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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hinter ihm bloß ein Kopf war, der nach vorne auf die Straße schaute. »Dieser Kuss, den sie mir gegeben hat, war wirklich wunderbar. Ich sage Ihnen was, der Bus steht die ganze Zeit auf dem Hof, es liegt überall mehr als genug Stroh herum, und wenn jemand sich ein bisschen aufs Ohr legen will, dann weiß ich nichts davon. Wir fahren um sechs Uhr mit frischen Pferden los.« Beim Anblick ihres Gesichtsausdrucks musste er grinsen. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass wir im Nachtbus alle möglichen Passagiere haben: Halbwüchsige, die von zu Hause weglaufen, Frauen, die ihren Männern davonlaufen, Männer, die vor den Männern anderer Frauen davonlaufen. Das Gefährt heißt schließlich Omnibus, wissen Sie, und omni heißt so viel wie alles, und es passiert auch so gut wie alles in diesem Bus, deshalb hab ich auch diese Axt dabei, verstehen Sie? Aber so wie ich die Sache sehe, kann das Leben nicht nur aus Äxten bestehen.« Dann rief er mit lauter Stimme: »Nächster Halt Sto Lat, Leute! Rückfahrt um genau sechs Uhr in der Früh!« Er zwinkerte Glenda zu. »Und wenn Sie nicht da sind, fahre ich ohne Sie«, sagte er. »Sie müssen den Bus schon rechtzeitig erwischen, um mitzukommen.«
    »Na, so schlimm war’s doch gar nicht, oder?«, fragte Glenda, als die Lichter der Stadt größer wurden.
    »Mein Dad macht sich bestimmt Sorgen«, sagte Juliet.
    »Er wird sich schon denken, dass du mit mir zusammen unterwegs bist.«
    Trev sagte nichts. Nach den Regeln der Straße war es extrem beschämend, vor der eigenen Möchtegernfreundin als jemand hingestellt zu werden, den man so einfach als jemanden hinstellen kann, der nicht den nötigen Mumm in den Knochen hat, einem anderen ein Stück Bleirohr über den Schädel zu ziehen, auch wenn es in diesem Fall überhaupt niemand bemerkt zu haben schien.
    »Sieht aus, als gäbe es da vorne ein bisschen Ärger«, rief der Fahrer nach hinten. »Der Fliegende Lancrer ist noch nicht weg.«
    Zu sehen war nicht mehr als Fackeln und Laternenlicht, die die große Kutschenstation vor dem Stadttor erleuchteten, vor der mehrere Überlandkutschen standen. Als sie näher kamen, rief der Kutscher einen der dürren, o-beinigen und wieselartig aussehenden Männer an, die sich rings um jede Einrichtung, die irgendetwas mit Pferden zu tun hatte, aus dem Nichts zu materialisieren schienen. »Ist der Lancrer noch nicht weg?«, wollte er wissen.
    Der wieselartige Mann nahm eine Zigarettenkippe aus dem Mund, »’n Pferd hat sich’n Huf gespalten.«
    »Na und? Die haben doch’n Schmied hier, oder? Schnellere Postbeförderung und so weiter.«
    »Nachdem er sich die Hand auf dem Amboss breitgekloppt hat, geht hier gar nix mehr schnell«, sagte der Mann.
    »Das kostet ein Heidengeld, wenn der Lancrer nicht verkehrt«, sagte der Kutscher. »Ist ja mal wieder typisch Post. Eigentlich müsste man die Uhr nach dem Lancrer stellen können.«
    Nutt erhob sich. »Ich könnte das Pferd bestimmt für Sie beschlagen, mein Herr«, sagte er und hob auch schon seinen hölzernen Werkzeugkasten an. »Wenn Sie vielleicht jemandem Bescheid sagen, könnte ich sofort …«
    Der Mann stahl sich davon, und der Pferdebus kam in dem großen Hof zum Stehen. Kurz darauf kam ein etwas besser gekleideter Mann auf sie zugeeilt. »Einer von Ihnen is’n Schmied?«, erkundigte er sich und schaute dabei Glenda an.
    »Ich«, sagte Nutt.
    Der Mann musterte ihn ungläubig. »Sie sehen nicht gerade wie ein Schmied aus.«
    »Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme sind die meisten Schmiede eher sehnig als massig. Beim Schmieden braucht man nicht unbedingt Muskeln, sondern Sehnen.«
    »Und Sie wissen, wie man an einem Amboss arbeitet, ja?«
    »Sie würden sich wundern.«
    »In der Schmiede finden Sie Hufeisen«, sagte der Mann. »Von denen müssen Sie sich eins zurechtbiegen.«
    »Ich weiß, wie man das macht«, erwiderte Nutt. »Meister Trev, es wäre schön, wenn Sie mitkommen und mir mit dem Blasebalg helfen würden.«
     
    Der Gasthof war riesig und überfüllt, denn wie bei allen Kutschenstationen dauerte ein Tag hier vierundzwanzig Stunden und keinen Moment weniger. Es gab keine festen Essenszeiten. Warme Mahlzeiten waren für diejenigen, die sie sich leisten konnten, rund um die Uhr erhältlich, und im Schankraum standen auf einem improvisierten Buffet-Tisch Platten mit Aufschnitt und kaltem Braten bereit. Neuankömmlinge wurden so schnell wie möglich geleert und wieder aufgefüllt und dann wieder auf die Reise geschickt, da der Platz

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