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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Eigentlich war er kaum mehr als ein Karren mit einer Reihe von Doppelsitzen gleich hinter der leicht erhöhten Sitzbank des Kutschers. Zu beiden Seiten hielten Planen das widrigste Wetter von den Gästen ab, ließen aber zum Glück trotzdem so viel Wind herein, dass der Geruch der Polsterung, die die Menschheit in all ihrer Vielfalt und ihren Bedürfnissen erlebt hatte, ein wenig entschärft wurde.
    Glenda hatte den Eindruck, dass einige der Reisenden Stammgäste waren. Eine ältere Frau saß still da und strickte. Die Jungs waren immer noch mit dem verstohlenen Kichern beschäftigt, das ihrem Alter angemessen war, und ein Zwerg ließ den Blick ziellos aus dem Fenster schweifen. Niemand unterhielt sich groß, bis auf einen Mann ganz hinten, der pausenlos mit sich selbst redete.
    »Es geht nicht schnell genug!«, rief Glenda, nachdem sie zehn Minuten durch die Schlaglöcher geschaukelt waren. »Da kann ich ja schneller rennen!«
    »Ich glaube nicht, dass er so weit kommt«, sagte Trev.
    Die Sonne ging unter, und die Schatten wanderten bereits über die Kohlfelder heran, da quälte sich vor ihnen eine einsame Gestalt die Straße entlang. Trev sprang ab. »Oaak! Oaak!«
    »Das sind diese elenden Viecher«, sagte Glenda und rannte hinter ihm her. »Gib mir das Bleirohr.«
    Nutt hockte halb im Staub der Straße. Die Schwestern der Ewigen Geschwindigkeit flogen halb, halb flatterten sie um ihn herum, während er versuchte, das Gesicht mit den Händen zu schützen. Sie nahmen die Passagiere aus dem Bus kaum wahr, bis das Bleirohr eintraf, dicht gefolgt von Glenda. Es hatte nicht den von ihr erhofften Erfolg. Die Schwestern waren tatsächlich wie Vögel. Sie konnte sie nicht richtig treffen, sondern höchstens durch die Luft scheuchen.
    »Oaak! Oaak!«
    »Hört sofort auf, ihm wehzutun!«, schrie sie. »Er hat doch überhaupt nichts getan!«
    Nutt hob den Arm und packte sie am Handgelenk. Obwohl er nicht fest zudrückte, konnte sie es überhaupt nicht mehr bewegen. Es fühlte sich an wie plötzlich mit Stein einbalsamiert. »Sie sind nicht hier, um mir wehzutun«, sagte er. »Sie sind hier, um Sie zu beschützen.«
    »Vor wem?«
    »Vor mir. Jedenfalls ist es so gedacht.«
    »Aber ich brauche keinen Schutz vor dir. Das ist doch blanker Unsinn!«
    »Da sind sie anderer Meinung«, sagte Nutt. »Aber das ist nicht das Schlimmste.«
    Die Kreaturen kreisten um sie herum, und die anderen Passagiere, die sich der für Ankh-Morpork typischen Vorliebe für Improvisationstheater hingaben, hatten sich aus der Kutsche herausgequetscht und in ein aufmerksames Publikum verwandelt, was den Schwestern eindeutig zu schaffen machte.
    »Was ist denn das Schlimmste?«, wollte Glenda wissen und schlug mit dem Rohr nach der nächstbesten Schwester, die dem Schlag prompt auswich.
    »Dass sie womöglich recht haben.«
    »Na schön, du bist also ein Ork«, sagte Trev. »Orks haben früher Menschen gefressen. Hast du in letzter Zeit jemanden gefressen?«
    »Nein, Meister Trev.«
    »Na also, da haben wir’s doch.«
    »Man kann niemanden für etwas festnehmen, was er nicht getan hat«, sagte einer der Busfahrgäste und nickte weise. »Das ist ein Grundgesetz.«
    »Was ist ein Ork?«, erkundigte sich die Dame neben ihm.
    »Ach, die haben mal in früheren Zeiten oben in Überwald gelebt und Menschen in Stücke gerissen und aufgefressen.«
    »Ausländer halt«, sagte die Frau.
    »Aber die sind inzwischen alle tot«, sagte der Mann.
    »Das ist schön«, sagte die Frau. »Möchte jemand Tee? Ich habe eine Thermoskanne dabei.«
    »Sie sind alle tot, bis auf mich. Und ich fürchte, dass ich ein Ork bin«, sagte Nutt. Er schaute Glenda an. »Tut mir leid«, sagte er. »Sie sind sehr freundlich zu mir gewesen, aber ich weiß, dass ich es nicht loswerde, ein Ork zu sein. Es bringt unweigerlich Ärger. Und ich möchte nicht, dass Sie da mit hineingezogen werden.«
    »Oaak! Oaak!«
    Der Frau schraubte die Kappe von ihrer Thermoskanne. »Sie wollen doch jetzt niemanden auffressen, mein Guter, oder? Wenn Sie so einen Hunger haben, gebe ich Ihnen ein paar Makronen.« Sie richtete den Blick auf die nächstbeste Schwester und sagte: »Was ist mit Ihnen, meine Liebe? Ich weiß, dass keiner von uns etwas für sein Aussehen kann, aber wie kommt es, dass Sie aussehen wie ein Hühnchen?«
    »Oaak! Oaak!«
    »Gefahr! Gefahr!«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte ein anderer Passagier. »Aber ich glaub nicht, dass er uns was tut.«
    »Bitte, bitte«, flehte Nutt. Neben ihm auf

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