stellen wie wir. Sie scharrte mit den Füßen, als eines dieser Dinger zur Couch zu gelangen versuchte.
    »Der Ork wird töten«, sagte eine dritte Stimme, und das nächste von diesen Dingern fiel beinahe direkt vor Glendas Gesicht herab. Sein Atem roch nach Aas.
    »Herr Nutt ist nett und freundlich und hat noch niemandem etwas zuleide getan«, sagte Glenda.
    »Niemandem, der es nicht verdient hätte«, fügte Trev eilig hinzu.
    »Aber jetzt weiß der Ork, dass er ein Ork ist«, sagte eines der Wesen. Alle wogten jetzt wie in einer geisterhaften Pavane vor und zurück.
    »Ich glaube nicht, dass ihr uns berühren dürft«, sagte Trev. »Ich bin mir wirklich ziemlich sicher, dass ihr uns nicht berühren dürft.«
    Er setzte sich plötzlich neben dem liegenden Nutt auf den Boden und zog Glenda zu sich herunter. »Ich glaube, ihr müsst gewisse Regeln beachten«, sagte Trev. Die Gestalten blieben sofort stehen. Das war irgendwie noch unheimlicher als ihre Bewegungen. Sie standen starr wie Statuen.
    »Sie haben Krallen«, sagte Glenda leise. »Ich kann ihre Krallen sehen.«
    »Fänge«, sagte Trev.
    »Was redest du da?«
    »Den ganzen Fuß nennt man Fang. Bei Raubvögeln. Die einzelnen Krallen Klauen. Damit tragen sie ihre Beute weg. Das verwechseln viele.«
    »Außer dir«, sagte Glenda. »Du bist auf einmal der große Experte für grässliche vogelartige Untiere.«
    »Ich kann nichts dafür. Manchmal schnappt man solche Sachen einfach auf«, sagte Trev.
    »Wir müssen euch beschützen«, sagte eines der Frauenwesen. »Wir brauchen keinen Schutz vor Nutt! Er ist unser Freund«, sagte Glenda.
    »Und wie viele von euren

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