Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
eigene Mannschaft unterstützen.«
    »Aber ist es nicht bloß ein Spiel, so wie Mikado oder Halma oder Klonk?«
    »Nein! Es ist eher wie Krieg, bloß ohne die freundlichen Gesten und die Rücksichtnahme!«
    »Meine Güte. Aber Krieg ist doch nicht rücksichtsvoll, oder?«, fragte Nutt mit bestürzter Miene nach.
    »Nein!«
    »Aha, verstehe. Das war ironisch gemeint.«
    Sie schaute ihn schräg von der Seite an. »Könnte gut sein«, räumte sie dann ein. »Du bist ein Kapitel für sich, Nutt. Wo kommst du eigentlich her?«
    Sofort setzte die alte Panik wieder ein. Sei harmlos. Sei hilfsbereit. Schließe Freundschaft. Lüge. Aber wie log man Freunde an?
    »Ich muss jetzt los«, sagte er und eilte schon die ersten steinernen Stufen hinab. »Meister Trev wartet bestimmt schon auf mich!«

Nett, aber ein Kapitel für sich, dachte Glenda und schaute ihm nach, wie er die Treppe hinabhüpfte. Und ziemlich schlau. Meinen Schal aus zehn Metern Entfernung dort hängen zu sehen!
     
    Das Geräusch einer scheppernden Blechbüchse machte Nutt auf seinen Vorgesetzten aufmerksam, noch ehe dieser das Kerzengewölbe durch den alten Bogengang betrat. Die anderen Anwesenden hielten in ihrer Arbeit inne, was, offen gesagt, angesichts ihres normalen Schneckentempos so gut wie keinen Unterschied machte, und betrachteten ihn ausdruckslos. Aber immerhin beachteten sie ihn. Sogar Beton sah einigermaßen wach aus, bis auf den kleinen braunen Sabbertropfen, den Nutt aus seinem Mundwinkel trielen sah. Jemand hatte ihm wieder Eisenspäne gegeben.
    Die Büchse sauste von Trevs Fuß steil nach oben, vollführte einen Kreisbogen über seinem Kopf und fiel dann schräg wieder herab, als rollte sie einen unsichtbaren Abhang hinunter, wo sie in Trevs wartender Hand landete. Von Seiten der Zuschauer war anerkennendes Gemurmel zu hören, und Beton hämmerte mit der Hand auf den Tisch, was im Allgemeinen Zustimmung bedeutete.
    »Wo warst du denn so lange, Gobbo? Haste Glenda angemacht? Bei der kannste nich landen, glaub mir. Hab selbst schon alles Mögliche versucht, echt. Null Chance, Kumpel.« Er warf Nutt einen schmuddeligen Beutel zu. »Zieh das schnell an, sonst fällste auf wie’n Diamant im …«
    »Ohrloch eines Schornsteinfegers?«, fragte Nutt unsicher.
    »Genau! So langsam hast du’s geschnallt. Jetzt trödel nich rum, sonst kommen wir noch zu spät.«
    Nutt schaute misstrauisch auf einen langen, sehr langen Schal in Pink und Grün und auf eine große gelbe Wollmütze mit einer rosafarbenen Bommel obendrauf.
    »Zieh sie bis über die Ohren runter«, befahl ihm Trev. »Und mach hin!«
    »Äh … rosa?«, fragte Nutt zweifelnd und hielt den Schal hoch.
    »Was ist damit?«
    »Ist Fußball nicht ein Spiel für harte Männer? Wohingegen Pink, entschuldigen Sie bitte, doch wohl eher eine … Mädchenfarbe ist?«
    Trev grinste. »Stimmt, ganz genau. Aber denk mal drüber nach. Du bist doch der Schlaue hier. Außerdem kannst du, soweit ich weiß, gleichzeitig laufen und denken. Damit fällst du hier unten auch ganz schön auf.«
    »Aha, ich glaube, ich hab’s. Das Rosa proklamiert eine beinahe kriegerische Männlichkeit, die besagt: Ich bin so maskulin, dass ich es mir sogar leisten kann, dich dazu zu verleiten, meine Männlichkeit in Frage zu stellen, was mir wiederum die Gelegenheit verschafft, sie erneut zu proklamieren, indem ich dir als Antwort darauf Gewalt antue. Ich weiß nicht, ob Sie schon mal Offelbergers Grundsätzliche Missverständnisse hinsichtlich bestimmter Manifestationen traditioneller Männlichkeit gelesen haben?«
    Trev packte ihn an der Schulter und drehte ihn grob zu sich um. »Was glaubst’n du, Gobbo, hä?«, sagte er. Sein gerötetes Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter vor dem von Nutt. »Was haste für’n Problem? Was soll der Scheiß? Du haust hier Zehn-Dollar-Wörter raus und schmeißt damit um dich, als würdeste hier’n Puzzle legen! Wie kommt’s eigentlich, dass du hier unten im Gewölbe bist, hä, und für jemand wie mich arbeitest? Da stimmt doch was nich! Biste auf der Flucht vor der Schmiere? Damit habbich kein Problem, wennde nich grad ’ne alte Frau umgenietet hast oder so was, aber jetzt sagst du mir das gefälligst!«
    Zu gefährlich, dachte Nutt verzweifelt. Themawechsel! »Sie heißt Juliet!«, keuchte er. »Das Mädchen, nach dem du gefragt hast! Sie wohnt gleich neben Glenda! Ehrlich!«
    Trev sah ihn ungläubig an. »Hat dir Glenda das gesagt?«
    »Ja!«
    »Sie hat dich aufgezogen. Sie hat

Weitere Kostenlose Bücher