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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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war.
    »Aha, in diesem Falle könnte ich mir denken, dass Voglers Missvergnüglicher Fehlgebrauch unser Freund sein könnte«, sagte er froh gelaunt und führte sie zu einem Lesepult, an dem sie mehrere erleuchtende Minuten verbrachte, ehe sie auf dem Weg, auf dem sie gekommen war, wieder zurückeilte, ein bisschen schlauer und noch viel verlegener.
    Nutt stand nach wie vor an der Stelle, an der sie ihn stehen gelassen hatte, und sah zu Tode erschrocken aus.
    »Tut mir leid, ich wusste nicht, wie du das gemeint hast«, sagte sie und dachte: ergiebig, produktiv und fruchtbar. Tja, jetzt kann ich mir vorstellen, wie er darauf gekommen ist, aber Pech, das bin ich nicht, nein, so bin ich im Grunde überhaupt nicht. Glaube ich. Hoffe ich doch.
    »Ähm, es war sehr freundlich, dass du das über mich gesagt hast«, sagte sie, »aber du hättest eine passendere Sprache benutzen sollen.«
    »Ach, ja, tut mir leid«, sagte Nutt. »Das hat mir Meister Trev auch schon gesagt. Dass ich nicht so geschwollen daherreden soll. Ich hätte stattdessen sagen sollen, dass Sie enorme T …«
    »Lass es einfach damit gut sein, ja? Trevor Likely bringt dir Eloquenz bei?«
    »Sagen Sie nichts, ich komm gleich drauf: Sie meinen, wie man ordentlich redet?«, fragte Nutt. »Ja, und er hat versprochen, mich zum Fußball mitzunehmen«, fügte er stolz hinzu.
    Das führte zu einigen Erklärungen, die Glenda jedoch nur traurig machten. Trev hatte natürlich recht. Leute, die keine langen Worte kannten, waren denen gegenüber, die sie benutzten, oft voreingenommen. Aus diesem Grund misstrauten ihre männlichen Nachbarn wie Herr Stollop und seine Kumpel so gut wie jedem. Ihre Frauen hingegen verfügten über ein viel größeres, wenn auch sehr spezialisiertes Vokabular, dank der billigen Liebesromane, die in allen Straßen wie Kassiber zwischen Spülküche und Waschhaus kursierten. Daher kannte Glenda Ausdrücke wie »Eloquenz«, »schmachtend«, »Boudoir« und »Retikül«, obwohl sie sich bei »Retikül« und »Boudoir« nicht so ganz sicher war und es vermied, sie zu benutzen, was im Allgemeinen nicht allzu schwer war. Sie hatte mehr als einen Verdacht bezüglich dessen, was das »Boudoir« einer Dame sein mochte, und sie würde auf gar keinen Fall jemanden danach fragen, nicht einmal in der Bibliothek, denn sie wollte schließlich nicht ausgelacht werden.
    »Aha. Zum Fußball will er dich auch mitnehmen? Na, dort wirst du aber auffallen wie ein Diamant im Ohrloch eines Schornsteinfegers!«
    Du sollst nicht auffallen. Er musste so viele Dinge berücksichtigen!
    »Er hat gesagt, dass er auf mich aufpasst«, erwiderte Nutt und ließ den Kopf hängen. »Hm, ich hab mich gefragt, wer dieses hübsche junge Frollein war, das gestern Abend hier gewesen ist«, fügte er verzweifelt und so durchsichtig wie Luft hinzu.
    »Er hat dir aufgetragen, mich danach zu fragen, stimmt’s?«
    Lüge. Bleib in Sicherheit. Aber Ihre Ladyschaft war nicht hier! Und die nette Apfelkuchenfrau stand hier direkt vor ihm! Warum war nur alles immer so kompliziert!
    »Ja«, sagte er kleinlaut.
    »Sie heißt Juliet.« Glenda wunderte sich selbst über sich. »Sie wohnt Tür an Tür neben mir, also lässt er sich dort lieber nicht blicken, alles klar? Juliet Stollop – mal sehen, wie ihm das schmeckt.«
    »Befürchten Sie, dass er ihr nachsteigt?«
    »Wenn ihr Vater sieht, dass er Düstergut-Fan ist, also ein Dösel, dann steigt der ihm erst recht nach, und zwar um ihn zu vermöbeln!«
    Nutt schaute sie groß an, also redete sie weiter: »Weißt du denn überhaupt nichts? Alte Freunde Düstergut? Die Dösel? Die Fußballmannschaft? Die Schwestern sind der Fußballverein der Tollen Schwestern. Die Schwestern hassen die Dösel, die Dösel hassen die Schwestern! So ist es schon immer gewesen!«
    »Wie konnte es nur zu solchen Differenzen zwischen ihnen kommen?«
    »Was? Es gibt keine Differenzen zwischen ihnen, jedenfalls nicht, wenn man die Fahnen, Schals und Abzeichen beiseite lässt! Es sind zwei Mannschaften, einander ebenbürtig in ihrer Niederträchtigkeit! Die Tollen Schwestern tragen Weiß und Schwarz, Düstergut trägt Pink und Grün. Das ist bloß Fußball. Diese verdammte, elende Bolzerei und Hackerei und Stoßerei und In-die-Augen-Piekserei, dieser ganze verflixte Fußball!«
    Die Bitterkeit in Glendas Stimme hätte Sahne sauer werden lassen können.
    »Aber Sie haben selbst einen Schwestern-Schal!«
    »Wenn man dort wohnt, ist das sicherer. Außerdem muss man die

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