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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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seine Ohren rot, was bei einem Mann seiner Größe nie ein gutes Zeichen ist.
    »Also, ich habe nie behauptet, dass es kein schöner Name ist«, sagte der Bäcker und brachte mit reichlicher Verspätung seinen Brotlaib ins Spiel. »Aber ich hätte dich nie im Leben für einen Alphonse gehalten. Da zeigt sich mal wieder, dass man einfach nicht drinsteckt.«
    »Ich bin ein Ork«, sagte Nutt leise.
    »Eigentlich ist Alphonse ein ganz hübscher Name«, fuhr der Bäcker fort. »Das phonse zieht ihn ein bisschen runter, aber das Alf finde ich richtig gut.« Er hielt inne und drehte sich zu Nutt um. »Was meinst du mit Ork?«
    »Ein Ork«, wiederholte Nutt.
    Weit weg, irgendwo zwischen den Rohren der zentralen Heizungsversorgung, ertönte ein Schrei: »Oaak! Oaak!«
    »Sei nicht blöd, so was wie Orks gibt es schon lange nicht mehr. Die sind alle vor Hunderten von Jahren umgebracht worden. Dabei waren sie verdammt schwer umzubringen, hab ich irgendwo gelesen«, sagte ein Butler.
    »Mit der zweiten Hälfte Ihrer Aussage liegen Sie vollkommen richtig«, sagte Nutt, der immer noch an die Couch gekettet war. »Trotzdem bin ich, wie auch immer, ein Ork.«
    Glenda senkte den Blick. »Du hast mir gesagt, du bist ein Goblin, Nutt. Du hast mir gesagt, du bist ein Goblin.«
    »Ich war schlecht informiert«, erwiderte Nutt. »Ich weiß, dass ich ein Ork bin. Ich glaube, ich habe seit jeher gewusst, dass ich ein Ork bin. Ich habe die Tür aufgemacht und das Buch gelesen, und ich kenne die Wahrheit meiner Seele, und ich bin ein Ork, und aus irgendeinem Grund bin ich ein Ork mit dem schrecklichen Verlangen, eine Zigarre zu rauchen.«
    »Waren das nicht solche schrecklichen riesengroßen Ungeheuer, die nicht aufhören wollten zu kämpfen und sich mit Freude einen Arm abgerissen haben, um ihn als Waffe zu benutzen?«, sagte Brüller Nobbs (weder verwandt noch verschwägert). »In Bögen & Bolzen war mal ein Artikel über sie.«
    Alle Augen richteten sich auf Nutts Arme. »So lautet wohl das Urteil der Geschichte«, sagte Nutt. Er sah Glenda an. »Tut mir schrecklich leid«, sagte er. »Ich habe nicht gehorcht, so wie alle, verstehen Sie? Schnauzentintel schreibt darüber in seinem Buch Die Gehorsamkeit des Ungehorsams. Deshalb wollte ich wissen, was sich in dem Schrank befand. Einige Erfahrungen mit geknackten Schlössern hatte ich ja schon. Ich machte den Schrank auf, ich las das Buch und …« Seine Ketten klirrten, als er sich anders hinlegte. »Ich habe nicht gehorcht. Ich glaube, so ergeht es allen. Es gelingt uns recht gut, das, was wir nicht wissen möchten, vor uns selbst zu verstecken. Glauben Sie mir, es ist mir sehr gut gelungen, das vor mir selbst geheim zu halten. Aber es will heraus, in den Träumen oder wenn man nicht richtig auf der Hut ist. Ich bin ein Ork. Daran besteht überhaupt kein Zweifel.«
    »Alles klar, gut, du bist ein Ork. Warum versuchst du dann nicht, mir den Kopf abzureißen?«, fragte Brüller Nobbs (weder verwandt noch verschwägert).
    »Hätten Sie das gerne?«, fragte Nutt.
    »Nein. Ehrlich gesagt: Nein!«
    »Wen kümmert das?«, sagte Trev. »Das sind doch alles uralte Geschichten. Heutzutage sieht man sogar überall Vampire rumlungern. Wir haben Trolle und Golems und Zombies und was weiß ich noch alles, und sie alle malochen hier. Wer schert sich darum, was vor ein paar hundert Jahren war?«
    »Moment mal. Einen Moment mal«, sagte der Butler. »Er reißt dir den Kopf deshalb nicht ab, weil er angekettet ist.«
    »Warum hast du uns gesagt, dass wir dich in Ketten legen sollen?«, fragte Glenda.
    »Damit ich niemandem den Kopf abreiße. Ich habe die Wahrheit geahnt, obwohl ich nicht genau wusste, was ich da ahnte. Jedenfalls glaube ich, dass es so funktioniert hat.«
    »Dann heißt das also, dass du dich nicht befreien und uns allen die Glieder aus dem Leib reißen kannst«, sagte Brüller Nobbs (weder verwandt noch verschwägert). »Nichts für ungut, aber heißt das auch, dass du uns nicht trainierst?«
    »Tut mir sehr leid«, sagte Nutt, »aber wie Sie sehen, bin ich sozusagen verhindert.«
    »Seid ihr alle völlig durchgedreht?« Diese Worte kamen erstaunlicherweise von Juliet, die im Korridor stand. »Das ist Nutt. Er macht doch nichts anderes als Kerzen und solches Zeug. Ich sehe ihn ständig hier, und noch nie hat er das Bein von jemandem in der Hand gehabt und ’n Kopf schon gar nicht. Außerdem mag er Fußball!«
    Glenda glaubte, Trevs Herzschlag laut und deutlich hören zu können. Eilig ging

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