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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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davon.
    »Aha, dann müssen Sie die Köchin aus der Unsichtbaren Universität sein«, sagte die Frau. »Was wiederum bedeutet, dass Sie leichter an gewisse Dinge herankommen als eine durchschnittliche Köchin, woraus ich wiederum schließen würde, dass Sie die eingelegten Zwiebeln, damit sie frisch und knackig bleiben, kurz vor dem Backen eine Zeitlang in einem kalten Raum nahe dem Gefrierpunkt aufbewahren, sie womöglich in etwas Käse einwickeln, damit sie kurzfristig isoliert sind, und wenn Sie dann Ihre Pastete richtig zusammenstellen und auf die Temperaturen achten, müsste das der ganze Trick gewesen sein.« Sie machte eine kurze Pause. »Hallo?«
    »Sind Sie auch Köchin?«, fragte Glenda.
    »Ach du meine Güte, aber nein!«
    »Dann sind Sie einfach so darauf gekommen? Herr Nutt hat mir erzählt, dass Ihre Ladyschaft ziemlich schlaue Leute um sich schart.«
    »Nun, es ist mir ein bisschen peinlich, aber ich muss zugeben, dass es der Wahrheit entspricht.«
    »Trotzdem hätte sie Mister Nutt nicht sagen sollen, er sei ohne Wert. So was sagt man zu niemandem.«
    »Aber er war doch wertlos, oder nicht? Als man ihn gefunden hat, konnte er nicht mal richtig sprechen. Also hat sie ihm doch in erster Linie geholfen.«
    »Aber er macht sich ständig Sorgen, und jetzt ist auch noch herausgekommen, dass er ein Ork ist. Was soll das alles?«
    »Tut er denn, Ihrer Meinung nach, irgendetwas ausgesprochen Orkisches?«
    Widerwillig antwortete Glenda: »Manchmal verwandeln sich seine Fingernägel in Krallen.«
    Die Frau sah plötzlich besorgt aus. »Und was macht er dann?«
    »Na ja, nichts«, sagte Glenda. »Sie … ziehen sich einfach wieder zurück. Aber er kann wunderschöne Kerzen machen«, fügte sie rasch hinzu. »Er macht ständig etwas. Es ist, als ob … als wäre sein Wert etwas, das sich ständig verbraucht und immer wieder nachgefüllt werden muss.«
    »Vielleicht ist Ihre Ladyschaft, jetzt, wo Sie es so darstellen, doch ein bisschen zu streng mit ihm gewesen.«
    »Liebt sie ihn denn?«, fragte Glenda.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, hat ihn denn überhaupt je jemand geliebt?«
    »Ach, ich glaube schon, dass sie ihn liebt, auf ihre Weise«, sagte die Frau. »Allerdings ist sie nun mal eine Vampirin. Vampire sehen die Welt meistens ziemlich anders.«
    »Also, wenn ich ihr noch mal begegne, blase ich ihr gehörig den Marsch«, sagte Glenda. »Den armen Kerl dermaßen zu verkorksen! Und dann noch diese elenden Frauenviecher auf ihn anzusetzen. Das sollte sie mal bei mir versuchen!«
    »Sie ist immens stark, heißt es«, sagte die Frau.
    »Das gibt ihr noch lange nicht das Recht dazu«, erwiderte Glenda. »Und soll ich Ihnen noch was verraten? Herr Nutt ist auch hier. Ja, er ist draußen im Hof und beschlägt gerade eins der Pferde für den Fliegenden Lancrer. Er ist wirklich ein erstaunlicher Bursche.«
    »Hört sich ganz danach an«, sagte die Frau und lächelte verhalten. »Sie scheinen ihm sehr attachiert zu sein.«
    Glenda zögerte. »Soll das irgendwas Unanständiges sein?«
    »Es bedeutet: eine große Zuneigung für jemanden hegen«, antwortete die Frau. »Hegen Sie eine große Zuneigung für Herrn Nutt, Fräulein Zuckerbohne? Und vergessen Sie nicht, dass ich es stets vorziehe, wenn mir die Leute, ehe sie antworten, die Ehre antun, vorher zu überlegen, was sie sagen wollen.«
    »Also, ich mag ihn sehr«, sagte Glenda hitzig.
    »Das ist reizend«, sagte die Frau. »Es sieht ganz so aus, als hätte Herr Nutt mehr Wert erlangt, als ich bisher angenommen habe.«
    »Dann berichten Sie Ihrer Ladyschaft, was ich gesagt habe«, sagte Glenda und spürte, dass sie brennende rote Flecken am Hals bekam. »Herr Nutt hat Freunde gefunden.«
    »Das werde ich ganz sicher nicht versäumen«, erwiderte die Frau und erhob sich. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Ich bin sicher, dass unsere Kutsche gleich losfährt. Ich muss mich sputen.«
    »Nicht vergessen, was ich gesagt habe!«, rief ihr Glenda hinterher.
    Sie sah, dass sich die Frau noch einmal umdrehte und ihr zulächelte, dann verschwand sie im Durcheinander der Insassen einer soeben eingetroffenen Kutsche, die aus der kalten Nachtluft in die Wirtsstube hereindrängten.
    Glenda, die im gleichen Moment wie die Frau aufgestanden war, ließ sich schwer auf die Bank plumpsen. Für wen um alles in der Welt hielt sich diese Frau? Wahrscheinlich war es die Bibliothekarin Ihrer Ladyschaft. Nutt hatte sie mehrmals erwähnt. Alles in allem kümmerte sie sich um zu viele Dinge, die

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