Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
sie nichts angingen, fand Glenda. Sie hatte nicht mal den Anstand besessen, Glenda ihren Namen zu nennen.
    Die leisen, noch fernen Jagdhörner des schieren Entsetzens ertönten in ihrem Hinterkopf. Hatte sich die Frau nach Glendas Namen erkundigt? Nein! Trotzdem hatte sie ihn gekannt! Und woher wusste sie das mit der »Köchin« aus der Unsichtbaren Universität? Außerdem war sie in rasender Geschwindigkeit auf das Geheimrezept für die Ackermannpastete gekommen! Der kleine Teil von ihr, der kürzlich durch den Sherry befreit worden war, machte sich jetzt deutlich bemerkbar: Das Problem bei dir ist, dass du Vermutungen anstellst. Du siehst etwas, und schon glaubst du, das zu kennen, was du da siehst. Sie hat sich mit Sicherheit nicht wie eine Bibliothekarin angehört.
    Langsam, ganz langsam hob Glenda die rechte Hand, ballte sie zur Faust, senkte sie wieder bis zu ihrem Mund, schob sie ein Stück hinein und biss sehr fest darauf – vielleicht half das ja, die letzten fünfzehn Minuten aus dem Gedächtnis des Universums zu streichen und sie mit etwas weitaus weniger Peinlichem zu ersetzen, beispielsweise dass ihr der Schlüpfer in aller Öffentlichkeit auf die Knöchel runterrutschte.
     
    Sogar hier, spät in der Nacht, stand die Schmiede im Zentrum der Aufmerksamkeit. Ständig fuhren Kutschen ab, neue Kutschen trafen ein. Der Gasthof richtete sich nicht nach dem Sonnenlauf, sondern nach dem Fahrplan, und alle möglichen hier gestrandeten Leute, die auf ihre Anschlüsse warteten, lungerten um die Schmiede herum, weil es dort kostenlos etwas zu sehen gab und weil es dort in der frostigen Nachtluft angenehm warm und gemütlich war.
    Nutt beschlug ein Pferd. Trev hatte schon vorher gesehen, wie Pferde beschlagen wurden, aber noch nie auf diese Weise. Das Pferd stand da wie festgenagelt und zitterte kaum merklich. Wenn Nutt wollte, dass es sich bewegte, schnalzte er mit der Zunge. Wenn er wollte, dass es das Bein hob, schnalzte er wieder mit der Zunge, und es geschah. Trev hatte den Eindruck, dass er weniger einem Mann beim Beschlagen eines Pferdes zusah als einem Meister, der einer Welt voller Amateure seine hohe Kunst vorführte. Als das Hufeisen auf dem Huf saß, ging das Pferd vor der versammelten Menge rückwärts, wie ein Model bei einer Modenschau, und drehte sich zur Seite, wenn Nutt eine Handbewegung machte oder mit der Zunge schnalzte. Das Pferd schien nicht besonders glücklich zu sein, aber es war, alle Wetter, ganz gewiss sehr gehorsam. »Ja, ich glaube, das geht so«, sagte Nutt.
    »Wie viel sind wir Ihnen schuldig?«, erkundigte sich der Kutscher. »Hervorragend gemacht, wenn ich das sagen darf.«
    »Wie viel? Wie viel? Wie viel?«, sagte Nutt und drehte die Worte im Kopf ein ums andere Mal um. »Habe ich mich als wertvoll erwiesen, mein Herr?«
    »Das würde ich wohl meinen, Kamerad. Ich hab noch nie einen so gleichmäßigen Huf wie den hier gesehen.«
    »Dann bin ich damit zufrieden«, sagte Nutt. »Und mit einer Fahrt für mich und meine drei Freunde zurück nach Ankh-Morpork.«
    »Und fünf Dollar«, sagte Trev, der sich mit der Geschwindigkeit des Geldes von der Stelle an der Wand, an der er sich herumgedrückt hatte, abstieß.
    Der Kutscher schniefte. »Ein bisschen viel«, sagte er.
    »Was?«, sagte Trev. »Für Nachtarbeit? Mit einer größeren Präzision als bei Burlich und Starkimarm? Meiner Meinung nach ist das kein schlechtes Geschäft.«
    Ein Murmeln aus den Reihen der Zuschauer unterstützte Trevs Argumente. »Ich habe noch nie gesehen, dass jemand so etwas gemacht hat«, sagte Juliet. »Wenn jemand ihn drum gebeten hätte, hätte er das Pferd auch noch tanzen lassen.«
    Der Kutscher zwinkerte Trev zu. »Von mir aus, Kumpel. Was soll ich sagen? Der alte Habakuk dort drüben ist ein guter Kerl, aber ein bisschen jähzornig, wie man so sagt. Einmal hat er einen Kutscher direkt durch die Mauer getreten. Hätte nie gedacht, dass ich ihn mal sein Bein heben sehe wie’n dressiertes Schoßhündchen. Ihr Kollege hat sich sein Geld und die Fahrt redlich verdient.«
    »Sie können ihn jetzt nehmen«, sagte Nutt. »Aber halten Sie ihn gut fest, denn es könnte gut sein, dass er ein bisschen munterer wird, wenn er ein Stück von mir weg ist.«
    Die Menge verlief sich. Nutt löschte mit geübten Griffen das Schmiedefeuer und fing an, sein Werkzeug wieder in die Kiste zu räumen. »Wenn wir wieder zurückwollen, sollten wir gleich losfahren. Hat jemand Fräulein Glenda gesehen?«
    »Hier bin ich«,

Weitere Kostenlose Bücher