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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Büroartikel«, antwortete Vetinari. »Ich habe mir schon manches Mal überlegt, ob sein Leben sich zum Besseren wenden würde, wenn er einer jungen Dame begegnete, die bereit wäre, sich als Versandtasche zu verkleiden.«
    Sie standen auf dem Balkon vor dem Rechteckigen Büro, von dem aus man einen herrlichen Blick über das Stadtzentrum hatte und zugleich als Beobachter so gut wie unsichtbar blieb.
    »Kommst du mit dem Abkommen voran?«, erkundigte sich Vetinari.
    »Gewiss«, antwortete Ihre Ladyschaft. »Endlich Frieden zwischen Zwergen und Trollen.«
    Vetinari lächelte. »Das Wort ›Frieden‹ wird im Allgemeinen als eine Periode der Erholung und Wiederbewaffnung vor dem nächsten Krieg definiert. Waren viele Meuchelmorde vonnöten?«
    »Havelock! Manchmal bist du aber auch sehr direkt!«
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber es ist nun mal so, dass der Fortschritt der Geschichte sowohl Metzger als auch Hirten erfordert.«
    »Es gab keine Meuchelmorde«, sagte Ihre Ladyschaft und hob den Blick. »Allerdings ereigneten sich ein schrecklicher Bergbauunfall und ein ziemlich ungewöhnlicher Bergrutsch. Außerdem muss noch über diese Sache in Loko entschieden werden. Die Zwerge verlangen immer noch totale Ausrottung.«
    »Wie viele Orks gibt es dort?«
    »Das weiß niemand. Vielleicht kann Nutt sie ausfindig machen.«
    »Wir dürfen keinen Völkermord zulassen«, sagte Vetinari. »Die Geschichte findet immer einen Weg, sich für solche Dinge zu rächen.«
    »Er entpuppt sich ja als ganz schöne Überraschung.«
    »Das ist mir auch zu Ohren gekommen. Den Berichten zufolge ist er all das, was die Orks nicht waren.«
    »Trotzdem wird er darunter immer ein Ork bleiben«, sagte Ihre Ladyschaft.
    »Ich frage mich, was wir alle unter der Oberfläche sind«, entgegnete Vetinari.
    »Du weißt, dass du ein sehr großes Risiko eingegangen bist.«
    »Madame, diese Stadt ist ein einziges Risiko, das kann ich dir versichern.«
    »Und Macht ist reines Blendwerk«, sagte Ihre Ladyschaft und streckte die Hand nach dem Wein aus.
    »Seltsam, Kommandeur Mumm erinnert mich fast jeden einzelnen Tag daran. Kein staatlicher Polizeiapparat hätte gegen eine wütende und entschlossene Bevölkerung Bestand. Der Trick besteht darin, sie das nicht wissen zu lassen. Ja?«
    Es hatte an die Tür geklopft. Drumknott erschien wieder. »Tut mir leid, aber unter diesen Umständen hielt ich es für besser …« Er rümpfte die Nase. »Es ist diese Pastetenfrau.«
    »Ah, Fräulein Zuckerbohne, die legendäre Erfinderin der berühmten Ackermannpastete«, rief Vetinari. »Und eine Freundin von Herrn Nutt«, sagte er mit Blick auf Ihre Ladyschaft.
    »Ich bin ihr bereits begegnet, Havelock. Sie hat mir eine wahre Strafpredigt gehalten.«
    »Ja, das kann sie sehr gut. Man kommt sich immer vor wie in eine eiskalte Badewanne getaucht. Bring sie doch herein, Drumknott.«
    »Es ist ein junger Mann bei ihr. Ich kenne ihn als Trevor Likely, Sohn des berühmten Fußballers Dave Likely, und sie hat mir mitgeteilt, dass sie Ihnen tatsächlich eine Ackermannpastete mitgebracht hat.«
    »Du nimmst doch nicht ungeprüft Nahrungsmittel von einer Bürgerin entgegen?«, fragte Ihre Ladyschaft entsetzt.
    »Von dieser Bürgerin ohne Weiteres«, erwiderte Vetinari. »Es ist völlig ausgeschlossen, dass sie irgendetwas vergiftet. Nicht aus Hochachtung vor mir, versteh mich nicht falsch, sondern aus Respekt vor dem Essen. Geh nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass du das hier … sehr interessant findest.«
    Die Pastete in Glendas Händen war noch warm, als sie das Rechteckige Büro betrat. Beim Anblick von Lady Margolotta wäre sie beinahe erstarrt, aber in diesem Moment überkam sie eine gewisse Dickfelligkeit.
    »Muss ich einen Knicks machen?«, fragte sie.
    »Nur wenn Sie das Bedürfnis danach verspüren.«
    »Wir sind gekommen, um Euch zu warnen«, sagte Trev.
    »Tatsächlich?« Vetinari hob eine Augenbraue.
    »Ankh-Morpork United hat vor, die Unsichtbaren Akademiker tief in den Dreck zu treten, und zwar mit den ganz groben Stiefeln.«
    »Meine Güte! Glauben Sie denn, dass sie das schaffen?«
    »Das sind keine normalen Fußballspieler!«, platzte es aus Trev heraus. »Die kommen von der Straße. Die sind bewaffnet!«
    »Ach ja – Fußball als Krieg«, sagte Vetinari. »Jedenfalls vielen Dank, dass Sie mir Bescheid gesagt haben.«
    Schweigen breitete sich aus. Vetinari brach die Stille, indem er sagte: »Wollten Sie mir noch etwas mitteilen?« Er schaute auf die Pastete,

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